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12.08.2024
Für Menschen, Vögel und Fledermäuse
Wohnanlage in Heemskerk von Marlies Rohmer Architecture and Urbanism
Zitate aus der Architekturgeschichte schwingen in den Entwürfen von Marlies Rohmer immer mit. Sei es bei einer Sporthalle in Groningen, einem Wohnblock in Utrecht oder einer Doppelmoschee in Amsterdam: Stets verknüpft die 67-jährige Architektin mit ihrem Amsterdamer Büro Marlies Rohmer Architecture and Urbanism traditionell niederländische Motive und Baustoffe mit zeitgenössischen zu neuen Verbindungen. Ihre liebsten Materialien sind Ziegelsteine und Keramikplatten. Diese kommen auch bei einer jüngst fertiggestellten kleinen Wohnanlage mit Reihenhäusern in Heemskerk, einer Kleinstadt im Nordwesten von Amsterdam, zum Einsatz.
In Heemskerk wird schon seit Jahren eine Stadterweiterung aus den 196oer Jahren überarbeitet, verdichtet und vor allem hinsichtlich des Angebots an Wohnformen und öffentlichen Angeboten diversifiziert. Der Auftrag an Rohmers Büro lautete, eine kleine Siedlung mit 24 energieneutralen Reihenhäusern zu entwickeln. Der realisierte Entwurf gruppiert je acht Reihenhäuser um eine Wohnstraße. Sie wird von den Architekt*innen als Hof bezeichnet, da sie auch als Gemeinschaftsfläche genutzt werden kann.
Alle Maße der Baukörper leiten sich direkt aus dem Format der dunkelgelben, handgefertigten Backsteine der Firma Deppe ab, die das Hauptfassadenmaterial bilden. Jedes Haus ist dabei aus unterschiedlichen, rechteckigen Volumen zusammengesetzt. Die Räume im Erdgeschoss haben eine lichte Höhe von 3,5 Metern. Insgesamt zählen die 24 Einheiten 3.870 Quadratmeter Wohnfläche.
Mit der Staffelung der Volumen ergeben sich Außenräume wie Gärten oder Terrassen. Es sei ein „Ensemble ohne Rückseite“, das sich nach allen Seiten orientiere, schreibt Rohmers Büro. Im Obergeschoss bieten sich die Flachdächer der eingeschossigen Gebäudeteile als weitere Terrassen an. Sie können aber auch als Ausbauflächen für ein oder zwei zusätzliche Zimmer genutzt werden, falls es Bedarf an weiterer Wohnfläche gibt. Darüber hinaus legten die Architekt*innen großen Wert darauf, jedes Cluster möglichst intensiv mit den angrenzenden parkähnlichen Grünflächen zu verzahnen und dabei den Baumbestand zu erhalten.
Die Fassaden der Häuser zeigen ein ornamentales Muster, wie es in Rohmers Entwürfen häufig vorkommt. Hier ist es eine grüne Keramikkachel in der Mitte, um die sich gelb-braune, handgeformte Ziegel drehen. Das Grün der Kacheln taucht auch bei den Regenrinnen und als Fries entlang der Dachkanten auf. So viel zu den Zitaten: Verweise auf die Amsterdamse School scheinen in diesen Häusern ebenso mitzuschwingen wie etwa das Ennis House von Frank Lloyd Wright. In Heemskerk allerdings sind die Gebäude mit PV-Elementen und Regenwassernutzung auch nachhaltig ausgelegt – sogar kleine Nistkästen aus Beton für verschiedene Vögel und Fledermäuse wurden beinahe unsichtbar in die Fassadenkomposition integriert. (fh)
Fotos: Roos Aldershoff, Andreas Secci
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