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23.10.2017

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Tour Montparnasse

Wettbewerb in Paris entschieden


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Der Turm am Pariser Gare de Montparnasse ist seit seiner Realisierung 1973 durch die Architekten Eugène Beaudouin, Roger Saubot, François Julien, Urbain Cassan und Louis de Hoÿm de Marien zahlreichen Anfeindungen und Späßen der Pariser ausgesetzt. Die Sicht von der Aussichtsplatform auf dem 59-stöckigen Gebäude gilt als beste von Paris – weil man den Montparnasse-Turm dann nicht sieht. Seine monolithische Präsenz, die harten Kanten und die Höhe wurden selbst in Expertenkreisen oft kritisert. Die städtebauliche Situation, wo die kleinteilige Haussmannsche Stadtstruktur der Metropole mit der Solitär-Logik des modernen Städtebaus kollidiert, bewerteten viele als gescheitert. Und so löste das Montparnasse-Hochhaus schon kurz nach seiner Realisierung ein Hochhaus-Verbot in der französischen Hauptstadt aus, welches 42 Jahre galt und erst kürzlich aufgehoben wurde.

Nun soll das Gebäude einer Totalsanierung unterzogen werden. 2016 war ein internationaler Wettbewerb zum Umbau des Turmes ausgelobt worden. Demnach sollen die innere Organisation und die städtebauliche Situation am Fuße des Turmes radikal verändert, die Fassade und alle technischen Installationen komplett ausgetauscht werden. Der 300 Millionen Euro teure Umbau wird komplett von den Eigentümern, der Immobiliengruppe Ensemble Immobilier Tour Maine Montparnasse (EITMM), finanziert. Der Projekttitel „Demain Montparnasse – Là où tout se réinvente“ (Morgen Montparnasse – Da, wo sich alles neu erfindet) macht die konzeptuelle Stoßrichtung EITMMs deutlich: Das Montparnasse-Hochhaus soll für eine Zukunftsvision stehen, statt für das Scheitern des modernen Städtebaus. Unter 700 Einreichungen hatte die Jury eine Vorauswahl von sieben Büros getroffen:

  • OMA (Rotterdam)
  • MAD Architects (Peking)
  • Architecture Studio (Paris)
  • DPA Dominique Perrault Architecture (Paris)
  • Studio Gang (Chicago/New York)
  • PLP Architecture (London)
  • Nouvelle AOM (Paris)

Diese waren in der zweiten Runde aufgefordert, ihre Entwürfe gemäß Benutzerfreundlichkeit, Komfort und Energieeffizienz zu detaillieren. Das Bewertungskriterium „mutiges, urbanes Statement“ haben wohl alle sieben Projekte erfüllt. Denn der Turm bleibt bei allen Vorschlägen in seiner ursprünglichen Höhe und damit in seiner vertikalen, mit der Haussmann-Typologie des Kontextes brechenden, Figur, erhalten.

Das Projekt von Nouvelle AOM, in dem man noch am ehesten die ursprüngliche Kubatur des Hochhauses erkennen kann, hat die Jury überzeugt und erhielt den Zuschlag. Nouvelle AOM, ein Konsortium aus drei Pariser Büros mit Architekten und Architektinnen, die alle in den Siebzigerjahren geboren wurden – Franklin Azzi, Fréderic Chartier, Pascale Dalix, Mathurin Hardel, Cyrille Le bihan –, wollen nicht nur die Defizite des Turmes beseitigen, sondern auch seine Geschichte neu schreiben. „Das Ziel ist, den Turm zu einer Ikone der Energiewende des 21. Jahrhunderts zu machen“ schreiben die Architekten. Ihr Projekt berge das Potenzial, das Montparnasse-Hochhaus zu einem Vorzeigeprojekt für dichtes und nachhaltiges Bauen zu machen und so den Weg für weitere Hochhäuser im Stadtgebiet von Paris zu ebnen. Mehr Transparenz, neue Nutzungsdiversität und ein obligatorischer Dach-Gemüsegarten werden versprochen. Ähnlich wie Dominique Perrault schlagen Nouvelle AOM ein zusätzliches Volumen am Fuße des Turmes vor, welches eine Abstufung zu den Höhen der umliegenden Gebäude schafft und so seine Gesamthöhe visuell aufbricht.

Es war zwar erst vorgesehen, die Pariser zu den nominierten Projekten zu befragen, ein derartiges Beteiligungsverfahren konnte aber aufgrund eines ambitionierten Zeitplanes nicht verwirklicht werden. Die Ergebnisse des internationalen Wettbewerbs werden der Öffentlichkeit gegenwärtig im Pavillon d’Arsenal, dem Pariser Architekturzentrum, in einer Ausstellung gezeigt. Es wird sich also erst noch zeigen, ob der Turm „die Herzen der Menschen in Paris zurückerobern“ kann, wie es sich Jean-Louis Missika (der stellvertretende Bürgermeister von Paris) wünscht. (df)


Video:




Zum Thema:

www.demain-montparnasse.com


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Kommentare
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1

Davide | 23.10.2017 21:41 Uhr

Schade

Ich für meinen Teil fand die Fernwirkung des Montparnasse immer charmant und durchaus in das Pariser Stadtbild passend, gerade wegen der "Glattheit", dem monolithischen Charakter.
Leider ist aber auch wahr, dass das Podium wesentlich weniger gelungen ist und städtebauliches Feingefühl arg vermissen lässt.
Ob nun aber eine gute Lösung darin besteht, den Turm in Einzelteile aufzulösen und aus dem Stadtbild zu entmaterialisieren, halte ich für fraglich.

 
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Zuschlag: Nouvelle AOM

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Finalist: OMA

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Finalist: Architecture Studio

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Finalist: DPA Dominique Perrault Architecture

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