Zuerst war der Praterstern dran: Nachdem hier der neue Wiener Nordbahnhof entstanden ist, stellt sich nun die Frage nach der Gestaltung des angrenzenden Gebietes. Nach Südosten erstreckt sich der grüne Prater, doch im Norden, zwischen Augarten und Donau, verlief lange Zeit innerstädtisches Brachland entlang der Gleisanlagen. Für die Neugestaltung haben die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) den internationalen städtebaulichen Ideenwettbewerb „Nordbahnstraße – Innstraße“ ausgelobt. Folgende Preise wurden nun vergeben:
- 1. Preis: Studiovlay (Wien) /Agence Ter (Karlsruhe)
- 2. Preis: Thomas Schüler Architekten (Düsseldorf) / Faktorgrün Landschaftsarchitekten (Freiburg)
- 3. Preis: Grischa Leifheit Architekt / Wessendorf Architektur Städtebau / Atelier Loidl Landschaftsarchitekten und Stadtplaner (Berlin)
Auf dem genannten Areal soll eine gemischte Bebauung mit überwiegender Wohnnutzung entstehen: 20.000 Menschen sollen hier leben. Vorgesehen sind außerdem ein Schulcampus von 24.000 Quadratmetern, Gewerbeflächen und Gastronomie.
Die Jury lobt am Entwurf von
Studiovlay insbesondere die Einbindung in den Stadtraum und die Nutzung vorhandener Ressourcen. „Das Projekt versteht das Areal des Nordbahnhofs als Chance für die Anbindung der umliegenden Viertel des 2. und des 20. Bezirks an den vom Bahngelände hinterlassenen, großzügigen und geschichtsträchtigen Freiraum. Folgerichtig konzentriert sich die Bebauung an den Rändern dieses Freiraums und bildet gleichsam die Vorderkanten der dahinterliegenden Quartiere. Aus der konsequenten Anordnung der Bebauung an den Rändern des zentralen Freiraums resultiert eine massive Reduktion der neu notwendigen Erschließungsanlagen: sämtliche Bebauungen werden von den bestehenden Strassen her bedient.“
Die Bebauung gliedert sich in acht Teilbereiche, die hinsichtlich Typologie, Höhenentwicklung und Nutzungsspektrum zwischen bestehender Stadtstruktur und dem neuen Park vermitteln.
„Durch die Polarisierung von Freiflächen und Bebauung steht wenig Erdgeschossfläche im Vergleich zur Gesamtnutzfläche zur Verfügung“, erläutert Bernd Vlay. „So wird die Belebung der Erdgeschosszone begünstigt – über mögliche Nutzungen haben wir uns deshalb besonders intensiv Gedanken gemacht.“ Die Erdgeschosszone soll jedenfalls durchlässig gestaltet sein – Vlay spricht von sogenannten „Vitrinen zum Park“ –, auch Gemeinschaftsbereiche für die Bewohner und Gastronomie sollen hier untergebracht werden.
Die sieben Hochhäuser liegen zurückversetzt von den Straßen an der Innenseite zum Park. Dach‐ und Terrassenflächen sollen als halböffentliche Freiräume genutzt werden. Die Bahntrasse wird durch eine Schallschutzwand vom umliegenden Areal abgegrenzt, diese wird aber selbst zum gestalterischen Mittel: „Hier könnten Graffitiflächen entstehen, oder auch vertikale Gärten“ meint Vlay. „Die Schallschutzwand soll also auch programmatisch bespielt werden.“
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Architekt | 19.12.2012 08:00 Uhrwohnen auf neuen gleisen
Wenn dort 20 000 Personen wohnen werden, warum ist dann nicht die gesamte Bahntrasse überdacht und begrünt? Licht zu den Gleisen kann ja trotzdem eingeplant werden! Bei etwa 7 000 Wohnungen sollte sich das doch rechnen! Immerhin ist dieser geplante Stadtteil dann etwa halb so gross wie St. Pölten.
Die ÖBB wollen diese Fläche verkaufen, dann sollen sie auch die Überdachung mitzahlen.
Die Trennung der beiden Bezirke durch die Bahn bleibt weiter bestehen, ob da Schallschutz-massnahmen ausreichend sind ist zu bezweifeln.
Wenn dann später der Kostendruck kommt, werden zweifelhafte Gutachten " dass es nicht so laut werden wird" das beweisen wollen. Leider sind dann erst in der Praxis die Probleme erkennbar und kaum lösbar.
Die späteren Bewohner würden einen grünen Park Graffiti verzierten Schallschutzwänden vorziehen!