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03.12.2024
Praxispfad CO2-Reduktion im Gebäudesektor
Wissenschaftler*innen fordern Paradigmenwechsel im Klimaschutz
Abkehr von fossilen Energieträgern, Förderung von Bestandserhalt und Bauen mit Sekundärbaustoffen – was in anderen EU-Ländern bereits gängige Praxis ist, könnte auch in Deutschland das Erreichen der Klimaschutzziele im Gebäudesektor sicherstellen. Den klimapolitischen Kurswechsel vom Paradigma der Energieffizienz hin zur Emissionsminderung fordert nun die Initiative Praxispfad CO2-Reduktion im Gebäudesektor, die von fünf prominenten Wissenschaftler*innen getragen wird.
In ihrem am 14. November in Berlin vorgestellten Klimamanifest erklären die Initiator*innen die bisherigen Förderansätze als gescheitert. Maximale Energieffizienz und umfassende Sanierungsmaßnahmen überstiegen die finanzielle Belastungsgrenze des Bundeshaushalts bei Weitem, zudem seien sie nicht klimawirksam genug. Die aktuellen Haushaltsdebatten und das Aus der Ampelkoalition machten eine Kurskorrektur unumgänglich.
Die Initiator*innen Elisabeth Endres (TU Braunschweig), Manfred Norbert Fisch (ehemals TU Braunschweig), Werner Sobek (ehemals Universität Stuttgart), Dietmar Walberg (Hochschule Lübeck) und Dirk Hebel (KIT Karlsruhe) formulieren in ihrem Manifest fünf Kernthesen, die differenziert und technisch im Detail Lösungsansätze präsentieren:
- 1. Emissionsfreie Wärmeversorgung: Fossile Energieträger sollen schnellstmöglich durch emissionsarme Technologien wie Wärmepumpen oder die Nutzung industrieller Abwärme ersetzt werden. Der Ausbau erneuerbarer Energien auf Quartiersebene wird hierbei ebenso priorisiert wie bilanzielle Ansätze auf der Ebene von Gebäudeflotten und Quartieren im Allgemeinen und die gebäudeübergreifende bilanzierbare Nutzung von Solarenergie.
- 2. Maßvolle Sanierung statt Überoptimierung: Sanierungen sollen sich an der Lebensdauer der Bauteile und am tatsächlichen Bedarf orientieren. So bleiben graue Emissionen erhalten und unnötige Kosten extremer Effizienzmaßnahmen werden vermieden. Sanierungen sollen nur erfolgen, wenn Bauteile abgängig sind. Geringinvestive Maßnahmen zur unmittelbaren CO2-Einsparung werden vorrangig gefördert. Dabei bleiben der Erhalt der Baukultur und die Sicherung von Baukapazitäten zentral.
- 3. Effiziente Wärmepumpennutzung bei moderater Sanierung: Moderne Wärmepumpen sind bereits effizient genug, um auch unsanierte oder moderat sanierte Gebäude zu beheizen. Die Heizflächen in älteren Bestandsgebäuden sind oft überdimensioniert und erlaubten reduzierte Vorlauftemperaturen, was der Effizienz der Wärmepumpe zugute kommt. So kann der Sanierungsdruck gemindert und trotzdem eine klimaschonende Wärmeversorgung ermöglicht werden.
- 4. Emissionsminderungspfad als Steuerelement: Statt unübersichtlicher Regelungen wird ein verbindlicher Emissionsminderungspfad bis 2045 gefordert, der klare Reduktionsziele für Gebäudeemissionen setzt und durch eine unabhängige Emissionsagentur überwacht wird.
- 5. Bestandserhalt und Kreislaufwirtschaft fördern: Bauvorhaben sollen strengen Emissionsgrenzen unterliegen. Durch den Erhalt bestehender Bausubstanz kann die Freisetzung von grauen Emissionen verhindert und die Kreislaufwirtschaft auf den Weg gebracht werden. Sekundärmaterialien sollen zukünftig bevorzugt eingesetzt werden, um den Verbrauch von primären Ressourcen zu minimieren und die Abfallproduktion zu senken.
Mit dem Praxispfad CO2-Reduktion könnten die im Vergleich zum heutigen Szenario benötigten Fördermittel in Höhe von jährlich 50 Milliarden Euro um fast zwei Drittel gesenkt werden, so die Initiative. Damit werde ein realistisches Szenario für die Erreichung der Klimaziele im Gebäudesektor gezeichnet. Zudem würden die Treibhausgasemissionen berücksichtigt, die im Bestand bereits entstanden sind und jene, die durch Neubau noch entstehen würden! Wenn CO2-Emissionen einen angemessenen Preis haben, könne der Weg zur Erreichung des Klimaziels realistischer geplant und sozial gerechter gestaltet werden.
Der GdW – Bundesverband der deutschen Wohnungs- und Immobilienunternehmen unterstützt die Initiative Praxispfad CO2-Reduktion im Gebäudesektor. Kritik an der Vorlage äußerten laut Immobilienzeitung Interessenvertreter der Dämmwirtschaft und die Initiative Energieeffizienz. (kms)
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Schluss mit dem einseitigen Fokus auf Energieeinsparung – fünf Wissenschaftler*innen formulieren ein Manifest, das differenziert und technisch im Detail Lösungsansätze präsentiert. Bild: Kathrin Schömer / Copilot / KI.