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12.05.2020

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Daddy Cool und die Hamburger Sparkasse

Wohn- und Geschäftshaus von LH Architekten


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Das ehemals heruntergekommene Schanzenviertel in Hamburg, das sich in den 1970er-Jahren zu einem alternativen Szeneviertel entwickelte, gilt seit der Ansiedlung von Firmen der New Economy in den späten Neunzigern als Paradebeispiel der fortschreitenden Aufwertung. Als letztes besetztes Hausprojekt Hamburgs ist heute nur noch die Rote Flora am Schulterblatt – der Hauptstraße des Viertels – erhalten. Im Anschluss an das in der Regel friedlich verlaufende Schanzenfest zum Ersten Mai kommt es dort regelmäßig zu Ausschreitungen von Autonomen und entsprechenden Großeinsätzen der Polizei.

Ins Zentrum der Berichterstattung rückte das Schulterblatt 2017, als es während des G20-Gipfels zum Zentrum von Krawallen wurde. Im Rahmen dieser Ausschreitungen wurde auch die dortige Filiale der Hamburger Sparkasse Haspa angegriffen. Der etwas in die Jahre gekommene, zweigeschossige Flachbau auf dem sparkasseneigenen Eckgrundstück, verkörperte das genaue Gegenteil zu den durchsanierten prunkvollen Altbauten rundherum – war also letztlich ein Repräsentant des nicht so hippen Hamburgs.

Nach den Randalen zog die Sparkasse als Interimslösung in Geschäftsräume gegenüber und beschloss, auf dem Grundstück in Toplage alsbald einen Neubau zu errichten. Zu stark sei das Gebäude bei den Ausschreitungen beschädigt worden, hieß es. Auch ermöglicht der Bebauungsplan anstelle von bisher zwei, vier Geschosse plus Dachgeschoss. Zu den Baukosten steuerte die Versicherung über eine Million Euro bei – eine gute Gelegenheit also den Flachbau in Toplage zu ersetzen.

Die Immobilientochter der Haspa, Nord Immo, lobte deshalb einen Wettbewerb aus, den das Hamburger Büro LH Architekten für sich entscheiden konnte. Ihr fünfgeschossiger Neubau kombiniert die Schalterräume der Bank im Erdgeschoss mit weiteren Geschäftsräumen und Wohnungen in den oberen Stockwerken. Diese sind für den geförderten Mietmarkt vorgesehen. Das flexible Raumgerüst in seiner Ausführung aus robusten Materialien soll einen niederschwelligen Zugang vermitteln, denn – laut Architekten – bestand die Herausforderung darin, „den Neubau optisch in das Umfeld mit seinen Gründerzeitgebäuden einzufügen und dabei den Anprüchen der dynamisch-kreativen Schanzenbevölkerung gerecht zu werden.“ Im Keller des Neubaus sind übrigens über 1.000 Schließfächer untergebracht – angeblich, um den Bedarf im Viertel zu decken. Sollte die Situation es erfordern, können die Glasflächen der Bankfiliale über eingebaute Metallgitter gesichert werden.

Bei der Fassadengestaltung wurde der ehemals am Ort wirkende Künstler Heiko Zahlmann hinzugezogen, dessen „graffitihafte Zeichnungen“ in diverse Betonteile der Fassade eingraviert wurden. Der 47-Jährige ist auch unter seinem Sprayer-Pseudonym „Daddy Cool“ bekannt. Alles in allem also eine runde Sache... (tl)

Fotos: Dorfmüller Klier


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

5

wine | 15.05.2020 17:09 Uhr

littfass-säule



@tim
...worum geht es Ihnen jetzt?

...ums meckern, weil gemeckert wird?


achso...



...wie interessant....

4

Tim | 14.05.2020 22:47 Uhr

Fassaden-Langenscheidt

@STPH "Die Verzierungen um die Fenster sollten schon immer die Fassade auflösen", um anschießend zu schlussfolgern, dass die Nachbarn gerne Glaskästen geworden wären, hätten sie nur die Möglichkeit dazu gehabt. Wie ein gutes Gebäude an dieser Ecke hätte aussehen MÜSSEN!, ist jetzt jedem klar.

