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09.11.2020
Co-Living auf dem Bauernhof
Wohnbau in Dornbirn von Ludescher + Lutz
Bereits drei Mal wurden Ludescher + Lutz (Bregenz) von den Betreibern des Winderhof in Dornbirn beauftragt. Beim ersten Mal ging es um die gründliche Sanierung des historischen Bauernhauses aus dem Jahr 1890, das im ältesten Teil von Dornbirn steht. In dritter Generation lebt hier Familie Winder, die Obstbau betreibt und ihre Produkte direkt am alten Bauernhaus verkauft. Deshalb wurde dieses bei der Sanierung des Haupthaus um einen Hofladen ergänzt.
Die Geschäfte liefen gut und so folgte 2015 das zweite Projekt: ein vollunterkellertes Lagergebäude direkt neben dem alten Bauernhaus. Für den Beerenstadel griffen Ludescher + Lutz traditionelle Formen und Bauweisen Dornbirns auf. Sie konstruierten einen Holzbau mit deutlichen Bezügen zu den steilen Dächern und geknickten Giebeln der Bauernhöfe im Umfeld, in dem die ursprünglichen dörflichen Strukturen trotz allen Wandlungen der letzten Jahre noch gut erkennbar sind.
Nun kam der dritte Auftrag. Die Architekt*innen sprechen sogar vom „dritten Bauabschnitt“. Die Familie Winder erwarb ein Bauernhaus auf der anderen Seite der Straße und gestaltete dieses zu einem Wohnheim mit 18 Apartments für befristetes Wohnen um. Zur Fachhochschule Vorarlberg sind es nur acht Minuten zu Fuß, das Angebot zielt daher primär auf Student*innen, die sich dann im Hofladen gegenüber direkt versorgen könnten.
Architektonisch ist Ernas Haus ein interessanter Fall von Gebäuderecycling. Vom alten Bauernhaus war der östliche Teil nicht mehr zu nutzen und wurde abgerissen. Bewahrt wurde aber der „massive Wohnteil“ im Westen, der mit einem Neubauteil in Holz ergänzt wurde. Beide Teile werden nun von einer gemeinsamen Holzfassade umfasst. So ist vom Altbau außen nichts mehr zu erkennen, nur auf den Grundrissen lässt sich die Figur der dicken, alten Wände noch deutlich erkennen. Auch die Fenster im markanten Westgiebel sind Bestand.
Insgesamt entstanden 18 Studios auf drei Etagen. Jedes bietet auf durchschnittlich 16 Quadratmetern „das Notwendige mit Schlafplatz, Kochnische, Bad, Schreibtisch und Internetanschluss“, so Ludescher + Lutz. Vor den Studios liegt jeweils ein Gemeinschaftsraum von 15,40 x 2,80 Metern, der auch als Zugang zu den Apartments dient. Die Loggien nach Süden sind durch ihren „Lattenschirm“ vor zu viel Sonne geschützt. Mit diesem Aufbau sind die Studentenapartments eigentlich Cluster-Wohnungen. Dementsprechend wird das Projekt vom Betreiber als „Co-Living“ beschrieben.
Äußerlich war der Familie Winder und den Architekt*innen vor allem eine deutliche Ensemblewirkung aller drei Gebäude über die Straße hinweg wichtig. „Gemeinsam ist den drei Gebäuden das steile Dach mit dem geknickten Giebel“, schreiben die Architekt*innen und betonen: „Leichtfüßig und abstrahiert antworten die neuen Giebelsilhouetten dem Altbestand und wollen modischen oder ideologischen Zuordnungen keinen Boden bieten. Es geht uns bei der Gestaltung der äußeren Hüllen um ein Weitertragen vertrauter Sehgewohnheiten in einem Ortsteil, der sich in Transformation befindet. Gleichwohl soll auf den zweiten Blick die Transformation vertrauter Elemente in unsere Zeit klar erkennbar werden.“
Fassade und Innenräume wurden von einer lokalen Zimmerei erstellt. An der Fassade kam heimische Weißtanne zum Einsatz, bei den Einrichtungselementen geöltes Birkensperrholz. Die Farbe der Innenwände und Fußböden ist übrigens „ein Verweis auf eine der vertrautesten Farben Österreichs in der Nachkriegszeit.“ Es handelt sich bei RAL 6010 um das Grasgrün der Steyr-Traktoren, die auf den Feldern und Wiesen um Dornbirn offenbar bis heute omnipräsent sind. (fh)
Fotos: Darko Todorovic, Elmar Ludescher
Die Geschäfte liefen gut und so folgte 2015 das zweite Projekt: ein vollunterkellertes Lagergebäude direkt neben dem alten Bauernhaus. Für den Beerenstadel griffen Ludescher + Lutz traditionelle Formen und Bauweisen Dornbirns auf. Sie konstruierten einen Holzbau mit deutlichen Bezügen zu den steilen Dächern und geknickten Giebeln der Bauernhöfe im Umfeld, in dem die ursprünglichen dörflichen Strukturen trotz allen Wandlungen der letzten Jahre noch gut erkennbar sind.
