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04.03.1998
Die verschlossene Bibliothek
Wiener Holocaust-Gedenkstätte wird am ursprünglich vorgesehenen Platz errichtet
Anfang 1996, nach einem internationalen Wettbewerb, hatte man in Wien eigentlich mit der raschen Realisierung der Holocaust-Gedenkstätte gerechnet – eine Debatte, wie sie derzeit den Entscheid zum Berliner Mahnmal lähmt, schien undenkbar. Die Planung sah vor, das Mahnmal am Judenplatz bereits im darauffolgenden November zu enthüllen. Doch es kam anders: Ein Streit sowohl um den Standort als auch um den Entwurf an sich entbrannte. Das Siegerprojekt der britischen Bildhauerin Rachel Whiteread, das eine nach außen gestülpte, unzugängliche Bibliothek darstellt und als massiver Betonkubus gegenüber der Lessing-Statue errichtet werden sollte, kollidierte mit Ausgrabungsarbeiten am Platz, vor allem aber den Auffassungen verschiedener Interessensgruppen in der Stadt.
Whiteread hatte sich im geladenen Wettbewerb gegen Mitbewerber wie Peter Eisenman, Zvi Hecker, Valie Export und Pauhof Architekten durchsetzen können. Die unzugängliche Bibliothek, die als ein „Haus des Buches“ an das Überleben des jüdischen Volkes und seiner Geschichte während eines 2000-jährigen Exils errinnern sollte, läßt Ähnlichkeiten mit dem Berliner Mahnmal der Bücherverbrennung am Bebelplatz zu.
Am 3. März 1998 hat man sich in Wien nach Baustop und längerer Denkpause nun entgültig für den Bau des Mahnmals am Standort Judenplatz entschieden. Mit einem Zugeständnis: Der Kubus wird verschoben, so daß die Ausgrabung der Or-Saruga-Synagoge nicht behindert wird.
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