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11.01.2017
Haus hinter Holz
Wohnbau von Markus Gentner in Franken
Da macht jemand den genius loci zum Mittelpunkt seines Entwurfs, um ihn dann wieder gänzlich zu verlassen: Im mittelfränkischen Reinhardshofen hat Markus Gentner (Nürnberg) für einen privaten Bauherren ein zweiteiliges Ensemble aus Wohn- und Wirtschaftsgebäude entworfen. Dabei orientiert er sich an den architektonischen und städtebaulichen Traditionen der Umgebung, denkt sie ästhetisch weiter und setzt sich schließlich im Detail vollkommen von ihnen ab.
Den traditionell mittelfränkischen Typus des Wohnhauses mit schlankem Satteldach greift Gentner in Maßstab und Form auf. Das Wohngebäude an einem kleinen Hang schiebt er wie die Nachbarhäuser an die Straße. Auf der erhobenen Ebene des Grundstücks liegt das scheunenartige Wirtschaftsgebäude rechtwinklig zum Wohnhaus, im Norden einen Eingangshof und im Südosten einen geschützten Garten bildend. Örtliche Baumaterialien wie heimische Hölzer und Putz kommen zum Einsatz – die Scheune ist etwa ganz aus Lärche errichtet. Passend zur regionaltreuen Architektur ist auch die Infrastruktur lokal und teils auf alter Technik beruhend – in gewisser Weise jedenfalls: Ein Blockheizkraftwerk und eine Regenwasserzisterne auf dem Gelände sorgen für Wärme und Wasser.
Trotzdem geht Gentner architektonisch seinen eigenen Weg. Für das Wohngebäude hat der Architekt eine Haus-im-Haus-Anordnung konzipiert. Die Fassade aus körnigem Putz, durchlässiger Holzlattung und bodentiefen, regelmäßigen Fenstereinschnitten zeichnet zwar die Umrisse des untersten Geschosses auf Straßenebene nach. In den oberen beiden Geschossen aber wandelt sie sich zur vorgesetzten Hülle, während die eigentliche Gebäudewand mehrfach nach innen verspringt. Zwischen der nun voll verglasten Außenwand des Kerns und der im Raster des Bodengeschosses fortgeführten Gebäudehülle entsteht dadurch eine Loggia. Zur Straßenseite nimmt sie sogar zwei Etagenhöhen ein.
Im unteren Geschoss ist der Grundriss klassisch, im Zugangsgeschoss am Hang jedoch verschiebt Gentner den Grundriss, was zu schrägen Winkeln und ungewöhnlichen Blickbeziehungen führt. Im obersten Dachgeschoss passt sich die Linienführung der Raumaufteilung wieder den Achsen der äußeren Hülle an. Hier sind es die Wände und Fenster des eingeschobenen Kerns, die zu Verschiebungen und Brüchen in der Raum-Wand-Perspektive führen. (sj)
Fotos: Stefan Meyer
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