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06.04.2023
Unter alten Ästen
Wochenendhaus in Nordportugal von João Mendes Ribeiro
Eine alte Kastanie und ein neues Haus, die auf den ersten Blick wirken, als seien sie ineinander verkeilt; Hat hier ein Sturm gewütet und ein schwerer Ast das filigrane Dach eingedrückt? Natürlich nicht. Vielmehr handelt es sich um eine sensible Addition, um ein Ensemble aus Haus und Natur. Entworfen und umgesetzt hat das kleine Projekt – der „Fußabdruck“ beträgt gerade mal 25 Quadratmeter – der Architekt João Mendes Ribeiro aus Coimbra, die im Mittelalter mal Hauptstadt Portugals war.
Der Holzbau namens Kastanienhaus steht am Rande einer kleinen Gemeinde unweit der nordostportugiesischen Distrikthauptstadt Guarda. Auf einem abfallenden Grundstück eröffnen sich hier weite Ausblicke in die Landschaft, die von einem Bergkamm namens Serra da Marofa begrenzt wird. Die Gegend ist durchaus pittoresk, aber auch windig und karg, sodass sich zwischen moosigen Felsen und struppigem Gras vor allem knorrige alte Bäume mit tiefen Wurzeln behaupten.
Einen dieser Bäume hat sich Ribeiro zum Ausgangspunkt seines Entwurfs erwählt. Inspiriert habe ihn die Vorstellung, seine Behausung suche Schutz unter der breiten Baumkrone. In diesem Sinne rückt er der Kastanie ziemlich auf den Stamm, was es umgekehrt aber auch erforderlich machte, eine Struktur mit möglichst geringen Auswirkungen auf den Ort zu entwerfen. Und das erklärt schließlich, warum sich das Volumen mittig förmlich unter die Kastanie duckt. Wobei es auch im Grundriss zurückweicht, was einen weiteren Knick ergibt. An dieser Stelle öffnet sich der Innenraum mit viel Glas und einer Terrasse zur Landschaft. Konstruktiv handelt es sich um eine simple Holzrahmenbauweise mit dunkel lackierter Beplankung und Birkensperrholz für den Innenausbau.
Das Raumprogramm ist angesichts des erwähnten Fußabdrucks von nur 25 Quadratmetern alles andere als üppig, dafür aber ebenso effizient wie inspirierend organisiert. Im Mittelteil befindet sich zunächst ein Wohnbereich mit Chaiselongue, Küchenzeile, Esstisch, Schreibnische und Kamin. Die gegenläufigen Dachschrägen sorgen hier für eine subtile Unterteilung. An die „Küche“ angeschlossen ist wiederum ein kleines Bad, das bei geöffneter Tür dem Innenraum ein weiteres Fenster Richtung Norden gibt. Und geschlafen wird wiederum im Süden auf zwei Ebenen, womit sogar noch Platz für Gäste ist. (sb)
Fotos: José Campos
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