Eine steile Hanglage und ein überschaubares Budget bildeten zwei Aspekte, mit denen sich Stadtmüller.Burkhardt.Graf.Architekten (Kaufbeuren) bei ihrem Projekt Haus M in Kaufbeuren auseinanderzusetzen hatten. Entstanden ist ein eigenwilliges Gebäude, das auf überschaubarer Fläche nicht nur Wohnräume für eine dreiköpfige Familie, sondern auch ein Atelier für den als Künstler und Bildhauer tätigen Bauherren bietet. Letzteres erhält durch die Rautenstruktur der Dachkonstruktion eine skulpturale Anmutung. Das Projekt gehörte 2022 zu den vom Callwey Verlag in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Architektur Museum gekürten 50 besten Häusern des Jahres.
Das 470 Quadratmeter große Grundstück liegt am westlichen Höhenzug des Wertachtales, zwischen der im Tal befindlichen Stadt und den angrenzenden Militärflächen des Fliegerhorstes auf dem Höhenplateau. Die Architekt*innen fügten den zweigeschossigen Baukörper senkrecht zur Hangkante ein. Aufgrund der starken Neigung des Baugrunds wurde die tragende Konstruktion aus Stahlbeton gefertigt. Da die Familie aus Kostengründen möglichst viel Eigenleistung erbringen wollte, setzt der Entwurf auf einfache und robuste Details in Verbindung mit gängigen Materialien.
Besonderes Merkmal ist das Zollingerdach, eine gewölbte Konstruktion aus vorgefertigten und rautenförmig zusammengesetzten Einzelelementen, die der Merseburger Stadtbaurat Friedrich Zollinger Anfang des 20. Jahrhunderts für einen rasch und kostengünstig umsetzbaren Wohnungsbau entwickelte. Ihr Aufbau ist so simpel, dass dabei auch Laien mithelfen können. Das Dach wurde ebenso wie die Fassaden- und Dachhaut aus gewelltem Stahlblech ohne aufwendige Baustelleneinrichtung komplett in Eigenleistung montiert.
Entstanden ist ein auf Straßenniveau hallenförmig auftretendes Haus mit 83 Quadratmetern Wohnfläche und 98 Quadratmetern zusätzlicher Nutzfläche, das sich durch ein konsequent schlichtes und zugleich zeichenhaftes Erscheinungsbild hervorhebt. Im Obergeschoss befindet sich das künstlerische Atelier, darunter liegen die Wohnräume. Geschosshohe Verglasungen auf der Talseite bringen viel Licht und Weite in die von Beton und Holz geprägten Räume. (da)
Fotos: Célia Uhalde
Zum Thema:
Mehr zu Zollingerdächern und anderen Arten von Gitterschalen bei Baunetz Wissen
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mages | 09.06.2023 10:32 UhrLICHTAUSLÄSSE
Die Beleuchtungsplanung scheint völlig daneben gegangen zu sein, schade, wenn man sich bei solchen für die Nutzung wichtigen Details keine Mühe gibt.