Wieder ein Grund, neidisch in die Schweiz zu schauen: In gewohnt hoher Qualität haben Armon Semadeni Architekten die Wohnsiedlung Kronenwiese am Schindlerpark in Zürich errichtet. 99 Wohnungen, Gewerberäume, Kindergarten, Hort und Krippe sind in einem Gebäudekomplex auf 16.200 Quadratmetern untergebracht. Nachdem die Architekten im offenen Projektwettbewerb 2010 den ersten Platz belegt hatten, begannen sie 2013 mit dem Bau des umgerechnet 42 Millionen Euro teuren Projektes.
Nicht nur die integrierten Betreuungseinrichtungen machen die Anlage zum idealen Familienwohnort. Auch die große Bandbreite an Wohnungsgrößen und -ausrichtungen, die Abstellräume für Fahrrad und Kinderwagen und die Lage im Grünen sind für das Leben mit Kindern ideal. Das große Volumen in Hanglage ist in drei- bis fünf-geschossige Abschnitte gegliedert. Inmitten der Blockrandbebauung liegt ein Gemeinschaftsgarten, der sich zum Park hin öffnet und dennoch viel Privatsphäre bietet.
Neben den durchdachten Grundrissen zeichnen Materialität und Detaillierung (nach Schweizer Tradition) das Haus aus: Zur Straße hin differenzieren Putz, Sichtbeton und Kacheln das sperrige Volumen. Im Hof scheinen sich die Balkone an Rundstützen entlang zu hangeln. Wem das Gebäude trotz solcher spielerischen Details noch zu kalt und steinern erscheint, den dürften spätestens die Innenräume überzeugen. Schon beim Naturmuseum in St. Gallen hatten die Architekten ihr Talent für stimmungsvollen Sichtbeton bewiesen, doch selten erzeugte dessen Einsatz eine so warme Atmosphäre wie in diesem neuen Wohnungsbau.
Die wohnliche Wärme hebt das Projekt auch im Kontext anderer Wohnungsbauprojekte der letzten Jahre in Zürich hervor – beispielsweise von Baumschlager Eberle und Wiel Arets. Armon Semadenis Geheimrezept sind Pastellfarben, die teilweise lasierend auf den Beton aufgetragen wurden. Auch Türen, Fußböden und Einbauschränke werten die Architekten durch feinsinnige Farbgestaltung auf. Florale Muster im Beton sowie Handläufe, Fensterrahmen und Möbel aus Eichenholz tragen zur Qualität dieser Architektur bei. (dd)
Fotos: Roman Keller
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Lutz Borchers | 12.11.2017 12:43 UhrKopffreiheit
5 m hohe Zimmer? Oh nein, die sind nur für Kinder. Die Erwachsenen müssen sich in die üblichen zwei-einhalb Meter quetschen. Auch in der Schweiz wachsen die Bäume nicht in den Himmel.