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26.06.2018

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Balkons auf Stelzen

Wohnanlage bei Paris von Brenac & Gonzalez


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Statt eines Balkons gleich ein ganzes Baumhaus, nur ohne Baum – dieses doch sehr spezielle Extra zählt zur Ausstattung einiger Apartments des 2017 fertiggestellten Quartier Marcel Cachin in Romainville in der östlichen Banlieue von Paris. Der Entwurf für die wie eine kleine Stadt wirkende Anlage, die vom Immobilienentwickler Bouygues Immobilier in Auftrag gegeben wurde, stammt vom Pariser Büro Brenac & Gonzalez & Associés.

Statt eine geschlossene Kubatur auf die 10.790 Quadratmeter fassende Fläche zwischen vier Straßen zu setzen, erhoben die Architekten „Durchlässigkeit“ zu ihrem Gestaltungsprinzip: Sie kreierten ein in luftiger Reihung arrangiertes Ensemble aus insgesamt sieben zum größten Teil viergeschossigen Volumen, eines davon als äußerster Punkt auf der gegenüberliegenden Straßenseite gelegen. Zwischen ihnen breitet sich ein parkartiger Innenhof aus, in dessen Mitte ein Verbindungsweg den Block auf ganzer Länge quer durchschneidet und damit eine zentrale Blickachse eröffnet.

Um ihn herum gruppieren sich mehrere holzvergitterte, neun Quadratmeter große Kuben auf Stützen, die jeweils über eine Brücke mit den Gebäuden verbunden sind. Was aussieht wie ein Wald aus Stelzenhäuschen sind die Terrassen einzelner Wohnungen, die den Baukörpern als eigenständige Raumsatelliten zur Seite gestellt wurden. Andere Apartments verfügen über klassische Balkons in der gleichen Holzgitteroptik, wieder andere über Dachgärten. Die Erdgeschosse hingegen sind wie kleine Reihenhäuser mit Vorgärten und eigenen Eingängen angelegt. Das mit sechs Geschossen höchste Volumen treppt zum Hof hin ab und bildet so Terrassen aus. 161 Wohnungen fasst die Anlage, kaum eine gleicht in Ausrichtung und Ausstattung der anderen.

Der warme Holzton, der immer wieder auch an Fensterläden und Dachaufbauten auftaucht, zieht sich rhythmisch durch die asymmetrisch verspielte Hoflandschaft. Straßenseitig zeigt sich der Komplex dagegen konventionell kompakt und mit schlichten Fassaden. Auf diese Weise eine Alternative zur homogenen Langeweile klassischer Großwohnungsprojekte zu entwickeln, war das Ziel von Brenac & Gonzalez. Wie die Balkone genutzt werden, bleibt allerdings abzuwarten. So witzig die Stelzenhäuschen auf den ersten Blick auch sein mögen, am Ende erinnern sie doch ein bisschen zu sehr an große Vogelkäfige. (da)

Fotos: Sergio Grazia


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

8

Designer | 28.06.2018 18:12 Uhr

@frank

Genau das frage ich mich auch immer wieder. Leider stimmt wohl die Antwort von ixamotto. Traurig.

7

pedro | 27.06.2018 14:26 Uhr

Interessanter Ansatz...

...die "Käfige" werden sicher noch belebt und begrünt - nur die Innendämmung der Gebäude (Bild 36/37) verstehe ich überhaupt nicht.

6

ixamotto | 27.06.2018 11:39 Uhr

@frank

auf der suche nach einer möglichen antwort auf ihre frage, siehe die kommentare 1-4: deutschland ist halt nicht nur 'das land der dichter und denker', sondern auch das land der bedenkenträger, bescheidwisser, und experiment-verhinderer...

5

Frank | 27.06.2018 08:50 Uhr

Tolles Projekt

Bei allen bauphysikalischen Bedenken, wir kennen schon mal die Holzart nicht. Es gibt schließlich Holzarten die eine natürliche Patina ansetzen die auch einen Schutz des Holzes gewährleistet.

