Seit einigen Jahren plant die nordrhein-westfälische Hauptstadt vor allem in den innerstädtischen Bezirken umfangreiche Maßnahmen – nicht ohne dabei immer wieder Konflikte bezüglich drohender Abrisse denkmalgeschützter, oft moderner Architekturen zu provozieren. Ein Wettbewerb der Telekom für eine Bürostruktur aus den 1970er Jahren ließ den Teilnehmern aber die Wahl: Wie umgehen mit dem Bestand?
Von Sara Lusic-Alavanja
Konkret geht es um die ehemalige Oberpostdirektion Düsseldorf, die sich in den 1970ern im nordöstlich gelegenen Bezirk Düsseltal ein neues Gebäude errichten ließ. Der modernistische Bau, der unweit der Grafenberger Allee und damit nahe einer der städtischen Hauptachsen auf einem Grundstück von vier Hektar entstand, wurde durch die Arbeit Farbwege des Künstlers Otto Herbert Hajek im Außen- und Innenraum ergänzt. Die Telekom nutzte den stattlichen Komplex noch bis 2015, seither steht er aber leer.
Um eine künftige Nutzung dieser Raumressource zu entwickeln, wurde 2021 durch die Deutsche Telekom ein Wettbewerb nach RPW 2013 ausgelobt. Neuer Schwerpunkt des Areals: Wohnen. Die Koordination des Verfahrens übernahm das Düsseldorfer Büro ISR Innovative Stadt- und Raumplanung. Den Teams, die zwingend aus einem regulären und einem Landschaftsarchitekturbüro bestehen sollten, wurde freigestellt, was mit dem Gebäude passiert – vom vollständigen Erhalt bis zum kompletten Abriss. Das ist eine Diskussion, die in Düsseldorf nur allzu oft eher spät einsetzt: sei es beim Abriss des Tausendfüßlers – siehe das Projekt Kö-Bogen II – oder bei den aktuellen Auseinandersetzungen rund um das Opernhaus. Zwischenzeitlich stand sogar das Düsseldorfer Schauspielhaus zur Disposition, dessen umfassende Sanierung aber längst erfolgt ist.
Die von der Jury unter Vorsitz von Dörte Gatermann ausgewählten Gewinner des Wettbewerbs, das Düsseldorfer Büro HPP Architekten mit brandenfels landscape + environment aus Münster, entschieden sich für letztere Option und entwarfen auf dem Areal ein neues Wohnquartier. Eine Entscheidung, die nicht alle Finalisten teilten. Damit waren in der Auswahl sehr unterschiedliche Projekte vertreten. Alle Preise im Überblick:
- 1. Preis: HPP Architekten (Düsseldorf) mit brandenfels landscape + environment (Münster)
- 2. Preis: adnba Planungsgesellschaft (Berlin) mit Beros Abdul (Bukarest)
- Anerkennung: Schrammen Architekten (Mönchengladbach) mit faktorgruen (Freiburg)
- Anerkennung: Lindner Architekten mit LAND (beide Düsseldorf)
- Anerkennung: RKW Architektur + (Düsseldorf) mit club L 94 (Köln)
Während sich die beiden vorderen Prämierungen von
HPP Architekten und
adnba auf Neubauten konzentrierten, wurde bei den Anerkennungen der Bestand teils fast vollständig integriert. So schlugen
RKW Architektur + vor, die einstige Postdirektion im Sinne des Wohnens umzunutzen.
Schrammen Architekten und
Lindner Architekten entschieden sich wiederum für einen Teilerhalt der Strukturen und ergänzende Neubauten.
Im städtebaulichen Entwurf von HPP sind eher kleinteilige Gebäudevolumen mit drei bis sieben Geschossen zu drei größeren Blöcken kombiniert. Die Planung sieht neben Wohnraum auf 49.510 Quadratmetern Bruttogrundfläche im Norden auch 13.850 Quadratmeter für Büro und Gewerbe vor. Im Süden ist außerdem noch Platz für eine Kita und ein Seniorenheim. Durch Alleen und halböffentliche Innenhöfe soll eine Verbindung des neuen Quartiers zu den umliegenden Wohnbezirken erzielt werden.
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Baudichtungslaie | 09.02.2022 09:00 Uhr@ Herbert Bruns
Es ist aber auch großer Mist,
wenn´s Glashaus nicht
verspiegelt ist!
(...säh´ manch spontaner Steinewerfer,
sein Ebenbild dann etwas schärfer.)