Schnee im August? Die 4.000-Einwohner-Gemeinde Sutton in der kanadischen Provinz Québec, unweit der Grenze zum US-Bundesstaat Vermont, beherbergt viele Schweizer Auswanderer. Jeden letzten Samstag im Juli wird hier der Schweizer Nationalfeiertag begangen. Auch das riesige Grundstück des Wohnhauses Roy-Lawrence am Fuße eines beliebten alpinen Skigebiets ist geprägt durch das Vermächtnis einer Schweizer Familie, die in den 1930er Jahren nach Kanada ausgewandert ist.
Für Chevalier Morales Architectes aus Montréal war denn auch das traditionelle Schweizer Chalet – „das irgendwie verlorene Ideal des Landlebens“ – der Ausgangspunkt für den Entwurf des Einfamilienhauses. Von dort übernahmen sie die traditionelle Dreigliederung aus einem Steinsockel, einem Massivholzrahmen und einem kräftigen, schützenden Dach.
Mit dem Ziel der Architekten, diese traditionellen Elemente neu zu interpretieren, kann die Endfassung dieses Wohnhauses als Übereinander-Stapelung dreier verschiedener Bauteile gelesen werden: ein solider Betonsockel, der fest in den felsigen Bergen verankert ist, eine Pfosten-Riegel-Konstruktion, die eine durchgängige Panorama-Befensterung erlaubt, und das mächtige Dach, das frei über die Garageneinfahrt kragt.
Die Anlage der Innenräume folgt der geografischen Ausrichtung und schafft Blickbeziehungen auf das Landschaftsszenario nach Südwesten. Auf der Nordwest-Seite folgt eine hölzerne Wand einem Pfad, der den Besucher zum eingezogenen Haupteingang in der Mitte des Hauses führt. Wie ein „Biss im Grundriss“ (Architekten) gewährt der komplett verglaste kleine Innenhof optische Durchlässigkeit und den visuellen Kontakt der Bewohner mit den einem Fragment der Berge.
Der Entwurf zielt darauf, die Qualitäten der natürlichen und der gebauten Landschaften in die Architektur des Hauses zu übernehmen und das Projekt „angemessen und verantwortlich“ in sein Umfeld einzubinden. Die Formen, Farben und die Materialität sind direkt von der Umgebung inspiriert.
Fotos: Chevalier Morales Architectes