Aber ich möchte den Fokus auf das Projekt selbst lenken.

Wieso schafft man es in Frankreich immer wieder Quartiere mit unterschiedlicher Durchmischung zu schaffen? Wieso können dort immer wieder interessante Räume geschaffen werden? Wieso sind die geschaffenen Projekte schon auf den ersten Blick für den Laien spannender als es bei uns der Fall ist?

Wird das "Land der Dichter und Denker", welches in den vergangenen Jahrzehnt/en Architektur in die ganze Welt exportiert hat von mutigen Projekten und kreativen Projekt im Ausland abgehängt, und das bei der höchsten Dichte an Architekten in Bezug auf die Einwohnerzahl weltweit?

Ich würde mir wünschen dass in Deutschland mehr Projekte solcher Qualität entstehen.

4

schlorpf | 26.06.2018 23:38 Uhr

In wie weit

...sich Privatsphäre in derart exponierten Situationen erzielen lässt - und ich denke das ist schon ein essentieler Anspruch an einen Balkon - bin ich mir nicht sicher beurteilen zu können.

Trotz der Lamellen"käfige".

Räumlich mE. eine großartige Idee allemal, wenngleich Bild 36 meine bauphysikalisch gebrannte Seele, wenn es denn wirklich so gebaut wurde bzw ich die Materialien richtig deute, mehrfach erschaudern lässt.

3

peter | 26.06.2018 23:17 Uhr

@b.denken

sehe ich ähnlich. so eine bauweise kann nur vergammeln und verrotten, so wie ganz viele zeitgenössische holzbauten. hier wurde soviel holz ohne jeden konstruktiven schutz verbaut - das kann leider nicht dauerhaft gutgehen.

2

Designer | 26.06.2018 18:39 Uhr

Balkontrees

Die auf Stelzen stehenden Balkone sehen von außen toll aus. Steht man drinnen scheint es mir eher klaustrophobisch zu sein, da käme ich mir vor wie im Knast. Warum ist es denn nicht als 1,50 m hohes Geländer ausgeführt?

Sonst ein schönes Projekt.

1

B. Denken-Träger | 26.06.2018 16:54 Uhr

...und nach 20 Jahren?

Ich möchte das gar nicht geringschätzen, was hier geleistet wurde: interessante Perspektiven, auch aus dem Stelzenbalkon heraus, durchaus neue Qualitäten dem verdichteten Wohnungsbau abgerungen, alles nett ausformuliert. Allein, wie sieht das wohl nach 20 Jahren aus? Kann das altern? ODer doch nur vergammeln...? Das ist keine spießige Frage, sondern eine Frage, ob die intendierte Wohnqualität langfristig zu halten ist oder nicht. Und vielleicht doch nur gut auf dem Foto nach der taufrischen Fertigstellung aussieht.

 
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Zur Straße hin präsentiert sich das von Brenac + Gonzalez entworfene Quartier Marcel Cachin in Romainville als kompaktes Ensemble...

Zur Straße hin präsentiert sich das von Brenac + Gonzalez entworfene Quartier Marcel Cachin in Romainville als kompaktes Ensemble...

... im Innenhof wird es zum aufgelockterten Wohnpark.

... im Innenhof wird es zum aufgelockterten Wohnpark.

Charakteristisches Extra sind externe, mit Holz verkleidete Terrassen auf Stelzen, die über Brücken mit einzelnen Wohnungen verbunden sind.

Charakteristisches Extra sind externe, mit Holz verkleidete Terrassen auf Stelzen, die über Brücken mit einzelnen Wohnungen verbunden sind.

Keines der 161 Apartments ist wie das andere – aber ein jedes lichtdurchflutet und mit Ausblick.

Keines der 161 Apartments ist wie das andere – aber ein jedes lichtdurchflutet und mit Ausblick.

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