Längst haben die Städte an der spanischen Mittelmehrküste eine ganz eigene Urbanität entwickelt, sagen die Architekten Irene Castrillo und Mauro Gil-Fournier von dem Studio Casos de Casas aus Valencia. So bestehen die Innenstädte meist aus massiven Wohnblöcken, die das alte Straßenraster praktisch lückenlos überformen. Und wenn es dort im Sommer unerträglich wird, verlagert sich das Leben in leichte Behelfsbauten auf den umliegenden Hügeln.
Genau diesen Zwiespalt adressieren Castrillo und Gil-Fournier bei ihrem kürzlich fertiggestellten „Haus ohne Jahreszeiten“ in Vinaròs, einer Kleinstadt im spanischen Osten. In der „hedonistischen Landschaft“ der Sommermonate gelegen, soll das ganzjährig bewohnte Gebäude laut den Architekten mittels vielfach sich überlagernder Raumschichten die Intensität des Lebens in der Innenstadt nachahmen.
Zugleich lässt sich die luftig leichte Architektur an die jeweils aktuellen Bedürfnisse der Bewohner anpassen, indem Durchblicke, Klimazonen und Erschließungswege verändert werden. Nicht das Haus als statisches Objekt wird bewohnt, sondern wechselnde räumliche Potentiale können bewusst angeeignet werden.
Die Materialität ihres Hauses verstehen die beiden Architekten als einen globalen Normalzustand, weil Erzeugnisse wie Polycarbonatplatten, einfache Stahlprofile oder Textilien aus dem Agrarbereich längst überall Verwendung finden. Räumlich komplex, ist das Haus in seiner Umsetzung doch nackt, weil vollkommen unspezifisch. Erst durch seine Bewohner wird es ein konkreter Ort. (sb)
Fotos: José Hévia