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27.05.2011

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Ohne Sorge

Wettbewerbe für Park Sanssouci in Potsdam


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Kürzlich wurden zwei Wettbewerbe entschieden, bei denen es um Neubauten im Weltkulturerbe-Ensemble des Parks Sanssouci in Potsdam ging. Beide Aufgaben waren mit entsprechend strengen Vorgaben versehen.

Im Verfahren „Besucherzentrum Schloss Sanssouci: Neubau des Schweizerhauses“ war die Aufgabe, für ein Besucherzentrum „einen Neubau als zeitgenössische Interpretation des verlorenen Schweizerhauses“ zu entwerfen. Das 1945 zerstörte und 1952 abgetragene Schweizerhaus unterhalb der Historischen Mühle hatte seine letzte Form durch einen Umbau 1840 erhalten, die auf Ludwig Persius zurückgeht. In der Auslobung hieß es: „Die Bebauung dieses Grundstücks ist als Reparatur des Ensembles nach den denkmalpflegerischen Vorgaben in der Grundfläche und Kubatur des ehemaligen Schweizerhauses durchzuführen. Das Stilmittel der alpinen Schweizer Architektur, welche die verlorene Architektur geprägt hat, soll neu interpretiert werden.“ – Das Preisgericht unter Vorsitz von Johannes Cramer vergab diese drei Preise:

1. Preis (9.000,- Euro): Peter Kulka Architektur, Dresden

2. Preis (6.500,- Euro): Bruno Fioretti Marquez Architekten, Berlin

3. Preis (4.500,- Euro): Sunder-Plassmann Architekten, Kappeln

Die Jury beurteilte den 1. Preis so: „Der Neubau nimmt in der Kubatur das Schweizerhaus mit einem massiven Sockelgeschoss und einem auskragenden Obergeschoss in leichter Holzständerbauweise auf. Es fügt sich in Maßstab und Proportion selbstverständlich in den Kontext ein. Gleichzeitig bildet es als Besucherzentrum eine eigene Adresse. Dies geschieht durch eine einfache und klare Sprache, die die wichtigen Motive der Architektur des ehemaligen Schweizerhauses in reduzierter Form aufnimmt (z. B. Loggia, Holzständerkonstruktion, Satteldach).

Bei näherer Betrachtung wird die Einfachheit, die sich z. B. in der monotonen Reihung und Abfolge der Fenster- und Türöffnungen sowie in der Serie der vertikalen Holzständer an der Nordseite zeigt, kritisch gesehen. Die Schmucklosigkeit könnte in eine spannungslose Außenwirkung münden.

Insgesamt wird mit der Arbeit ein gut realisierbarer und dem Ort angemessener Vorschlag erarbeitet. Die konsequente Einfachheit der Fassadenlösung kann auch als eintönige Gestaltung erlebt werden.“

In einem weiteren Verfahren ging es um einen „Neubau des Restaurants am Neuen Palais im Schlosspark Sanssouci“. Gegenstand war die Konzeption eines architektonisch anspruchsvollen Restaurantneubaus für die Besucher des Parks Sanssouci. Der Neubauentwurf sollte sich „behutsam in das historisch geprägte Umfeld mit seinen denkmalgeschützten Gartenanlagen und Baulichkeiten von Weltrang einfügen“. Die Gebäudehöhe durfte eine 3,10 Meter hohe Hecke nicht überragen. – Die Jury unter Vorsitz von Wolfgang Schuster vergab diese drei Preise:

1. Preis (9.000,- Euro): Staab Architekten GmbH, Berlin
Landschaftsarchitekt: Levin Monsigny Landschaftsarchitekten, Berlin

2. Preis (6.500,- Euro): Heike Hanada_laboratory of art and architecture, Berlin, Benedict Tonon, Berlin
Landschaftsarchitekt: TDB Landschaftsarchitektur, Berlin

