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18.08.2016

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Schweizer Schalung

Wohnhaus aus Dämmbeton von HDPF


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Kompakt, pur, Dämmbeton. Auch in der Schweizer Wohnkolonie Breiten in Rümlang wird sich so mancher Nachbar fragen, wann dieses Haus endlich fertig wird – wer kommt schon auf die Idee, dass die Rohbau-Ästhetik vom Bauherren gewünscht ist? Das Büro Hamburger Du Pfammatter Ferrandiz AG Architekten, kurz HDPF, aus Zürich hatte einen ebensolchen Bauherren, als es das Haus Meister in Rümlang planen sollte. Ausschlaggebend für die Dämmbeton-Entscheidung dürften einerseits ein kleines Budget gewesen sein, aber auch die Lage des Baugrunds: Die Gemeinde Rümlang trennt nur eine Straße vom Flughafen Zürich.

Die Bauvorschriften infolge der Nähe zum Flughafen setzen einen engen Rahmen. Für die Architekten Nikolaus Hamburger und Dario Pfammatter von HDPF war zum Beispiel von vornherein die Größe des Ersatzneubaus auf 30 Prozents des Volumens des vorherigen Bestandsbaus limitiert. „Dies hat uns dazu bewogen, den Footprint der Umgebung anzugleichen und das zusätzliche Volumen in der Zweigeschossigkeit zu verbauen“, erinnert sich Nikolaus Hamburger. Entstanden ist ein schlichter Neubau, dessen längsrechteckiger Grundriss und Volumen von den Abstandslinien vorgegeben sind.

„Während der langen Entwurfsphase haben wir uns ausgiebig mit der Typologie des Einfamilienhauses beschäftigt und dies formal auf seine essentiellen Bestandteile zu reduzieren versucht“, erklärt Nikolaus Hamburger den minimalistischen, puren Entwurf. Durch die Materialwahl konnten die Architekten Fassade und Tragwerk in sich vereinen: Außen- und Innenwände sind komplett aus Dämmbeton. 800.000 Schweizer Franken hat der Monolith gekostet.

Auch eine reduzierte Architektur kann Besonderheiten bergen: So gliedert eine leichte Verdrehung der oberen Etage den Baukörper – die Architekten sprechen von einem „Moment der phänomenologischen Irritation“, das sie in den Vordergrund stellen und damit ihre Zurückhaltung in den Detaillösungen begründen. Neben der Andeutung eines Fensterrasters durch leicht rückversetzte Flächen und der Verwendung weniger Fenstertypen erklärt sich so auch das zurückhaltende Schalungsbild, mit dem die Architekten die geschosshohe Verdrehung als prägendes Motiv der Fassade betonen möchten.

Die Ausführung in Dämmbeton erlaubte eine Systematik in der Lösung der notwendigen Gebäudedetails, erläutern HDPF. Doch bleibt für sie die formale Strenge kein „ästhetischer Selbstzweck“. Vielmehr ziele sie auf einen „sparsamen Umgang mit Momenten der Irritation und kanalisiere die Aufmerksamkeit des Betrachters“. Und während es sich die Bewohner längst gemütlich gemacht haben,  was sagen da die Nachbarn? „Die Reaktionen waren durchmischt und reichten von Neugierde bis Ablehnung.“ Schade eigentlich, dass in Deutschland solche Wohnrohbauten nicht denkbar sind. (jk)

Fotos: Valentin Jeck


Zum Thema:

Leichter als Wasser und dicker als Elefantenhaut: Mehr Dickhäuter in Dämmbeton in der Baunetzwoche#350


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

26

Marco Goetz | 02.09.2016 22:16 Uhr

"Schwermut und Abenteuer des Hausbaus"

Das Projekt erinnert mich an die düster-lustigen Fiktionen des genialen Gottfried Müller. Ein Bau, der mit offensichtlich höchsten Absichten begonnen wurde und dann in tragischer Verkrampfung endet. Über die vermutlich von juristischen Auseinandersetzungen mit Nachbarn und Gemeinde, von Verwerfungen zwischen Bauherrschaft und Architekt, von finanziellen Nöten und Beziehungskrisen der Bauherrschaft geprägte Laufzeit des Projekts passte am Ende das Grundstück nicht mehr zum Entwurf (war mal Hang, dann platte Pampa), die Fenster waren für einen anderen Grundriss gedacht und die wenigen veröffentlichten Bilder konnten nur unter anwaltlicher Aufsicht und starkem Photoshopeinsatz erzeugt (Lichtschalter, Pseudomöblierung) werden.