Gesimse, Sockel und Verdachungen lösen also die Fassade auf – oder machen sie nicht etwa genau das Gegenteil, indem Lochfenster und Geschossigkeit inszeniert werden?

Kann "gut einfügen" auch einmal positiv gewertet werden, oder ist Herausstechen das, was das Architektenego braucht? Ich würde sehr gerne einmal den Lückenschluss eines Blockrandes von den Kommentatoren sehen, die sich hier wie so oft nach Feierabend intellektuell auslassen. Schüco, WDVS und Riemchen lassen grüßen! Von den Grundrissen über die Details bis zur Materialität ist dieses Projekt in jedem Fall überdurchschnittlich – gut!

3

Fabian Wieser | 14.05.2020 11:07 Uhr

Da fehlt der Turm!

Sich in der Umgebung verankern ist meist lobenswert, aber von dem Punkt muss man dann etwas neues entwickeln. Die 45grad Ecke mit den links und rechts angrenzenden Feldern schreit (siehe Bild 1) geradezu danach noch 1-2 Stockwerke in die Höhe zu gehen. Dann wird aus dem seitlich abgetreppten auch ein Motiv, das die Umgebung aufgreift und weiterdenkt.

So wird das alles sehr duckmäuserisch, Traufkanten wie drum rum, Fenster kleinhalten, Faschen zurücksetzen um die Fassade plastisch zu machen.

Entweder ich setze mich in Kubatur ab oder ich setze mich im Entwurfsdetail ab - beides so ein bisschen ist vertane Chance.

2

Tine Wittler | 13.05.2020 17:56 Uhr

Mit der Szene kuscheln

Dass der Zahlmann an die Fassade durfte, darf hier als mehrdeutige Anspieleung verstanden werden?
Da hätte die Sparkasse doch einmal den Versuch unternehmen zu können, den Biedermann von sich abzustreifen....
Auch der Versuch der Anbiederung von Zitaten ist an der Schanze schon lange zu spät, die Geste versteht hier keiner mehr...davon mal abgesehen, überzeugen die zarten Zacken an der Fassade nicht - die Idee war gut gemeint, fast egal das Thema, dass man es besser gelassen hätte... oder eben mit einer eindrücklicheren Intensität, dass man dem Ort etwas gibt, wofür er zu Werben versucht...Kunst an Fassade ist tot, es lebe die Fassade, es lebe die Kunst!

Als städtebaulicher Baustein fügt sich das Gebäude unaufällig in den (ausgewählten) Kontext, dass die Baulücke irgendwann vollendet werden würde, war in nach Entwicklung der letzten zwei Jahrzehnte dann auch irgendwie selbstverständlich. Vielleicht wird hier auch deutlich, dass verblasste Mythos der Schwanze nunmehr seine letzten Ecken schleift - Veränderung ist nunmal allgegenwärtig...

Kommt etwas zurück? Wird etwas weitergeschrieben? Entsteht etwas neues?

Die Schanze will nun Winterhude werden...

1

STPH | 13.05.2020 08:11 Uhr

Gebremste Moderne


Die älteren Häuser drum herum waren nicht gebremst. Die Verzierungen um die Fenster sollten schon immer die Fassade auflösen, optisch öffnen, nie schließen.

In heutige Möglichkeiten übersetzt hieße das: vorgehängte verglaste Fassade, in ihre Funktionen kleinteilig gut detailliert aufgelöst mit Sichtschutz wo nötig. Die ganze Fassade als ein großes Fenster im traditionellen Sinne. Etwa wie Victor Horta in Brüssel.

Das Fenster als Öffnung war schon immer das Motiv der Architektur, nur im Stockelbereich der Übergang zum Boden und das Dach sollte schon immer abheben.
In ihren damals noch begrenzteren Möglichkeiten wollen sie nicht nachgeäfft werden.

 
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