Dicht gestellte, zum Teil denkmalgeschützte Bauten prägen den Stadtkern der oberfränkischen Kreisstadt Lichtenfels. In diesem Kontext steht auch das ehemalige Hotel Krone, ein zweigeschossiger, denkmalgeschützter Bau aus der Mitte des 18. Jahrhunderts mit Mansardwalmdach und Tordurchfahrt. Das zugehörige, rund 1.000 Quadratmeter große Grundstück erstreckt sich schmal in die Tiefe und endet an einer rund 10 Meter hohen Stützwand, die den Höhenunterschied zum dahinterliegenden Stadtschloss überwindet.
Die Stadt hat das weitgehend leerstehende Gebäude samt Grundstück erworben und möchte es zu einem „Ort der Kommunikation, Bildung, Inspiration und Emotion entwickeln, welcher der lokalen und regionalen Identität entspricht und durch neue, offene und einladende Räumlichkeiten zum neuen Zentrum städtischer Begegnung wird.“ Konkret heißt das, im umgebauten Bestand und in Neubauten sollen Räume für die Stadtbücherei (circa 900 Quadratmeter), die Touristeninformation (100 Quadratmeter) sowie für das Amt für Wirtschaft, Tourismus und Kultur (250 Quadratmeter) entstehen. Ein rund um die Uhr öffentlich zugängiger Weg über das Grundstück soll den Marktplatz mit Rathaus im Norden und das Stadtschloss im Süden verbinden. Die Auslobung formuliert gewünschte „Synergien zwischen Gebäudenutzung und Marktplatzgeschehen“ ebenso wie „eine Magnetwirkung“ der Neuplanung.
Dass Architekt*innen derzeit viel zu tun haben, bestätigt die Teilnehmerzahl des dafür ausgelobten, einstufigen nichtoffenen Realisierungswettbewerbs. Ursprünglich waren 20 Teilnehmer geplant – neun von der Ausloberin ausgewählte und 11 zugeloste. Trotz dreier Nachrücker bestätigten nur 17 Büros ihre Teilnahme, 15 reichten schließlich ein. Die Jury entschied sich unter Vorsitz von
Stephan Häublein Mitte Oktober für folgende Rangfolge:
- 1. Preis: Studio Gründer Kirfel, Bedheim
- 2. Preis: baum-kappler architekten, Nürnberg
- 3. Preis: k.u.g.-architekten, München
- Anerkennung: Atelier.Schmelzer.Weber/Höhne Fitschen + Partner, Dresden
- Anerkennung: Jan Wiese Architekten, Berlin
Der Entwurf von
Studio Gründer Kirfel (1. Preis) überzeugte die Jury durch seinen „geometrisch klar entwickelten, lang gestreckten Bibliothekskörper auf der Ostseite des Hofes, der ein eindrückliches Kompendium von Leseräumen beherbergt und die auf Hofebene angesetzte Lesetreppe, die einen großzügigen Außenraum mit Sitzstufen vor einer gläsernen Fassadenfront entstehen lässt“. Die Arbeit besteche durch ihre intelligente städtebauliche Haltung, die disziplinierte Programmerfüllung und die Strahlkraft der Innenräume. Der Erfolg der Arbeit werde von der Akzeptanz des besonderen Raumkonzepts abhängen, heißt es im Juryprotokoll.
Der terrassierte Neubau von
baum-kappler architekten (2. Preis) gewährleiste gestalterisch hochwertige Außenbereiche, einen Innenhof und zwei Terrassen, die im räumlichen Dialog mit den Innenbereichen der Bibliothek stehen. Zudem zeige der Entwurf einen angemessenen Umgang mit der komplexen Höhensituation des Grundstücks, befanden die Preisrichter. Sie bemängelten jedoch die Unentschiedenheit des Entwurfs im Umgang mit der Fassaden und mit der Integration der Außentreppe in die Volumetrie des Baukörpers.
Die Stadt verhandelt nun mit allen drei Preisträgern um den Planungsauftrag. Ende November soll das VgV-Verfahren abgeschlossen sein. Die Stadtbücherei am Marktplatz ist übrigens nicht das einzige architektonisch ambitionierte Bauvorhaben in der Lichtenfelser Innenstadt. Schräg gegenüber, Am Marktplatz 2, soll demnächst nach Plänen des Münchner Büros Peter Haimerl Architekten, Sieger eines Wettbewerbs von 2018, das „Archiv der Zukunft“ entstehen, das ein Zentrum für 3D-Druck sowie Verwaltungs- und Veranstaltungsräume beherbergen wird.
(fm)
[Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels stand fälschlicherweise, dass Lichtenfels in Oberbayern liegt.]
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