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04.05.2015
Gleichheit für Buch und Bürger
Wieder eine Mediathek in Frankreich
Die Mediathek – oder „médiathèque“, wie es im korrekten Französisch heißt – trägt schon in ihrem Begriff ein Stück politischer Kultur der Grande Nation. Seit den Achtzigern werden in Frankreich städtische Bibliotheken so genannt. Alle Datenträger, auch Videos, CDs, DVDs, seien dem gedruckten Buch ebenbürtig, so die Idee hinter dem Wort. Die Franzosen nehmen es mit der „égalité“ also ernst: sprachlich, indem sie die alte Bibliothek zur Mediathek umwandelten, und institutionell, indem sie möglichst viele dieser öffentlichen Bildungseinrichtungen in ihre Städte setzen. In Bourg-la-Reine, unweit von Paris gelegen, hat jetzt die Architektin Pascale Guédot eine neue Mediathek realisiert.
Guédots Mediathek ist zunächst ein monolithischer Bau. Als sei das mit Quarz verkleidete Gebäude aus einem Ganzen geschnitten, sind Fassade und Dach übergangslos miteinander verbunden. Kristallin liegen die ebenfalls mit Quarz bedeckten Dachflächen in unterschiedlichen Graden dem Gebäude auf.
Doch trotz der steinernen Strenge spielt die Pariser Architektin mit transparenten Elementen und macht die Funktion ihres Baus für die Öffentlichkeit sichtbar. Der Kopf des Gebäudes ist zum Stadtzentrum hin gänzlich verglast und setzt den Blick in die innenliegende Mediensammlung frei. Zum Boulevard öffnet sich das Volumen mit einem weiten Eingang. Nach innen versetzt, leiten angewinkelte Fensterwände zum Portal. In diese Schauseite des Gebäudes ist auch ein großformatiges, tief eingeschobenes Fenster gesetzt, das auf den wichtigsten Raum, einen Lesesaal im Obergeschoss, hinweist.
Direkte Einschnitte, leichte Grade, Quarz und Glas – Pascale Guédot setzt auf klare Linien und Materialität. Das Rigide der Schauseite hat sie allerdings an der Rückseite aufgebrochen. Hier legt sie ihr Gebäude zangenartig um einen Innenhof. Im Inneren ist das Gebäudevolumen verwinkelt. Die zweite Etage endet an dieser Stelle mit einer schwebenden Galerie. Der Lesesaal im Erdgeschoss weitet sich somit über zwei Etagenniveaus, zum Innenhof mit einer verglasten Wand abgeschlossen. Das schaffe einen „offenen Raum“, so Guédots Beschreibung, damit auch der Kopf frei wird für Bildung, der sich schließlich die vielen Mediatheken in Frankreich verschrieben haben. (sj)
Fotos: Hervé Abbadie
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