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24.10.2022

Ein Dorf wächst nach innen

Wohnen und Gewerbe von Seiler Linhart im Schweizer Sachseln


Die Siedlungsfläche der Schweiz ist zwischen Anfang der 1990er Jahre bis Ende der 2010er um ein Viertel gewachsen. Dem setzen die Eidgenossen inzwischen jedoch durch Förderung von Innenverdichtung und novellierte Raumplanung Maßnahmen entgegen. Im kleinen Maßstab und privat initiiert zeigt ein Projekt aus Sachseln am Sarnersee südlich von Luzern, wie sich ländlicher Raum jenseits von Flächenfraß und autozentrierter Einfamilienhauskultur entwickeln kann.

Aus einem Studienauftrag – dem Schweizer Wettbewerbsverfahren mit geladener, nicht-anonymer Beteiligung – ging das Büro Seiler Linhart Architekten (Luzern) als erstplatziertes hervor. Die Aufgabe bestand darin, auf dem Areal eines ehemaligen Möbelfamilienbetriebs den denkmalgeschützten Spalihof zu sanieren sowie mehrere Baukörper mit vorwiegender Wohnnutzung zu ergänzen. Gemeinsam mit freiraumarchitekten (Luzern) konnte ein Ensemble von drei Neubauten entstehen, in dem Privat-, Gemeinschafts- und Außenräume sinnvoll zusammenspielen.

An der Hauptstraße der rund 5.000 Einwohner*innen zählenden Gemeinde befindet sich der erhaltungswürdige Bestand in der Gestalt eines für den Kanton Obwalden typischen Wohnhauses mit Scheune. Dessen massiver Sockel mit Holzaufbau, Satteldach, seitliche Erschließung und durchlaufende Balkone gaben den formalen Ton für die weitere Überbauung an. Zu den Eingriffen im Altbau, in den nun eine Wohnung integriert ist, gehörten ein neues Holzschindelkleid, eine teils erneuerte Balkenstruktur, eine Holzwolle-Innendämmung sowie ein Deckendurchbruch oberhalb der Küche. Die angrenzende Scheune soll in einem nächsten Schritt zu einer Werkstatt oder Fahrradgarage umgebaut werden.

Dem straßenseitigen Höhenmaßstab gleicht sich im Kreuzungsbereich ein Neubaukörper an. Das Haus dient gewerblicher Nutzung, hier hat sich ein Yoga- und Bewegungsstudio eingemietet. In zweiter Reihe schließen außerdem zwei Wohnhäuser mit vier und fünf Geschossen an, die aufgrund des Geländesprungs deutlich hervortreten, jedoch durch dunklere Farbwahl und formale Anleihen das Maß nicht überspannen. Ihr durchgehender Betonsockel integriert Details wie eine Treppe, Bank, Brunnen oder Ornamentik. Hier ist auch eine zum Gemeinschaftsraum umfunktionierbare Waschküche untergebracht. Der Verzicht auf eine Tiefgarage und eine Anzahl von Stellplätzen, die jene der Wohnungen unterschreitet, zeigt eine Verschiebung der Prioritäten. Dennoch belegt jede Wohnung eine ganze Etage, was das Gefühl der Dichte wieder reduzieren soll. Die Mieten liegen laut Architekt*innen bei 1.800 Franken für eine 3,5-Zimmer-Wohnung im bezahlbaren Schweizer Rahmen. (sab)

Fotos: Rasmus Norlander



Zum Thema:

Wie regionalistisch geprägter Holzbau im Kanton Obwalden sonst noch aussehen kann, zeigen Seiler Linhart anhand des Wohnhauses und des Bürohauses Küng in Alpnach. 


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