Sie sind zwischen 5.000 und 20.000 Einwohner*innen groß und laut Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) „der neue Sehnsuchtsort für viele Deutsche“: Kleinstädte. Gut 2.100 gibt es hierzulande, fast ein Drittel der Bevölkerung lebt in ihnen. Bald werden die deutschen Kleinstädte eine neue, eigene Institution haben: die Kleinstadtakademie.
Heute Vormittag gaben das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen sowie der Deutsche Städte- und Gemeindebund bekannt, dass die Kleinstadtakademie ihren Standort in Wittenberge haben wird. Die brandenburgische Kommune an der Elbe liegt verkehrsgünstig und mit ICE-Anschluss zwischen Hamburg und Berlin. Ihren Sitz erhält die Kleinstadtakademie im historischen Bahnhof der Stadt, der momentan saniert wird.
Die Kleinstadtakademie soll eine „Vernetzungs- und Wissensplattform“ sein, durch die das Bundesministerium Kleinstädte unterstützen möchte, Themen wie „Innenstadtentwicklung, Wohnraum, Digitalisierung oder auch Klimaanpassungsmaßnahmen gemeinsam voranzubringen“. Außerdem soll sie Lobbyarbeit in der Politik leisten und die Gesellschaft für die Belange der Kleinstädte sensibilisieren. Sie sei nicht in erster Linie ein Instrument der Strukturförderung, keine touristische Einrichtung und auch keine „Landlust im Behördenformat“, stellte Geywitz im Rahmen der Pressekonferenz in Berlin klar.
Strukturförderung ist auch nicht das, was Wittenberge zwingend braucht. Die Stadt hat sich in den letzten Jahren gut entwickelt. Auf der Pressekonferenz wurde klar, dass die Stadtverwaltung ein wahrer Profi der Fördermittelakquise ist. Von den erfolgreichen Projekten in Wittenberge und dem Know-how der engagierten kommunalen Verwaltung sollen perspektivisch auch andere Kleinstädte profitieren.
Im diesjährigen Bundeshaushalt sind zwei Millionen Euro für die neue Institution vorgesehen, im nächsten ist der gleiche Betrag eingeplant. Mit dem Aufbau der Kleinstadtakademie soll rasch begonnen werden, erläuterte der Leiter des Wittenberger Bauamtes Martin Hahn. Als zentrales Werkzeug ist eine Kommunikationsplattform geplant, in der sich Kleinstädte bundesweit über strategische Fragen austauschen können. 2025/26 möchte man den Bahnhof beziehen. In zwei Jahren sollen die ersten Modellvorhaben anlaufen.
Im Mai letzten Jahres waren die deutsche Kleinstädte aufgerufen worden, sich für den Standort der Kleinstadtakademie zu bewerben. 44 Kommunen nahmen an dem Wettbewerb teil, von denen es wiederum Wittenberge, Herzberg (Elster) in Brandenburg, Schlüchtern im hessischen Main-Kinzig-Kreis, Münnerstadt im unterfränkischen Landkreis Bad Kissingen und Zwönitz im Erzgebirge in die engere Auswahl schafften. Die Kleinstadtakademie geht auf ein Forschungsprojekt des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung BBSR zurück. (gh)
Zum Thema:
Wittenberge war bereits Thema in der Baunetzwoche#590 „Perspektive Leerstand“, wo wir – neben Zeitz und Luckenwalde – die Kommune an der Elbe, ihre Potenziale und ihre neues Wachstum nach Jahrzehnten des Niedergangs vorgestellt haben.
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Lars K | 15.02.2024 17:12 UhrBehörden
Bravo. Was wir sicher brauchen, sind neue Behörden. Hätte man die Kleinstadt- nicht gewinnbringend in die Bauakademie integrieren können? Oder zumindest einen standort wählen können, der eine Unterstützung wirklich dringender gebraucht hätte als ausgerechnet das gut gepolsterte Wittenberge? Apolda mit seinem fabelhaften Eiermannbau wären mir da gleich mal eingefallen. Aber nein... oder man hätte es mit dem difu kombinieren könenn...? Oder... oder... aber so?