Nun kam der dritte Auftrag. Die Architekt*innen sprechen sogar vom „dritten Bauabschnitt“. Die Familie Winder erwarb ein Bauernhaus auf der anderen Seite der Straße und gestaltete dieses zu einem Wohnheim mit 18 Apartments für befristetes Wohnen um. Zur Fachhochschule Vorarlberg sind es nur acht Minuten zu Fuß, das Angebot zielt daher primär auf Student*innen, die sich dann im Hofladen gegenüber direkt versorgen könnten.
Architektonisch ist Ernas Haus ein interessanter Fall von Gebäuderecycling. Vom alten Bauernhaus war der östliche Teil nicht mehr zu nutzen und wurde abgerissen. Bewahrt wurde aber der „massive Wohnteil“ im Westen, der mit einem Neubauteil in Holz ergänzt wurde. Beide Teile werden nun von einer gemeinsamen Holzfassade umfasst. So ist vom Altbau außen nichts mehr zu erkennen, nur auf den Grundrissen lässt sich die Figur der dicken, alten Wände noch deutlich erkennen. Auch die Fenster im markanten Westgiebel sind Bestand.
Insgesamt entstanden 18 Studios auf drei Etagen. Jedes bietet auf durchschnittlich 16 Quadratmetern „das Notwendige mit Schlafplatz, Kochnische, Bad, Schreibtisch und Internetanschluss“, so Ludescher + Lutz. Vor den Studios liegt jeweils ein Gemeinschaftsraum von 15,40 x 2,80 Metern, der auch als Zugang zu den Apartments dient. Die Loggien nach Süden sind durch ihren „Lattenschirm“ vor zu viel Sonne geschützt. Mit diesem Aufbau sind die Studentenapartments eigentlich Cluster-Wohnungen. Dementsprechend wird das Projekt vom Betreiber als „Co-Living“ beschrieben.
Äußerlich war der Familie Winder und den Architekt*innen vor allem eine deutliche Ensemblewirkung aller drei Gebäude über die Straße hinweg wichtig. „Gemeinsam ist den drei Gebäuden das steile Dach mit dem geknickten Giebel“, schreiben die Architekt*innen und betonen: „Leichtfüßig und abstrahiert antworten die neuen Giebelsilhouetten dem Altbestand und wollen modischen oder ideologischen Zuordnungen keinen Boden bieten. Es geht uns bei der Gestaltung der äußeren Hüllen um ein Weitertragen vertrauter Sehgewohnheiten in einem Ortsteil, der sich in Transformation befindet. Gleichwohl soll auf den zweiten Blick die Transformation vertrauter Elemente in unsere Zeit klar erkennbar werden.“
Fassade und Innenräume wurden von einer lokalen Zimmerei erstellt. An der Fassade kam heimische Weißtanne zum Einsatz, bei den Einrichtungselementen geöltes Birkensperrholz. Die Farbe der Innenwände und Fußböden ist übrigens „ein Verweis auf eine der vertrautesten Farben Österreichs in der Nachkriegszeit.“ Es handelt sich bei RAL 6010 um das Grasgrün der Steyr-Traktoren, die auf den Feldern und Wiesen um Dornbirn offenbar bis heute omnipräsent sind. (fh)
Fotos: Darko Todorovic, Elmar Ludescher
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