Bereits einige Hofhaus-Variationen konnten AGi Architects (Madrid/Kuwait-Stadt) schon in Kuwait-Stadt verwirklichen, doch jetzt folgt ganz konkret ein weiterer Höhepunkt: Die Neuinterpretation der mittelöstlichen Typologie als Wohnturm. Wie in dieser Klimazone oft üblich, gibt es zur Südseite nur kleine Öffnungen, während der Hof dazu dient, sich ins Private zurückzuziehen und gleichzeitig Belichtung und Belüftung zu regulieren.
Der Innenhof ist hier allerdings keine abgeschlossene Entität, sondern von Öffnungen und Durchbrüchen perforiert, die ihn zu einem hellen und räumlich komplexen Gebilde werden lassen. In einem zweigeschossigen Sockel befinden sich die gemeinschaftlich genutzten Bereiche – unter anderem ein Schwimmbad, das ebenfalls bis in den Innenhof hineinragt und diesen zusätzlich mit dem Außenraum verbindet. Von diesem Sockel aus entwickelt sich der Wohnturm 13 Stockwerke in die Höhe: Auf 6.500 Quadratmetern gibt es neben den Maisonette-Wohnungen, die vornehmlich angeboten werden, im obersten Geschoss zusätzlich ein Penthouse sowie Dachgärten und -terrassen.
Das Projekt wurde für die private Immobilienfirma Wafra entwickelt, die international Projekte umsetzt. Im ohnehin schon hochgradig verstädterten Kuwait reagiert das Unternehmen auf eine wachsende Nachfrage nach zentral gelegenem Wohnraum, was mit einer Transformation der dort üblichen, eher horizontalen Bauweisen einhergeht. Das stellt die Architekten und Projektentwickler vor die Herausforderung, die Privatheit eines Eigenheims in der Vertikalen anzubieten.
Das Verständnis für lokale Bautraditionen war für die Architekten, die neben ihrem Büro Madrid auch einen Sitz in Kuwait haben, ein entscheidender Parameter des Entwurfes. Der Erschließungskern befindet sich wegen des heißen Klimas an der Südseite des Gebäudes und bildet einen thermischen Puffer zu den Wohnungen aus. Zur Nordseite hin öffnet sich das Gebäude stärker und bietet eine direkte Aussicht aufs nahegelegene Meer. Für die Fassade wurde Granitstein verwendet, um das Bild einer vom Wind ausgehöhlten monolithischen Skulptur zu erzeugen – eben ein Wind Tower, wie das Projekt letztendlich auch getauft wurde.
Fotos: AGi Architects
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Lutz Borchers | 03.08.2017 16:52 UhrFluchtweg
Die Duplexe haben offensichtlich nicht in jedem Geschoss einen Fluchtweg. Das ist hierzulande nicht möglich.