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08.12.2022
Pflanztrog für den Justizpalast
Wettbewerb zum Memorium Nürnberger Prozesse entschieden
Der Nürnberger Justizpalast gilt nicht nur als größtes Justizgebäude Bayerns, er hat aufgrund der im Saal 600 stattgefundenen Nürnberger Prozesse auch große historische Bedeutung. 2020 stellten ZILA Freie Architekten einen Erweiterungsbau an die Westseite des 1909 bis 1916 erbauten Gebäudes im Stil der Neo-Renaissance, sodass der berühmte Schwurgerichtssaal als Teil des Dokumentationszentrums „Memorium Nürnberger Prozesse“ seither ausschließlich museale Zwecke erfüllt. Nun schließt ein weiteres Bauvorhaben an, das das Ensemble stadträumlich und funktional ergänzen soll. Im März 2022 lobte die Stadt Nürnberg dazu einen Wettbewerb im offenen Verfahren zur „Umgestaltung des Umfeldes am Memorium Nürnberger Prozesse und Neubau eines BesucherInnenzentrums" aus.
Die Ergänzung soll zum einen eine Neugestaltung des momentan unattraktiven Vorplatzes am Ostflügel bieten, aber auch einen städtebaulichen Beitrag zur Entwicklung des Quartiers leisten. In der Auslobung wurde dabei "besonderer Wert auf die Gestaltung der Freiflächen samt einer großzügigen Begrünung und auf die Schaffung eines Platzes mit hoher Aufenthaltsqualität" gelegt. Gleichzeitig galt es, hohe Anforderungen an die Entwürfe des geplanten Besucher*innenzentrums zu erfüllen, darunter eine freie Blickachse zum Ostflügel und ein umfassendes Raumprogramm mit Ausstellungs- und Konferenzflächen. Die Ergebnisse zeigen sehr unterschiedliche Herangehensweisen, wobei Benter Architektur (Hamburg) mit Henningsen Landschaftsarchitekten (Berlin) den ersten Preis für sich entscheiden konnten. Die Platzierungen verteilen sich wie folgt:
- 1. Preis: Benter Architektur (Hamburg) mit Henningsen Landschaftsarchitekten (Berlin)
- 2. Preis: Sebastian Brunke Architekt (Wien) mit SI Landschaftsarchitektur ZT (Wien)
- 3.Preis: Gruppe 030 (Berlin) mit Lorenz Landschaftsarchitekten Stadtplaner (Nürnberg)
- Anerkennung: Code Unique Architekten (Dresden) mit RSP Freiraum (Dresden)
- Anerkennung: Kollektiv B und SERO Architekten (beide Leipzig) mit Einenkel Landschaftsarchitektur (Leipzig)
- Anerkennung: LOA | Lars Otte Architektur mit Maier Landschaftsarchitektur (beide Köln)
- Anerkennung: cheret bozic architekten (Stuttgart) mit lohrer.hochrein Landschaftsarchitekten und Stadtplaner (München)
Vor dem Hintergrund der Bewerbung der Stadt Nürnberg und ihres Justizpalastes zum UNESCO-Welterbe wird dem Vorhaben besondere Bedeutung zugemessen. Dabei war der Wettbewerb in einen Ideen- und einen Realisierungsteil gegliedert. Der Ideenteil beschäftigte sich mit der Gestaltung der Freianlagen, die erst nach Abschluss des Baus eines neuen Parkhauses für die Mitarbeitenden des Justizzentrums umgesetzt werden können. Diese Fläche ist im Besitz des Landes Bayern. Der Realisierungsteil mit Flächen der Stadt Nürnberg sieht die Gestaltung des Besucher*innenzentrums vor. Ein aktuell vorhandener Bestand mit temporären Ausstellungsflächen soll abgerissen werden.
Benter Architektur schlägt einen oberhalb der Straßenebene eingeschossigen Bau mit „Pflanztrog für einen dichten Baumhain“ vor, der den Blick auf den Ostflügel weitgehend freihält. Besonders die unaufdringliche Formensprache des Gebäudes überzeugte die Jury. Sie sagt: „In selbstverständlicher Weise gelingt es, die besondere Bedeutung des Ortes zu vermitteln, ohne dass sich der Neubau in den Vordergrund drängen würde.“ Die Organisation des sich weitgehend im Untergeschoss befindlichen Gebäudes sei schlüssig und die Räume in ihrer Flexibilität und Nutzbarkeit überzeugend. Benter Achitektur planen im Untergeschoss auch einen Hof, an den ein Seminarbereich mit Bibliothek angegliedert wird. Weiter heißt es im Juryprotokoll: „Die Freianlagen sind im Hinblick auf einen höheren Grünanteil und bessere Aufenthaltsqualität zu überarbeiten.“
Alle prämierten Entwürfe gehen vom Abriss des Bestands aus. Statt wie ursprünglich geplant vier Preise und eine Anerkennung zu vergeben, ergaben sich aufgrund der hohen Qualität der Einreichungen eine längere Auszeichnungsliste und eine Umverteilung des Preisgeldes von insgesamt 110.000 Euro. Das Preisgericht empfiehlt nun, das Gewinnerprojekt zur Grundlage der weiteren Planung zu machen und die zugehörigen Büros mit den weiteren Leistungen zu beauftragen. (lb)
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1. Preis: Benter Architektur mit Henningsen Landschaftsarchitekten
2. Preis: Sebastian Brunke Architekt mit SI Landschaftsarchitektur ZT
3. Preis: Gruppe 030 mit Lorenz Landschaftsarchitekten Stadtplaner
Eine von vier Anerkennungen: CODE UNIQUE Architekten mit RSP Freiraum
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