Die Suche nach interessanter zeitgenössischer Baukultur in der Typologie Geschosswohnungsbau endet meist in Wien oder Bayern. Das zumindest suggerieren die ausgezeichneten Projekte der 14. Ausgabe von „Wohnbauten des Jahres“ des Callwey Verlags. Doch natürlich geht es dabei nicht um regionale Konkurrenz. Gute Beispiele gibt es viele. Der Preis, der die Planenden und die Bauherrschaft auszeichnet, holt sie aufs Podium und illustriert dadurch ein größeres Bild.
Von hoch bis flächig, von Ensemble bis Solitär, von Stadt bis Dorf. Die unterschiedlichen Maßstäbe, die die Bauaufgabe hergibt, subsummieren sich diesmal in einer verschachtelten Quartiersbebauung im 23. Bezirk von Wien. PPAG architects schufen im Auftrag der BUWOG Group „eine gelungene Kombination aus urbaner Dichte und nach innen gerichteten, dörflichen Strukturen,“ wie Reiner Nagel, Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung Baukultur, in der Laudatio erklärt. Mit seinem „fast mediterranen Charakter“ sei das Projekt Rivus Vivere ein außergewöhnliches Beispiel für Geschosswohnungsbau. Es zeige, wie es funktionieren kann, in einer der lebenswertesten Städte der Welt Wohnraum zu schaffen.
Die Kategorie brachte analog zum parallel vergebenen und kürzlich vorgestellten Preis „Häuser des Jahres“ weitere sechs Anerkennungen, einen Fotografie- und einen Produktpreis hervor. Die Verteilung im Überblick:
1. Preis:
Anerkennungen:
- Studentisches Wohnen in Ingolstadt von Dömges Architekten (Regensburg) im Auftrag der Diözese Eichstätt
- Michelbach 1a in Nordrach von Michael Welle Architektur (Offenburg) im Auftrag von Isabelle Müller, Michael Welle
- Vienna Twentytwo Living in Wien von Delugan Meissl Associated Architects im Auftrag der ARE Austrian Real Estate (beide Wien)
- Erweiterung und Umbau eines Stadthauses in Freiburg in Breisgau von Justies Architekten (Freiburg im Breisgau) im Auftrag von Emelie Ekkernkamp-Majer und Christian Majer
- Gefördertes Wohnquartier auf dem Schmucker-Areal in Utting am Ammersee von WWA Architekten Wöhr Heugenhauser Johansen (München) im Auftrag von Kommunalunternehmen Utting am Ammersee
- Generalinstandsetzung Schloss Geltolfing in Aiterhofen von stephankoch architekten andreas schmöller architekt (heute: as plus Schmöller, München); Auftraggeber privat
Fotografiepreis:
- Bernd L. Göllnitz für das Projekt Tiny Apartments BoHo von Kaundbe
Architect’s Choice Award
- Einhausungen und Überdachungen von Gerhardt Braun Raumsysteme (Bietigheim-Bissingen)
Die Auswahl trafen neben Rainer Nagel auch
Evelin Lux (Vizepräsidentin Bundesarchitektenkammer),
Ulrich Nolting (Geschäftsführer Informations-Zentrum Beton),
Roland Pawlitschko (Architekt und Autor),
Josef Schmid (Rechtsanwalt, Bürgermeister LH München a. D.),
Michael Schuster (Chefredakteur DBZ) sowie stellvertretend für
das 2023 prämierte Projekt Magdalena Szablewska (Geschäftsführung Freiburger Stadtbau).
Neben den Auszeichnungen sind 36 weitere und somit alle für den Preis nominierten Projekte Teil der Begleitpublikation. Darin ordnen die geschäftsführende Vorständin der DGNB
Christine Lemaitre sowie Co-Autor und Jurymitglied Roland Pawlitschko die Rolle der Baukultur und einer qualitätvollen Architektur in den Kontext von Krisen oder des notwendigen Klimaschutzes ein. Baukultur hat viele Facetten, die es für die nächste Ausgabe wohl gerade zu schleifen gilt.
(sab)