Einheit bei gleichzeitiger Diversität für die Rue Camille Claudel: An der kleinen Straße in Clichy la Garenne, einer Gemeinde unmittelbar im Nordosten der Pariser Innenstadt, sind gleich sieben Wohnbauten auf einen Streich entstanden. Wichtig war den Architekten Hamonic + Masson & Associés (Paris) bei ihrem Entwurf vor allem die eigenständige Identität des Siedlungsgebiets. Auf den zwei sich gegenüberliegenden Grundstücken mit insgesamt 24.000 Quadratmetern wurden 330 Appartements in verschiedenen Typologien realisiert – 60 Prozent Eigentums- und 40 Prozent Sozialwohnungen. Mit dem Projekt des französischen Immobilienunternehmens Sogeprom verbunden sind außerdem eine Krippe und eine Kindertagesstätte. Die Neubauten gehen auf einen Wettbewerb zurück, den Hamonic+Masson 2013 gewonnen hatten.
Die sieben weißen Wohnriesen sind über eine offene Erdgeschosszone miteinander verknüpft. Dieser Bereich erinnert an die Bauweise südländischer Wohnanlagen, wie man sie beispielsweise aus Israel oder Brasilien kennt. Auch das aufgeständerte Bauen der klassischen Moderne ist hier natürlich erkennbar. Im Ergebnis wird dadurch nicht nur Platz für Open-Air-Nutzungen geschaffen, sondern auch mehr Licht in den Straßenraum gebracht. Es werden außerdem Blickachsen eröffnet, anstatt diese zu verstellen. Das Erdgeschoss wird damit zum identitätsstiftenden Element der Wohnbauten, deren halböffentliche Gärten den Straßenraum ergänzen. Dieses Dazwischen erscheint dank reflektierender Flächen zudem noch großzügiger. Was nach einer schlüssigen Idee klingt, bleibt in der Realität allerdings zu hinterfragen: Wäre ein solches Raumgefüge auch ohne die Zäune, die die einzelnen Zugänge voneinander trennen, denkbar?
Außenräume gibt es jedoch nicht nur zwischen den Häusern, sondern im großen Stil auch als Teil der Wohnungen. Je nach ihrer Ausrichtung sind diese verschieden ausgeformt, kommunizieren die umlaufenden Balkone oder tiefen Terrassen miteinander, zeigen sie Parallelen zu einem anderen Projekt der Architekten auf und ermöglichen sie nachbarschaftliche Begegnungen in der Höhe. Zur Straßenseite sind die Balustraden zusätzlich mit einem metallenen Sichtschutz versehen, während in Richtung Seine, wo entlang des Flusses auch eine Straße verläuft, Wintergärten vor dem Lärm schützen. Bei Tag wie bei Nacht entstehen durch die Muster der hinzugefügten Elemente und die Ausrichtungen der Fassaden interessante Licht- und Schattenspiele. Den Architekten zufolge wird die neue Nachbarschaft so zu einer lebendigen und dynamischen Landmarke des Viertels. (rc)
Fotos: Takuji Shimmura, Frédéric Achdou, Stéphane Aboudaram
Zum Thema:
Ebenfalls in Clichy la Garenne, ist kürzlich erst ein Kindergarten von Gaetan Le Penhuel entstanden.
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genova | 30.07.2018 17:23 UhrWohnkosten?
Meines Erachtens müssten Sie bei der Besprechung aller Wohnbauten zwingend die Kosten angeben. Was kostet der QM, was kostet eine Wohnung usw. Es ist heute und gerade in Paris eben ein Unterschied, ob ich 2.000 oder 20.000 pro qm zahle. Wesentlich bei solchen Bauten wie den beschriebenen von Hamonic + Masson ist nun einmal der Preis, gerade wenn das Haus attraktiv rüberkommt.
Beim Thema Sozialwohnung würde mich auch interessieren, wie da die Bedingungen sind. Wer kann dort einziehen?
Vielleicht können Sie die Informationen ergänzen.
Danke im Voraus