Die Gemeinde Wörthsee liegt am Ufer des gleichnamigen Gewässers rund 30 Minuten südwestlich von München. Dort sanierten hirner & riehl architekten kürzlich ein Gasthaus aus dem Jahr 1904 und ergänzten die angrenzende Ortsmitte um zwei Wohnbauten mit Veranstaltungsräumen.
Das Ortskundigen als Kirchenwirt bekannte Gasthaus stand schon einige Zeit leer. Die Gemeinde witterte 2018 eine Chance und kaufte – mit Unterstützung vom Bezirk Oberbayern – das Gebäude samt des umgebenden Grundstücks von rund 2.700 Quadratmetern. Ihr Ziel: den Bestand erhalten, um geförderten Wohnraum ergänzen und die schwindende Ortsmitte wiederbeleben. Im dazu ausgelobten Vergabefahren hatten sich hirner & riehl architekten unter sieben beteiligten Büros durchgesetzt.
Durch zwei traufständige Häuser mit Satteldach, die sich in ihren Abmessungen am Kirchenwirt orientieren, wird der vorher zerklüftete Platz gefasst. Dieser dient dem Gasthaus und dem neuen Veranstaltungsraum als Freifläche. Über einen Sockelbau, der neben diesem auch 24 Parkplätze aufnimmt, sind die neuen Wohnhäuser mit dem Bestand verbunden. Dessen Dach dient als Freifläche für die 18 Wohnungen.
Die Obergeschosse wurden in Holzmassivbauweise errichtet und von außen materialgleich verschalt. Ein Pfettendachstuhl bildet das Dachtragwerk beider Häuser. Wie es sich für Holzhäuser in Oberbayern gehört, wurde je eine Giebelseite mit breiten Balkonen versehen. Eine Reminiszenz an ortstypische Bautraditionen, die der nüchternen Gebäudehülle etwas mehr Tiefe verleiht.
Für die Vergabe der geförderten Ein- bis Vierraumwohnungen hat die Gemeinde Kriterien aufgestellt. Danach werden Bewerber*innen bevorzugt, die eine ehrenamtliche Tätigkeit oder Berufe im sozialen Bereich ausüben, oder aber schon lange in Wörthsee leben und arbeiten. Das Projekt umfasst insgesamt 3.700 Quadratmeter Bruttogrundfläche. Die Baukosten werden mit rund 14 Millionen Euro angegeben. (tg)
Fotos: Sebastian Schels
Zum Thema:
Mehr zur Holzmassivbauweise gibt es im Fachportal bei BauNetz Wissen.
Dieses Objekt & Umgebung auf BauNetz-Maps anzeigen:
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.
1
peter | 26.11.2024 16:32 Uhrdie fünfte ansicht
aua!
pv ist gut und richtig, aber man muss sie von anfang an mit einplanen und nicht hinterher die restflächen damit zupflastern. auch das macht gute architektur aus.
die holzfassade ohne dachüberstand wird nicht lang funktionieren, in 10-15 jahren steht dem bauherrn eine teure sanierung ins haus - zumindest wird das gebäude schäbig aussehen. alternativ kann man es mit chemischen holzschutzmitteln in dunkler/schwarzer farbe beschichten.
ansonsten natürlich ein gestalterisch schön und anständig gemachtes ensemble.