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24.02.2023
Der Charme der Kleinteiligkeit
Wohnensemble in Amsterdam von Shift architecture urbanism
Wie sich Wohnraum kompakt integrieren und der Maßstab von außen geschickt kaschieren lassen, zeigt Amsterdam rund um das Stadtentwicklungsprojekt Houthaven am IJ. Am nordwestlichen Rand des Gebiets, etwas entrückt von der Wasserkante, gliedert sich nun ein Wohnkomplex in die vorhandene Blockstruktur ein. Hinter dem Konzept des „innovativen urbanen“ Wohnens – das unter dem Namen Domūs Living in Serie gehen soll und dessen Erstausgabe Domūs Houthaven nun am ehemaligen Holzhafen realisiert wurde – steckt die Koproduktion des Büros Shift architcture urbanism (Rotterdam) gemeinsam mit dem Entwickler Synchroon (Utrecht) und der Kreativagentur …,staat Amsterdam, vor Ort unterstützt durch Flux landscape architecture (Utrecht).
Das Prinzip, das auf das zunehmende Aufkommen von Ein- und Zweipersonen-Haushalten reagiert und durchaus Hostelatmosphäre versprüht, sieht die Kombination kompakter Wohnungen zwischen 43 und 60 Quadratmetern mit zahlreichen gemeinschaftlich und öffentlich nutzbaren Flächen vor. Am Houthaven ragen dabei unterschiedlich hohe Gebäudeteile aus einem durchgängigen Gewerbesockel empor und umschließen einen erhöhten Innenhof. Vielfalt zeigt sich dabei nicht nur in der Gestaltung der einzelnen Häuser, sondern auch in den Wohnungstypologien sowie in den zahlreichen Arten der Erschließung – etwa über Mittelflur, Laubengang oder Wendeltreppe bis hin zur langen Gebäudebrücke, die den nach Süden offenen Block überspannt. Insgesamt soll das verflochtene System einerseits der Interaktion dienen und gleichzeitig einen individuell gestalteten Wohncharakter fördern.
Wie ein Konglomerat historisch gewachsener Häuser gruppieren sich die einzelnen Ensembleteile nahtlos oder mit geringem Abstand nebeneinander. Dem industriellen Charakter der Hafengegend sowie der typischen Körnung des Stadtteils zollt die kleinteilige Fassadengestaltung Rechnung. Die Ziegelbauweise weist dabei Unterschiede in Größe und Tiefe der Fensteröffnungen, im Mauerwerksraster und natürlich der Farbigkeit auf.
Innen zeigt sich dann das bunte Leben. Zu den Gemeinschaftsflächen gehören neben dem Innenhof auch ein Kochstudio mit Dachterrasse, eine Gästewohnung sowie ein großer Aufenthaltsraum. Von Shift dafür eigens entworfene, freistehende Möbel dienen als Raumteiler, darüber hinaus sind ein Waschsalon sowie das Büro des Geschäftsführers integriert. Ein Facility und ein Community Manager stehen den Bewohner*innen für alle Gemeinschaftsbelange zur Verfügung. Auch gibt es vom Aufenthaltsraum aus eine Verbindung zum öffentlichen Café im Erdgeschoss. Der Gewerbesockel soll zeitnah noch ein Fitnessstudio und eine Kita aufnehmen.
Die Wohnungen entsprechen schließlich ihrerseits dem Zeitgeist: zwar individuell gestaltet, folgen sie einem einheitlichen Prinzip mit kompaktem Programm aus offenem Wohnraum mit Küche, Bad, Einbaumöbeln und Alkovenbetten statt flächenraubenden Schlafzimmern. Erwähnenswert noch: den insgesamt 235 Wohnungen steht eine Parkgarage mit 70 Stellplätzen, davon fünf für Gemeinschaftsautos, sowie ein „Schuppen“ mit Platz für 500 Fahrräder zur Verfügung. (sab)
Fotos: René de Wit, Pim Top, Shift architecture urbanism
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