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05.12.2016

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Soziale Durchmischung im Silbergewand

Wohnensemble in Nantes von berranger vincent


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Mixité sociale ist ein Schlagwort der zeitgenössischen Architektur in Frankreich. In einem Land, in dem noch im großen Stil sozialer Wohnungsbau betrieben wird, ist die soziale Durchmischung ein goldenes Kriterium. Sei es für die Aufwertung der alten Großsiedlungen, die ja gerade wegen ihrer homogenen Bewohnerschaft aus benachteiligten Gesellschaftsschichten so bemängelt werden, oder für die Konstruktion neuer Wohnungen. In Nantes haben berranger | vincent architectes für den Projektentwickler Ataraxia Promotion ein Gebäudeensemble realisiert, das eben genau diese mixité sociale verspricht. In einer silbernen Alucobondverkleidung schimmert der größte der drei Bauten, ein Wohnturm mit 16 Stockwerken, zwischen den Stadtflüssen Loire und Erdre hervor. Neben dem Turm: ein fünfstöckiger, ebenfalls versilberter Wohnbau und ein holzverkleidetes Individualhaus-Cluster mit drei Etagen. 83 Wohnungen insgesamt bietet das Ensemble, von denen die Stadt Nantes 13 als Sozialwohnungen besitzt.

Soziale Durchmischung heißt das Nebeneinander von unterschiedlichen Bewohnern und ihren Wohnungen – Gleichheit folgt daraus nicht unbedingt. Eine gewisse Unterteilung mussten die Architekten aus Nantes also vornehmen. Diese äußert sich nicht nur in den Grundrisstypen, sondern auch in der Höhenlage der Wohnungen. Im 53 Meter hohen Turm liegen die obersten Apartments im „Himmel“,  wie berranger | vincent es in der Pressemitteilung ausdrücken, die mittleren vom 8. Bis 13. Stock „über der Stadt“ und diejenigen im 2. bis zum 8. Stock „in den Bäumen“. Je höher die Lage der Wohnung, desto großzügiger ist sie geschnitten, bis zur Spitze der Hierarchie vom 13. bis zum 16. Stockwerk, an der sich ein Luxustypus mit teils doppelter Deckenhöhe und durchgehender Fensterfront befindet. Auch in der Außengestaltung setzten die Architekten die nobelsten Wohnungen in den obersten Geschossen architektonisch ab: Die silberne Fassade hat einen anderen Fensterrhythmus, ihre Flächen sind vertikal versetzt, und die längere Südwestseite ist über eine Sprossenverglasung geschlossen.

Trotz klarer Komfortunterschiede geben die Architekten allen Einheiten ähnliche Standards: So hat etwa jede Wohnung im Turm einen Balkon. Die Konturen des Baus sind zudem im Süden derart geschnitten, dass die Belichtung selbst für Wohnungen mit der euphemistisch umschriebenen Lage „in den Bäumen“, genug Licht erhalten. Gleich für alle sind auch die doppelstöckigen Foyers im Erdgeschoss und im Treppenhaus.

Visuell und typologisch unterscheidet sich der dreigeschossige Nebenbau mit der Holzverkleidung und dem gebrochenen Dach von den beiden Silbervolumen. Im Prinzip haben berranger | vincent in diesem Hybrid fünf kleine Reihenhäuser untergebracht, die alle auf einem gemeinsamen Sockelgeschoss lagern. Der ebenerdig zugängliche Sockel öffnet sich zur Straße mit Geschäften und einem Bistro für die Allgemeinheit.

Dieses dreigeschossige Reihenhaus-Cluster erfüllt auch eine städtebauliche Funktion: Das neue Ensemble liegt zwischen der Großsiedlung Malakoff aus den Sechzigerjahren, dem neuem Wohn- und Geschäftsviertel Euronantes und historischen Stadtstrukturen aus dem 19. Jahrhundert. Es ist ein Intermediär zwischen den kleinteiligen Bauten der alten Stadt und den großformatigen Anlagen des modernen Städtebaus. Wenn man will als Ausdruck einer mixité urbaine. (sj)




Fotos: Sergio Grazia


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

2

André S. | 07.12.2016 11:10 Uhr

Oh Frankreich

Ich kann mir nicht helfen, aber alles was in letzter Zeit aus Frankreich kommt sind lieblos zusammengeschraubte verbogene Bleche, schmutzige Fenster und Architekturformen die dem Auge wehtun.

Für mich kann eine Durchmischung nicht vertikal stattfinden sondern muss im menschlichen Maßstab bleiben.

Ich bin froh, dass solche liederlichen Blechkisten nicht in Deutschland gebaut werden. Würden hier sowieso in allen technischen Details und baulichen Vorschriften durchfallen.

Ganz zu schweigen, wie diese Gebäude nach Jahren aussehen.

1

Rainer Milzkott | 05.12.2016 16:51 Uhr

Soziale Mischung funktioniert!

Großartig! Warum können z.B. die städtischen Wohnungsbaugesellschaften Berlins nicht solche Häuser initiieren, statt immer neue soziale Problemquartiere zu generieren? Zehn von solchen Häusern und man hat ein urbanes Quartier. - Vor über hundert Jahren hatte das Berliner Mietshaus diese soziale Mischung schließlich auch erreicht. Wenn auch: Bauherren waren in der Regel Handwerker, kleine Fabrikanten, die für sich eine angemessene Wohnung bauten und für die Rente vorsorgten.

 
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