25

mies antroph | 31.08.2016 15:55 Uhr

gaaanz, gaaanz toll

Ein suuupertolles Haus. Tolle Details - das wird in Würde altern - radikal aber trotzdem provokant - ich finde schon jetzt die Patina und den Garten überzeugend . Da möchte man gleich einziehen und ein Splatter-Video drehen oder mit Freunden zusammen Häuserkampf üben!!!!!

24

Christian Hartmann | 30.08.2016 18:23 Uhr

Schweizer Schalung

Der Beweis ist erbracht: Auch ein Häuslebauer kann cool sein. Aug um Aug, Zahn um Zahn.
Ihr seid trostlos, also bin ich noch trostloser.

Bilder die mir nicht gefallen, brauche ich nicht ansehen,
Musik die ich nicht hören will, höre ich mir nicht an,
Bücher die mir nicht gefallen, kann ich weglegen.

Architektur ist Teil des öffentlichen Raumes und hat dieser Verantwortung gerecht zu werden.

23

Jan | 22.08.2016 13:13 Uhr

später mal

Ich stelle mir vor, wie toll das Gebäude später, mit voll entfalteter Patina darauf aussehen wird...
An der Attika hat es ja schon angefangen und wird sich weiter fortsetzen und die Gewalten der Natur auf die Fassade zeichnen.
Wen interessiert bei solch einem Schauspiel der Preis!

22

Voll Normal | 21.08.2016 19:35 Uhr

Wie oft ....

... werden wohl die Bauherren gefragt, wann das Gebäude fertig gebaut wird?

So sehr die Architekten darum bemüht sind, etwas außergewöhnliches zu machen, indem subtil mit Proportionen und Details ein Spiel mit dem Geschmack aufzubauen, so sehr wird dies ein Bemühen bleiben.

21

Christian | 19.08.2016 18:42 Uhr

These

Wir sind ja hier im Forum für steile Thesen. Hier kommt meine:

Der Impetus, mit sehr viel Aufwand und handwerklicher Perfektion die Ästhetik einer Bauruine im Kosovo nachzuempfinden ist Ausdruck einer übersättigten Wohlstandsgesellschaft.
Und deshalb Kunst.

20

werker | 19.08.2016 17:00 Uhr

Kosten

3000 €/m2 BGF wird hier als durchschnittlicher Preis für ein EFH in Deutschland gehandelt?
Huihuihui.

19

Andreas | 19.08.2016 16:40 Uhr

meine Meinung

Raumhöhe aus meiner Sicht vollkommen ausreichend, da 14,5 Steinschichten a 17,5cm ca. 2,53m sind.
mit einem 11er stein funktioniert das nicht!!!

Baukosten pro qm: egal ob pro WFL oder BGF, für mich jenseits von gut und böse!!!

3000 €; /qm = ca. 1000 € / cbm !!! als ob das in Deutschland für ein durchschnittliches EFH Standard ist...NEIN
qualitativ hochwertige, exklusive und auch individuelle EFH bekomme ich für den halben Preis!

Ist meine Meinung und Erfahrung - mir gefällt es aber auch!!!



18

Horst P. | 19.08.2016 16:02 Uhr

Bankrotterklärung

Eine Vielzahl der hier platzierten Kommentare manifestiert eindrücklich den Zerfall der Baukultur in Deutschland. Architkturschaffende richten ihr Handwerk unterstützt durch eine im Volk verankerte "Geiz ist Geil" - Mentalität zielgerichtet zu Grunde. Eine differenzierte Auseinandersetzung mit innovativen, zum Teil radikalen und manchmal auch fremdartigen Beiträgen für eine qualitätvolle und vielfälltige Baukultur scheint im Nebel einer vermeintlich rationalen Vernunft unmöglich. Ein zielführender Diskurs unter Kollegen sollte mehr zu leisten im Stande sein als eine unangemessene Überheblichkeit gegenüber Kollegen, welche versuchen die Baukultur zu beleben und im Rahmen eines Entwurfsprozesses dabei auch in Kauf nehmen zu scheitern. Alles hat seine Zeit. Wir sollten uns fragen, was wir den uns folgenden Generationen hinterlassen. Was bleibt bestehen? Eine Fassade aus Sichtbeton sicherlich. Ob es dabei als problematisch empfunden wird, dass eine Patina, verursacht durch äußere Einflüsse, das Alter eines Gebäudes ablesbar macht, bleibt jedem betrachter selbst überlassen. Dem hier gezeigten Gebäude wird es gewiss egal sein.
Ich wünsche mir an dieser Stelle mehr Beiträge, wie dieses radikale Einfamilienhaus, die zu einer respektvollen Diskussion über Angemessenheit und eine qualitätvolle und nachhaltige Baukultur einladen.

