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04.07.2016

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Dichte und Leere

Wohn- und Geschäftskomplex in Bayonne


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Bayonne: Schon einmal von dieser Stadt gehört? Blickt man in den begrünten Innenhof dieser Wohnanlage oder auf die asphaltierten Wege unter einer Autostraße zwischen Piniengrün und Betongrau, meint man sich an dem Rand einer brasilianischen Großstadt zu befinden und das monumentale offene Quarree an einer Seite des Baus ähnelt dem Ausschnitt eines ultramodernistischen Sozialwohnprojekts. Doch Bayonne ist eine 50.000-Einwohner-Stadt in Südfrankreich und Josep Lluís Mateo ist kein Vertreter des Tropical Modernism, eher scheint der in Barcelona ansässige Architekt mit seinen stets gestapelten und versetzten Riegelbauten eine Vorliebe für die urbane Moderne der Sechziger und Siebziger zu haben.
 
Sein Studio Mateo Arquitectura hat in die Stadt an der Atlantikküste eine 70.000-Quadratmeter-Anlage aus zwei Gebäuden gesetzt, die ein Hotel mit Parken, Shoppen und Wohnen verbindet. Das Ensemble soll die gegensätzlichen Zustände von Dichte und Leere zusammenbringen: Dicht sind einerseits der Geschäfts- und Wohnbereich gebündelt, leer bleiben hingegen die begrünten Innenhöfe und Zwischenräume. Im Zentrum steht ein mehrflügeliges Gebäude auf einem quadratischen Sockel, in dem die Garagen und der Geschäftsbereich angelegt sind. Auf diesem Unterbau erstrecken sich zwei Innenhöfe – die Wohnriegel hingegen wachsen erst von der Hofebene aus in unterschiedlichen Höhen und Tiefen empor. Zu den Verkehrsstraßen im Süden und Osten bilden die Wohntrakte gemeinsam eine blockartige Front, während sie zu einem flankierenden Fluß hin eine kleinteilige Silhouette formen.

Die geräuschstarken Straßenseiten des größeren Komplexes schirmen Mateo Arquitectura mit einer doppelten Fassadenverkleidung ab. Die äußere, zweite Glasfront schafft – nach dem Lacaton-&-Vassal-Prinzip – einen energie- und lüftungswirksamen Zwischenraum, der auch als Terrasse genutzt werden kann.  An einigen Stellen setzen die Architekten die doppelte Hülle aus und schaffen effektvolle Einkerbungen auf der Fassade. Für den sonnenreichen Westen wählte das Büro eine Metallverkleidung, die das Licht in die zwei Innenhöfe reflektiert.
 
Ein weiteres Gebäude, das L-förmige Hotel, platzierten die Architekten mit einer Holz-Putz-Fassade zwischen Hauptstraße und Fluss. Viele Worte verliert das Büro in seiner Pressemitteilung nicht zu dem Bau. „Wir mussten es bauen“, lautet die Aussage für diesen Projektabschnitt, in dem sich jetzt ein Hotel befindet. Wohnkomplex und Hotel gemeinsam bilden einen „Eingang zur Stadt” und so heißt auch das gesamte Projekt. Neben den zwei Bauten plante Josep Lluís Mateo auch die städtebauliche Trennung von Straßenverkehr und Fußgängerweg, der an diesem Viertel unterhalb einer schwebenden Autostraße verläuft. So kommen auch die gewundenen Asphaltwege und das Piniengrün zwischen die runden Betonträger der angehobenen Straße. (sj)

Fotos: Adrià Goula und Luc Boegly


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

3

Genius_loci | 06.07.2016 00:34 Uhr

Deprimierend...

...wenn gescheiterte Konzepte der 60er-/70er immer wieder aufs Neue wiederholt werden. Fast erahnt man schon die Abrissbagger, die diesem Moloch in dreißig, vierzig Jahren zuleiberücken. Man wird es dann wohl "Stadtbildreparatur" nennen...

2

Stadtplanerin | 05.07.2016 10:16 Uhr

Oh oh

kann mich Dr. Zweifler nur anschließen. So baut man die Quartiere für die soziale Stadt. Dann haben in ein paar Jahren die Quartiermanager und Sozialarbeiter auch ihr Auskommen...
Und das bei 50.000 Einwohnern! Kann mir nicht vorstellen, dass da der Platz so knapp ist.

1

Dr. Zweifler | 04.07.2016 16:33 Uhr

mal ehrlich...,

...aber schön ist das doch nicht. Man kann sich vorstellen, wie das nach einigen Jahren aussieht: heruntergekommen und als sozialer Brennpunkt verschrieen. Manchmal ist es eben doch die Architektur, die mit Schuld ist. Hoffentlich habe ich unrecht...

 
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