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17.09.2024

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Edle Einfalt, stille Größe

Wohn- und Bürohaus von GRAFT in Berlin


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GRAFT haben sich in bester Lage in Berlin-Mitte ein Haus gebaut. Und was für eines! Ein äußerst unauffälliges nämlich. Stünde nicht dezent Graftlab am Eingang, kämen wohl nur die allerwenigsten darauf, dass hier seit letztem Jahr der Puls des Büros schlägt.

Der Siebengeschosser an der Ecke Acker-/ Invalidenstraße ist nicht nur Arbeitsort der „Grafties“ (so die Eigenbezeichnung der Architekt*innen), sondern auch Wohnort der Gründungspartner Lars Krückeberg, Wolfram Putz und Thomas Willemeit. 2013 erwarben die drei Architekten das Eckgrundstück, um hier eine „Berlin-typische Mischung aus leben und arbeiten“ zu realisieren, wie sie schreiben.

Berliner Mischung heißt in diesem Fall, dass es im Erdgeschoss zur Straße hin zwei Gewerbeeinheiten gibt. Die hellen und angenehm offenen Arbeitsräume von GRAFT liegen im Erdgeschoss zum Hof orientiert – und erstrecken sich von dort bis in das zweite Obergeschoss hinauf. Erd- und erstes Obergeschoss sind über eine breite Treppe verbunden. Diese dient – wie nicht anders zu erwarten in einem solchen Kontext – auch als Tribüne für Präsentationen oder Veranstaltungen des Büros.

Im dritten, fünften und sechsten Obergeschoss wird gewohnt. Hier liegen unter anderem die Wohnungen der Gründungspartner, die als Maisonetten organisiert sind. Echte Nutzungsmischung findet man schließlich im vierten Obergeschoss. Neben einer Wohnung und einer weiteren, extern vermietbaren Bürofläche gibt es hier einen zur Invalidenstraße orientierten Konferenzbereich. Dieser wurde bewusst von den Bürobereichen von GRAFT separiert, sodass er problemlos auch durch andere Mietparteien oder Externe genutzt werden kann.

Der Neubau schließt in der Invalidenstraße an die historische Bebauung der heutigen Evangelischen Kirchengemeinde am Weinberg an. Hier steht mit der Elisabethkirche (1832–34) auch ein Bau von Karl Friedrich Schinkel. Kein Wunder also, dass die äußere Gestaltung des Neubaus in enger Abstimmung mit der Denkmalpflege erfolgte. Das Ergebnis überzeugt durch Zurückhaltung, Selbstverständlichkeit und eine gewisse Zeitlosigkeit. Oder anders gesagt: Dieses Haus könnte hier auch schon seit zehn oder zwanzig Jahren so stehen. Ein typischer Berliner Bürobau der letzten Jahre, was in diesem Kontext dezidiert positiv zu verstehen ist. Man werfe nur einen Blick auf den wuchtig auftrumpfenden Nachbarn in der Ackerstraße von Tchoban Voss.

Das Projekt weist eine Nettoraumfläche von circa 4.400 Quadratmeter auf. GRAFT bearbeiteten es nur in den Leistungsphasen 1-4 selbst. Die Leistungsphasen 5-8 lagen in der Hand von rw+ (Berlin). Die Außenraumgestaltung übernahmen Bacher Landschaftsarchitekten (Berlin). (gh)

Fotos: Patricia Parinejad, Henrik Schipper/JUNG


Zum Thema:

Die Kolleg*innen der Redaktion BauNetz Wissen haben sich das Haus vor einiger Zeit in der Rubrik Elektro näher angesehen.


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

7

der junge | 17.09.2024 19:14 Uhr

fritz

: die können es halt. das alter und die erfahrung bringen solche ausgewogenen und einfach nur guten Ergebnisse. man kann nichts weglassen und muss nichts hinzufügen = perfekt

6

karlfriedrich | 17.09.2024 18:11 Uhr

Ignoranter Fremdkörper

Verwunderlich, dass hier von Selbstverständlichkeit und Einpassung in die Umgebung geschrieben wird. Wenn man diese Gegend schon lange kennt, empfindet man das Haus als einen ignoranten Fremdkörper. Solche konventionellen Glas-Bürohäuser mit liebloser Oberfläche gibt es hier sonst nicht. Sie findet man eher am Hauptbahnhof oder am BER. Das hat überhaupt gar nichts mit dem historischen Nachbargebäude und dem denkmalgeschützten Ensemble um die Elisabethkirche zu tun, wo sonst jeder Pflasterstein der Elisabethkirchstraße gezählt wird. Rätselhaft, wie bei dieser Gestaltung die Denkmalpflege beteiligt gewesen sein soll. Wie kann es sein, dass hier eine massive Gebäudehöhe mit 2 Geschossen über allen Nachbargebäuden genehmigt wurde? Von Einfalt kann hier vielleicht die Rede sein, aber nicht von edel und eher auch von still genehmigter Größe. Das alles trifft natürlich auch auf das erwähnte unsägliche Tschoban Gebäude zu.

5

Katja | 17.09.2024 17:02 Uhr

Vogelschutzmaßnahmen?

Es ist nicht zu erkennen, welche Maßnahmen gegen Vogelschlag umgesetzt wurden. Wäre interessant zu erfahren, ob das noch nachgerüstet wird.

4

auch ein | 17.09.2024 16:52 Uhr

architekt

wo beamt denn der beamer hin wo die ganzen jünger vom chef hinschauen?

gar nicht schlecht finde ich. die wollen selbst nicht in so einer überdesignten bude arbeiten, sie haben dazugelernt ;-)

der gelbe tresen passt da gut als solitär rein, das gelbe regal hätte man nen meter kleiner bestellen müssen....



3

Arch | 17.09.2024 16:26 Uhr

Wenn man will

kann man so ein durchschnittliches Haus schon über den grünen Klee loben.
Man könnte aber auch sagen, dass die gesamt Bautechnik und Materialisierung hinsichtlich ihrer CO2-Bilanz von gestern ist und diese geschossgroßen Wohnungen der Wohlhabenden glücklicherweise nicht der Normalfall sind.
Nebenbei: die Teilnehmer*innen des Konzeptverfahrens nebenan hatten sich damit auseinanderzusetzen, dass die erlaubte GFZ nur ein Bruchteil von dem war, was sich die "Grafties" hier ausgehandelt haben. Nicht nur das verbindet sie mit dem klobigen Haus von Tchoban Voss, wer kann der kann....

2

Ulrich | 17.09.2024 16:16 Uhr

Ufo

Das Gebaeude ist doch symptomatisch für das, was im Städtebau schief läuft: es steht da (an der optimal genutzten) Ecke wie ein gelandetes Ufo. Null Bezug zum Umfeld. Es erschlägt das gesamte Miteinander der Nachbarbauten. Das Haus ist nur von innen gedacht menschlich, von aussen ist es eine Bedrohung. Und wie üblich grau grau grau. Passt ideal zur Stimmung. Also ob alle Architekten Pessimisten seien.

1

peter | 17.09.2024 15:37 Uhr

der entwurf scheint mindestens genauso alt zu sein...

GRAFT war mal ein wirklich cooles büro.
davon ist aber nichts mehr übrig.

 
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