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29.08.2011

Elfenbeinturm aus Beton

Wohn- und Atelierhaus in Chile fertig


Der liebste Bauherr des Architekten ist noch immer der Architekt selbst; ein Beteiligter weniger, mit dem Kompromisse gefunden werden müssen. Ein weiteres schönes Beispiel für Gebäude im Eigenauftrag ist nun in Chile fertig geworden, das „100 Haus“ (cien house), das Pezo von Ellrichshausen Architects als Wohn- und Ateliergebäude für sich selbst bei Concepción (Chile) fertig gestellt haben.

Das Haus steht an einer engen Straße, die sich in langen Serpentinen einen Hügel östlich der Stadt hinauf windet. Von hier aus ist ein weiter Blick über Concepción und bis zum Meer hin möglich, mit ihrem selbstbewussten Turmbau betonen Mauricio Pezo und Sofia von Ellrichshausen diese Aussichtsfunktion auf geradezu romantische Art und Weise. Das gesamte Gebäude besteht dabei aus 11 identischen, würfelförmigen Raummodulen. Diese wurden zu zwei Sockelgeschossen (je drei Module) gestapelt, auf diesem Sockel ragt ein Turm mit weiteren fünf Geschossen auf.

Die Module besitzen Schiebetüren, sodass die Räume im Sockel flexibel verbunden oder getrennt werden können. Im untersten Geschoss liegen drei Atelier- und Nebenräume, darüber die Küche und der Wohnbereich. In den ersten beiden Turmgeschossen sind private Schlafzimmer untergebracht, darüber liegen die Arbeits- und Atelierräume des Architekturbüros. Für die Trennung von Privatsphäre und Arbeitswelt wurden im schon schmalen Grundriss gleich zwei enge Wendeltreppen vorgesehen, eine erschließt nur die Wohnräume, die zweite das vertikale Büro.

„Wir wollten einfach verschiedene Ausdrücke von Wohnen und Arbeiten anbieten“, sagt Sofia von Ellrichshausen. „Deswegen haben wir einen vertikalen und einen horizontalen Gebäudeteil kombiniert. In den unteren Bereichen werden wohl eher die schweren Arbeiten stattfinden, oben im Turm die leichten, fast immateriellen Routinen. Zwischen diesen beiden Arbeitswelten liegt, geschützt, das private Leben.“ Diese Trennung wird durch die Farbe der Holzverkleidung im Inneren unterstrichen: Die Pinienbretter in den Arbeitsbereichen wurden in einem hellen Grau, die in den Wohnbereichen weiß gestrichen. Letztere haben auch einen Bodenbelag aus Eukalyptusholz bekommen, der den Wohnräumen zusätzliche Wärme verleihen soll. Die Fassade wurde hingegen aus Ortbeton mit relativ grobem Zuschlag gegossen. Arbeiter entfernten anschließend die außen liegenden Steine, sodass eine Hülle enstanden ist, die zwar einheitlich, fast monolithisch wirkt, aber auch eine deutliche Textur zeigt. Die unterschiedlich großen Fenster erschweren die Ablesbarkeit der Geschosse nach außen und lassen den Turm fast noch etwas höher wirken.

Ein mysteriöses Gebäude in der sonst recht konventionell-suburbanen Bebauung des Hügels. „Viele Passanten wundern sich und fragen, was das ist“, so von Ellrichshausen. Den Architekten gefällt dieser Hauch von Geheimnis, den sie ihrem schmalen Elfenbeinturm aus grobem Beton verliehen haben.


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