Burg Hülshoff in Havixbeck westlich von Münster war der Geburtsort der Dichterin Annette von Droste-Hülshoff, eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der deutschen Literaturgeschichte. Schon länger verfolgt die Trägerin der Burg, die Annette von Droste zu Hülshoff-Stiftung, die Idee, die typisch münsterländische Wasserburg aus der Renaissance in einen interdisziplinären Veranstaltungs-, Forschungs- und Tagungsort zu verwandeln. Im vergangenen Sommer eröffnete hier das internationale „Center for Literature“.
Nachdem mit der Aufnahme in das Bundesprogramm „Nationale Projekte des Städtebaus“ im Jahr 2017 Fördermittel in Höhe von 7 Millionen Euro gesichert sind, kann auch die komplexe räumliche Transformation zum Literatur- und Kulturzentrum beginnen. Die Droste-Stifung lobte im Frühling 2018 einen Realisierungswettbewerb für den entsprechenden Umbau der Burg aus. Nun stehen die Gewinner fest: Der erste Preis geht an den Entwurf des Berliner Teams Staab Architekten und Levin Monsigny Landschaftsarchitekten .
Im Wettbewerb wurden Lösungen für eine Umgestaltung und Neuinszenierung des Ortes gesucht, die einen behutsamen Umbau des Bestands mit stellenweiser Neubebauung verbinden. Entstehen sollen Räumlichkeiten für Veranstaltungen und Tagungen, von Büros für die Verwaltung der Droste-Forschungsstelle sowie von Residenz- und Arbeitsräumen für Studierende und Dozenten des vom Land Nordrhein-Westfalen projektierten Studiengangs „Literarisches Schreiben“. Darüber hinaus ist eine neue Eingangssituation geplant, um die Außenwirkung der Burg zu verbessern.
Beim den Wettbewerb betreuenden Büro Wolters Partner (Coesfeld) gingen insgesamt 129 Bewerbungen ein, Architekten und Landschaftsarchitekten waren dabei zu einer gemeinsamen Einreichung aufgefordert. In einem Auswahlverfahren wurden 20 Teilnehmer ermittelt, 18 Beiträge standen schließlich in der Preisgerichtssitzung, die bereits Ende August stattfand, in der Endauswahl. Die Jury unter Vorsitz des Ahauser Architekten und BDA-Präsidenten Heiner Farwick vergab zwei Preise und drei Anerkennungen:
- 1. Preis: Staab Architekten (Berlin) mit Levin Monsigny Landschaftsarchitekten (Berlin)
- 2. Preis: Dominikus Stark Architekten (München) mit grabner huber lipp landschaftsarchitekten und stadtplaner (Freising)
- Anerkennung: Peter Bastian Architekten (Münster) mit Bimberg Landschaftsarchitekten (Iserlohn)
- Anerkennung: Lando Rossmaier Architekten (Ennenda, Schweiz) und Stratmann Architektur (Münster) mit LOIDL Landschaftsarchitekten (Berlin)
- Anerkennung: Studio Andreas Heller (Hamburg) mit arbos Freiraumplanung (Hamburg)
Angesichts des baulichen Zustands der Anlage und des begrenzten Budgets schlugen Staab Architekten vor, Gebäude und Außenräume durch punktuelle Interventionen zu ertüchtigen und zu aktivieren. Auf diese Weise soll der historischen Anlage neben den großzügig dimensionierten Bestandsbauten eine erkennbar neue Zeitschicht hinzugefügt werden. Dabei entstehende Zwischenräume können für experimentelle Formate genutzt werden und sind für spätere Entwicklungen offen.
Die Jury zeigte sich überzeugt von diesem Konzept: Das Raumprogramm sei auf adäquate und raffinierte Weise umgesetzt und realisiere mit dem Bestand alle Anforderungen an einen modernen Kunst- und Forschungsort, so Heiner Farwick. Auch
Barbara Rüschoff-Parzinger, Vorstandsvorsitzende der Droste-Stiftung und Kulturdezernentin des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL), freut sich über die Entscheidung für das Berliner Büro, das sich bereits mit dem
Museumsbau in Münster als guter Partner des LWL erwiesen habe.
(da)
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