Das Wochenendhaus für eine iranische Familie steht im äußersten Nordwesten Irans, wo das Land einen Zipfel bildet mit direkten Grenzen nach Armenien, Aserbaidschan, zur Türkei und dem Irak. Hier liegt die Provinzhauptstadt Maku im engen, felsigen Tal des Flusses Zangmar an einer alten Handelsroute. „Der Entwurf für das Haus leitet sich ganz und gar von der Landschaft ab“, schreiben Reza Asadzadeh und Shabnam Khalilpour, die seit knapp zehn Jahren gemeinsam das Architekturbüro
Atelier White Cube in Maku betreiben. Das Grundstück liegt an einem Hang etwas außerhalb des östlichen Stadteingangs. „Der Weg führt durch schöne Gärten voller Walnuss-, Kirsch- und Aprikosenbäume, und der Baugrund befindet sich direkt oberhalb eines solchen Gartens mit bestem Blick auf die Berge und weit übers Tal.“
Das ist der Ausgangspunkt des Entwurfs: Ein Haus, das sich auf die Landschaft einlässt, verschiedene Ausblicke bietet und dabei dem Garten so wenig Fläche wie möglich nimmt. Das Erdgeschoss ist gerade 20 Quadratmeter groß und besteht hauptsächlich aus einem großen Lager- bzw. Garagenraum. Den Eingang bildet also ein Aufgang in Form einer Stahltreppe an der Gartenmauer, die zu einem Balkon vor der ersten Etage führt. Hier bietet sich ein erster Blick über die Gärten ins Tal. Über dem Balkon formt sich ein spitz zulaufender Turm wie ein Giebel oder hoher Kamin der im zweiten Obergeschoss jedoch mit postmoderner Geste durch einen schmalen Balkon aufgebrochen wird. Die innere Treppe formt eine Auskragung nach Westen und bleibt bis auf ein quadratisches Fenster geschlossen.
Die verschiedenen Auskragungen, der spitze Giebel und die Fassadenverkleidung aus dunkelgrauem Basalt – das ist der Stein der Berge um Maku – lassen das Haus wie einen Felsbrocken am Hang wirken. Die Architekten tauften es daher „Villa Gray“. Innen steht die Landschaft im Vordergrund, jede Etage öffnet sich in eine andere Richtung, ebenso locken die Austritte und Balkone hinaus. Auch die große Dachterrasse schafft noch einmal einen kleinen Steg in Richtung Süden. Man könnte auch an ein mittelalterliches Torwächterhaus denken, mit gutem Blick über den Weg in die Stadt. Durch die Auskragungen bietet das Haus trotz minimierter Grundfläche eine Wohnfläche von 100 Quadratmetern.
(fh)
Fotos: Farshid Nasrabadi
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