17

a_C | 19.08.2016 15:10 Uhr

Ach je...

Wie kann man sich nur so in der Kritik verrennen?

Ja, die Räume sind niedrig, funktionieren aber angesichts der Grundrisse und Raumgrößen. Die Raumhöhe ist vollkommen in Ordnung.

Ja, an einigen Stellen sifft es über die Attika, aber das macht das Gebäude (noch) nicht unschön an diesen Stellen sondern passt zu der radikalen Haltung. Auf das vermutete Vorbild habe ich bereits verwiesen.

Ja, das Gebäude kostet 800.000 CHF, was in D einem vollkommen durchschnittlichen Preis für ein EFH entspricht (< 3.000 €/m²).

Ja, die Außenanlagen sind auf den bildern noch nicht fertiggestellt. Wenn man's nicht schafft, sich fertige Aussenanlagen dazuzudenken: Einfach ausblenden (ähnlich dem Gewitterhimmel).

Ja, das Gebäude ist in Sichtbeton gebaut, hat innen Wände aus Kalksandsteinmauerwerk und vermutlich auch noch Estrich als Bodenbelag. Na und? Die Ausführung ist durch die Bank so hochwertig, dass man meiner Meinung nach nicht von Rohbau-Ästhetik sprechen kann.

Am Ende ein deutlich diskussionswürdigeres Gebäude als das Bremer "Haus mit Hut" vor einigen Tagen. Geschmäcker sind verschieden, und Häuser glücklicherweise auch.

16

ja was denn jetzt? | 19.08.2016 15:09 Uhr

Redaktion, bitte um Klärung..!


Dämmbeton

oder

zweischaliger Wandaufbau!?

15

Mr. Riös | 19.08.2016 14:16 Uhr

WTF...

Warum sind die Räume so niedrig? Was sind das für Türporportionen? Und wo ist bitte das Obergeschoss verdreht?

@ a_C:
2.977 € 80;/m² BGF finde ich bei der entstandenen Wohnqualität schon ein bisschen teuer...


14

Hans | 19.08.2016 13:41 Uhr

weichgespült

Weichgespült ist der Teil der Architektenschaft der an diesem Gebilde, Haus kann man es ja gar nicht nennen, nicht erkennt welch Minderwertigkeit dahintersteckt. Die Baumarktaußenanlagen kann man ja noch unter dem Gesichtspunkt "nicht ganz fertig" übersehen. Aber wo ist hier denn bitte konsequente Architektur, wenn kurz nach der Fertigstellung schon der Siff die Attika herunterläuft? Wo ist die Aufenthaltsqualität des Innenraums mit Deckenhöhe von gefüllt 2,10m? Es gibt Tiefgaragen, die mehr Charme besitzen...kurz um Detailmassaker, null Proportion, null Architektur.

13

softie | 19.08.2016 12:22 Uhr

weichgespült / konsequent

Die konsequente Umsetzung mehr oder weniger sinnvoller Ideen (geringfügig verdrehtes Obergeschoss, die Verwendung von Dämmbeton, etc) ruft keine Begeisterungsstürme bei der damit "konfrontierten" Architektenschaft hervor; und wohl auch nicht bei der damit konfrontierten Umgebung. Das muss man nicht unbedingt als "Jammern" und "weichgespült" verunglimpfen!
Die Essenz des Einfamilienhauses besteht also - nach langer Entwurfsphase - aus überraschend konventionellen Grundrissen und hat die konsequente Anmutung eines Rohbaus.
Ein bisschen mehr hätt´s vielleicht schon sein dürfen ...

12

a_C | 19.08.2016 11:14 Uhr

Rechnung

800.000 CHF = 736.000 €

Eurostat Kaufkraftparitäten (Europa, USA, Japan):
100 = Durchschnittswert
125 = Deutschland
162 = Schweiz

125 / 162 = 0,77
0,77 x 736.000 €; = 566.000 €

Geschätze BGF: 180 m²

566.000 € / 180 m² = 2.977 €/m²

= Der Preis wäre auch bei uns vollkommen in Ordnung für ein EFH. (Jaja, grobe Kalkulation etc. pp.)