3. Preis (4.500,- Euro): Sting Architekten ELW, Berlin (Martin Sting)

Die Jury beurteilte den 1. Preis so: „Der Entwurf ist als rechteckiger Baukörper mit eingeschnittenen Lichthöfen konzipiert. Der geschlossene Funktionsbereich liegt im Süden, die Gasträume sind transparent nach Norden orientiert. Mit den zwischen dem Gast- und Funktionsbereich liegenden Lichthöfen wird der Gastbereich von zwei Seiten belichtet.
Der Biergarten mit 160 Plätzen ist westlich vorgelagert, im Norden liegt eine schmale Terrasse. Der Funktionsbereich ist mit einer dunklen Metallfassade verkleidet, der Gastbereich ist mit großflächigen Glasflächen zum Gartenbereich hin geöffnet. Durch diese Gestaltungselemente entsteht in der Parklandschaft ein unaufdringliches Gebäude.

Die Verfasser verstehen Ihren Entwurf als überdachten Rastplatz. Dieser Charakter soll durch den konisch zulaufenden und weit auskragenden Dachüberstand zu den Terrassen hin noch verstärkt werden.

Insgesamt überzeugt der Entwurf durch seine Konsequenz, Funktionalität und seine zurückhaltende, elegante Gestaltung. Die unaufgeregte und bestandsbezogene Erschließung und Freiflächengestaltung überzeugt.“

Ausstellung der Wettbewerbsarbeiten: 30. Mai bis 5. Juni 2011 (Eröffnung: 30. Mai, 18 Uhr)
Ort: Kavalierflügel von Schloss Glienicke, Königstr. 36, 14109 Berlin


Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

3

Peter | 01.06.2011 15:41 Uhr

Preisgeld

Das Preisgeld erinnert stark an einen Studentenwettbewerb, wie es ihn noch vor 15 Jahren gegeben hat. Damit dürften wohl gerademal die Visualisierungen und ein "Jungarchitekt" bezahlt sein, vielleicht auch noch die Reise zum Kolloquium. Trotz Wettbewerbserfolg ergibt sich sicher am Ende ein sattes Minus.
Demnächst darf wohl nur jemand mitmachen, der selbst etwas zur Finanzierung des Projektes beiträgt. Man weiß ja, der Architekt hat so viel Spaß bei der Arbeit, dass er alles für einen Auftrag tut, auch wenn er dabei kein Geld verdient. Zum Glück gibt es für Ärzte und Rechtsanwälte eine Lobby, für die Architekten gibt es unbezahlte Arbeit.
Zurecht - das ist nämlich der Beweis dafür, dass die Architekten wirklich dümmer sind, als andere Hochschulabsolventen!

2

Albert | 30.05.2011 18:26 Uhr

Urhütte

so eine schöne Urhütte!!

aber warum eigentlich kein Pfahlbau!

1

die welt und ihr double | 28.05.2011 19:10 Uhr

ha!

spannende aufgaben, beide.
beim ersten fragt man sich sofort, was wohl die reko-freunde dazu sagen. welches schweizerhaus hättens denn gern? das alte, das kaputte oder das von persius? stattdessen - richtige entscheidung - eine neu-interpretaton, die ganz unserem zeitgeist entsprechend vor allem abstrahiert und vereinfacht. was aber in dem umfeld sicher gut tut.
schade, dass nicht kulka und bfm in die überarbeitung gehen. bei bfm scheint mir die verteilung der fenster und ihre formate viel spannender, das obergeschoss entwickelt eine starke präsenz. kulka versucht eine seltsame vertikalität an das kleine gebäude zu kleben, irgendwie passt das nicht.

beim staab hingegen ists ein weiterer versuche der moderne, sich vollständig aufzulösen. präsenz zeigt das nicht mehr, nur noch abwesenheit, und man muss schon angst um die besucher haben, dass sie nicht dauernd gegen glasscheiben laufen. aua. aber wahrscehinlich werden eh noch überall dunkel vögel draufgeklebt.... glück gehabt?

 
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