Mit 33.000 Studierenden an drei Hochschulen ist die Stadt Regensburg ein wichtiger Standort für Bildung und Forschung. Um die Vernetzung von Wissenschaft, Kultur und Forschung auszubauen, plant das Studentenwerk Niederbayern/Oberpfalz den Umbau eines denkmalgeschützten Kasernengebäudes der Nibelungenkaserne zu einem internationalen Gästehaus. Darin sollen Wohnräumen für 45 Studierende und Gastwissenschaftler*innen entstehen. Das ca. 4800 Quadratmeter große Wettbewerbsgrundstück befindet sich auf einem 35 Hektar großen Areal, das seit 2011 im Besitz der Stadt Regensburg ist. Das umzubauende, ehemalige Wach- und Stabsgebäude der Kaserne wurde 1939–1941 im Heimatstil errichtet. Es umfasst zwei L-förmig angeordnete Riegel sowie eine Loggia mit Säulenhalle zum ehemaligen Fahnenplatz.
Das Studentenwerk lobte im Januar 2019 einen begrenzt offenen Realisierungswettbewerb aus. Sieben Arbeiten wurden eingereicht, die Jury unter Vorsitz von Peter Riepl (Linz) vergab drei Preise.
Kriterien für den Wettbewerb waren neben Wirtschaftlichkeit, Nachhaltigkeit und Einhaltung des Raumprogramms auch ein freiräumliches Gesamtkonzept sowie eine architektonische und räumliche Gestaltung, die den historisch belasteten Ort unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes neu zu interpretieren und einzuordnen weiß.
Die Jury lobte, dass Neumann & Heinsdorff Architekten die Tragstruktur und das Erscheinungsbild im Wesentlichen erhalten und durch ein weit auskragendes Flachdach, das über die Loggia hinaus in den Freiraum ragt, einen „großzügigen Begegnungsraum“ schaffen. Das Dach bewertete sie als „überzeugenden Beitrag zur Neuinterpretation des Ortes“, bedauerte aber, dass seine Gestaltung an ein “der modernen Zweckarchitektur entlehntes Motiv“ erinnert und empfahl eine intensive Überarbeitung. Überzeugen konnte der Entwurf durch wirtschaftlich sinnvolle schmale Sanitärzonen entlang der Mittelmauer, die „großzügige und gut belichtete Aufenthaltsräume“ ermöglichen, die die „angestrebte Kommunikation zwischen den Bewohnern stimulieren und fördern können. Auch die Freiraumgestaltung sei „sehr gut vorstellbar“. Die Gestaltung der Appartments wurde hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit gelobt, jedoch wurde kritisiert, dass lediglich eine Typologie wiederholt wird und die Zonierung „sehr schematisch erfolgt“.
Das Büro Brückner & Brückner Architekten (2. Preis) schlägt vor, den Grundriss auf Holzmodulen aufzubauen, die unabhängig von der Gebäudehülle eingebaut würden und den Innenraum atmosphärisch neu besetzen. Die Jury lobte die „Unaufgeregtheit“, mit der aus der militärischen Härte ein pluralistisches Mit- und Nebeneinander entsteht“ und kritisierte die teilweise aufwendigen Baumaßnahmen, wie das Einfügen von Glasziegeln in den Dachstuhl und das Durchstecken des Eingangsfoyers über zwei Geschosshöhen.
Der Entwurf von bogevischs buero (3. Preis) wird außenräumlich von dem Prinzip des englischen Quadrangles bestimmt, einer rechteckigen Rasenfläche, die laut Jury adhoc „die Umwidmung des Areals von der Kaserne zum Interantionalen Campus“ gelingen lässt. Im Innenraum überzeugt der Entwurf durch eine routinierte Durcharbeitung der Wohntypologien, erreicht jedoch nicht Anzahl und Fläche der geforderten Wohneinheiten. Insgesamt bietet der Entwurf von bogevischs buero „zu wenig Spannung“, um der komplexen Aufgabe gerecht zu werden, so die Jury.
Da der Umbau teilweise mit öffentlichen Geldern gefördert wird, ist die Einhaltung des Zeitplans für die Bauherrschaft wichtig. Das Studentenwerk will 2020 mit dem Bau beginnen. (kg)
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