11

reinhard04 | 19.08.2016 09:50 Uhr

Lob

Jedesmal erstaunlich wie die weichgespülte deutsche Architektenschaft zu Jammern beginnt, wenn eine Konfrontation mit "konsequenter" Architektur stattfindet. Grosses Lob an HDPF .. Es hat den Anschein als funktioniere die interne Kommunikation zwischen Entwurf und Baumanagement..

@"TutnixzurSache" : Keine Ahnung.. - wovon man nicht reden kann, darüber muss man schweigen

10

a_C | 19.08.2016 09:35 Uhr

Applaus!

Mir gefällt's.

Das Gebäude ist radikal, klar, aber trotzdem nicht provokant - schon gar nicht den Nachbarn gegenüber. Das Ergebnis steht gut da. Keine Ahnung, warum der Text den angeblichen "Rohbau-Charakter" des Hauses so hervorhebt - ich erkenne den, ehrlich gesagt, gar nicht.

Für mich steht hier vielmehr ein Sichtbeton-EFH, dessen Erscheinung durch den fast weißen, fehlerfreien Beton und das zurückhaltende Schalungsbild gut mit den Nachbarbauten harmoniert. Der Betrachter sollte sich nicht davon täuschen lassen, dass die Freianlagen noch nicht fertig sind und das Haus bei wolkengrauem Himmel fotografiert wurde. (Dass die Architekten diese Bilder wollten: Chapeau! Mutig!)

Den Zeichnungen zufolge dürfte es sich aber eher um eine Kerndämmung handeln als um puren Dämmbeton. Etwas weniger radikal, aber dafür wird's schon Gründe gegeben haben.

Und die Attika fällt nach innen ab, wenn man den Zeichnungen glauben darf. Dass sie trotzdem hier und da auf die Außenwand "suppt", ist hoffentlich gewollt - ähnlich HdMs Gebäude für Remy Zaugg.

9

AG AG | 19.08.2016 09:27 Uhr

Kosten

800000 !!!!

8

eduard | 19.08.2016 08:55 Uhr

lange entwurfsphase

da will der architekt ein ganz doll einfaches haus machen und hat dafür ganz viel zeit... und dann wird gedacht und analysiert ...und skizziert... und verworfen... gezweifelt... und alles noch mal durchgekaut!

und am ende sieht man dem haus diese qual auch an!

7

solong | 19.08.2016 08:50 Uhr

...sinnloses...

...geld verprassen in ... fragwürdigen dämmbeton ... maximaler aufwand ... bei fragwürdigen ergebnis ... welche details, die nur in dämmbeton machbar sind ? ... ... "haben wir uns ausgiebig mit der Typologie des Einfamilienhauses beschäftigt ..." ??!! ...sagt eigentlich alles ...

6

Zumthorist | 18.08.2016 18:43 Uhr

Das Label...

... "Schweizer Architektur" hat anscheinend Grenzen in seiner Wirkmächtigkeit. Es versagt in dem Fall bei mir als bekennendem Verehrer einer sorgfältig durchdachten, minimalen, oftmals rohen Stofflichkeit und Proportionen, die Geborgenheit vermitteln können.
Und liegt es wirklich nur an außenliegendem Lamellenraffstore und losem Bautenschutz im Sockelbereich?

5

gentlegiant | 18.08.2016 16:42 Uhr

ich frage mich immer

ich frage mich immer, ob

auf-den-ersten-Blick-schrecklich,

auf-den-zweiten-Blick-"subtil"-nur-so ähnlich-wie-schrecklich

wirklich den Aufwand lohnt.

Was ich definitiv nicht verstehe sind die Zeichnungen mit zweischaligem Wandaufbau. Habe ich da etwas falsch verstanden?

4

mir fällt die Decke.. | 18.08.2016 16:29 Uhr

..auf den kopf..

das sieht gefühlt nach 2,10m lichter Raumhöhe aus..
uff..

3

Joachim Reinig | 18.08.2016 16:29 Uhr

Gut gemeint

...die tiefen Gedanken der Architekten sollten Sie aber an die Fassade schreiben.

2

architekturpolizei | 18.08.2016 16:16 Uhr

aha

Eine Landschaftsplanung oder Idee dazu und eine nach innen entwässernde Attika hätten dem Projekt sehr gut getan!

1

TutnixzurSache | 18.08.2016 15:49 Uhr

800.000 Schweizer Franken

800k CHF für einen EFH-Rohbau... Stolzer Preis.

 
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