Von einer ästhetischen Verödung der Wohnhausarchitektur und der „Aldisierung der Bauwirtschaft“ hat Niklas Maak schon in seinem Buch „Wohnkomplex“ gesprochen. Widmet sich darin der Architekturkritiker vor allem den Vorstädten, verweist er dennoch auf ein allgemeines Problem: Der Architektur des Wohnens wird nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt.
Die städtische Baugesellschaft Wohn+Stadtbau aus dem westfälischen Münster hingegen mag sich nicht mit billigen Standardlösungen zufriedengeben. Für eine innovative Architektur setzt sie auf den Wettbewerb als Instrument. Die Architektenkammer NRW ehrt deshalb das kommunale Unternehmen nun mit dem Ausloberpreis für seine Baupolitik. Der Preis wird heute Abend in Münster öffentlich verliehen.
Seit 2006 hat die Wohn+Stadtbau konsequent Konkurrenzen ausgerufen und im Anschluss auch die geplanten Bauwerke mit den Preisträgern realisiert. Die verdichteten Stadthäuser für Familien- und Kleinhaushalte in der Gasselstiege 30 etwa hat das Unternehmen gemeinsam mit Thesing&Thesing Architekten umgesetzt.
Das Projekt „Junge Quartiere“ ist ein Beispiel für eine herausfordernde Bauaufgabe an der Schnittstelle zwischen Wohnen und Pflege an innerstädtischen Brachflächen. Gleich vier Büros - die Berg Planungsgesellschaft, brandenfels landscape + architecture, Gruppe MDK Architekten und Ingenieure und Marek+Schreiter Architekten – waren schließlich an dem Bau des Wohnquartiers bis 2013 beteiligt. In Teilabschnitten setzten auch mehrere Preistäger des städtebaulichen Wettbewerbs für das Wohngebiet „Meesenstiege“, namentlich Bleckmann + Krys Architekten, Stadtraum Architekten und 3pass Architekt/innen, ihre Entwürfe um.
Vor der Wohn+Stadtbau wurden 2008 die Niederlassung Aachen des Bau- und Liegenschaftsbetriebs (BLB) NRW und 2011 die Regionale 2010 in Köln/Bonn, eine temporäre Managementeinheit an der Schnittstelle zwischen den Projekten, der Region und dem Land Nordrhein-Westfalen, mit dem Ausloberpreis gewürdigt. Sind sie alle normalerweise diejenigen, die selber loben, werden sie nun von der Architektenkammer gelobt. Solch ein Perspektivwechsel schadet nicht – auch nicht der Architektur.
Preisverleihung: Heute, 20. April 2015, 17 Uhr
Ort: Friedenssaal im Historischen Rathaus Münster, Prinzipalmarkt 10, 48143 Münster
Zum Thema:
www.aknw.de
Warum wir andere Häuser brauchen – Auszüge aus Niklas Maaks „Wohnkomplex“ in der Baunetzwoche#380