„Wir sind fundamentaler Teil der Natur und ursprünglich zutiefst mit ihr verbunden, aber in unserem modernem Leben haben wir diese enge Verbindung verloren“, äußert der Architekt Giacomo Garziano in einer Presserklärung zu seinem jüngsten Projekt. Das Wohnhaus aus Holz, das er mit seinem Büro GG-loop (Amsterdam) auf dem Amsterdamer Zeeburgereiland entworfen hat, möchte das ändern und die Designvorlieben einer gutsituierten Klientel mit einem ökologischem Anspruch verbinden.
Die in der IJ zwischen Amsterdam und Amsterdam Noord gelegene dreieckige Insel Zeeburgereiland ist über den Piet Heyn Tunnel seit 1997 mit der Stadt verbunden. Das auf den eigentümlichen Namen Freebooter getaufte Bauprojekt bildet hier den Abschluss einer Townhouse-Reihe entlang des IJ-Ufers. Es ist zu einem kleinen Park hin ausgerichtet und hat so trotz des Standorts in der zweiten Reihe Blick aufs Wasser. Die bevorzugte Lage an der Stirnseite der Häuserzeile beschert dem extravaganten Holzbau drei Außenwände, was Garziano für sein Innenraumkonzept zu nutzen weiß.
Der Architekt gibt an, für sein Haus, das zwei Einliegerwohungen mit je 120 Quadratmetern beherbergt, über ein gesamtes Jahr hinweg den Lauf der Sonne analysiert zu haben. Daraus ergeben sich die Grundrisse der beiden Duplexwohnungen, die Positionierung der Fenster und die parametrischen Einschnitte in den vor den Glasflächen und Balkonen um das Haus angebrachten Holzlamellen. Diese sollen sicherstellen, dass die Innenräume einerseits stets optimal natürlich belichtet werden und andererseits die Privatsphäre der Bewohner dabei gewahrt bleibt.
Auch den fließenden Grundriss mit allerlei Durchbrüchen und die organische Linienführung des Innenausbaus hat Garziano mit Rücksichtnahme auf die alltägliche Nutzung konzipiert. Das „biophile Design“ seines Holzhauses sieht er als „Schlüssel zu innovativem Bauen, das eine Ausgewogenheit zwischen den technischen Aspekten des umweltbewussten Bauens und dem Raumgefühl für die Nutzer“ herstellen soll. Kurzum, das Haus will einen gesunden, erholsamen, aber auch produktiven Lebensraum bieten.
Anstatt auf kitschige Verkünstelungen oder Designspielereien setzt der Entwurf auf konstruktionsbedingtes bautechnisches Fachwissen und legt Wert auf handwerkliche Fähigkeiten und lokale Einflüsse. Maritime Gestaltungselemente und die Beschränkung auf Materialen, die auch im Bootsbau Verwendung finden – wie rote Zeder, Kiefer und Stahl –, spielen dabei eine wesentliche Rolle. Auf dem Dach sorgen Sonnenkollektoren für einen energetischen Ausgleich und die 122,5 Kubikmeter Holz, aus denen das Gebäude besteht, sollen fast 80 Tonnen CO2 speichern.
Der Name Freebooter bezieht sich Garziano zufolge übrigens auf die niederländische Seefahrtsgeschichte, „im speziellen die Freibeuter. Die Holländer waren schon immer Pioniere und haben eine große Bereitschaft, sich für Neues einzusetzen. Das gilt auch für das Team, das dieses Haus gebaut hat“, erklärt der Architekt. Anfang des Jahres gewann der Bau bereits bei den Frame Awards in der Kategorie „Large Appartment of the year“. (tl)
Fotos: Francisco Nogueira
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Mainzer | 29.04.2020 12:20 Uhrwer im glashaus sitzt ...
... Urbanität, Dichte und die inflationäre Verwendung von Glas vertragen sich vielfach nicht. Die Bewohner werden´s richten und allerlei Jalousien und Zeug´s einbauen (müssen) ... Schade!