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09.03.2022

Zwangsarbeiterlager Neuaubing

Wettbewerb in München entschieden


Über 400 Sammelunterkünfte für Zwangsarbeiter*innen gab es während des Nationalsozialismus in München. Nur eine einzige dieser Anlagen blieb erhalten. Sie liegt in Neuaubing und war einst erzwungene Unterbringung von bis zu 1.000 Menschen, die im nahegelegenen Ausbesserungswerk der Reichsbahn arbeiten mussten.

Der verwilderter Bewuchs auf dem Gelände und seine jahrzehntelange Nutzung durch Künstler*innen, Handwerker*innen, durch eine Kindertagesstätte sowie eine Kinder- und Jugendfarm lassen heute nicht mehr erahnen, welchem Zweck die 1942 errichtete Anlage mit ihren damals neun Baracken diente. Nach dem Krieg blieb die Sammelunterkunft baulich weitgehend unverändert. Sie steht heute unter Denkmalschutz.

Im April letzten Jahres lobte die Stadt München einen einphasigen Realisierungswettbewerb mit vorgeschaltetem Auswahlverfahren nach RPW 2013 aus, um Entwürfe für die Sanierung der gesamten Anlage sowie die Umnutzung zweier Baracken als Dependance des Münchner NS-Dokumentationszentrums am Königsplatz zu finden. Die bisherigen Nutzer*innen sollen langfristig vor Ort verbleiben.

Als Fachpreisrichter*innen fungierten unter anderem die Münchner Stadtbaurätin Elisabeth Merk, die Architekten Roger Bundschuh (Berlin) und Andreas Hild (München), der Architekt und Ausstellungsmacher Nikolaus Hirsch sowie Andres Lepik vom Architekturmuseum der TU München. Bundschuh übernahm den Vorsitz der Jury. Betreut wurde das Wettbewerbsverfahren vom Münchner Büro Kellerer und Kellerer. Zwölf Teams waren zur Abgabe aufgefordert worden, elf reichten ein. Die Jury vergab folgende Preise.


Zum längerfristigen Charakter des Ortes formulierte die Ausloberin im Vorfeld des Wettbewerbs: „Das Areal wird zum Begegnungsraum, der dazu einlädt, sich mit Geschichte und ihren aktuellen Bezügen auseinanderzusetzen. Das gesamte Wettbewerbsgebiet ist neben seinen Funktionen als öffentlicher Freiraum für das umliegende Quartier und die Nutzer*innen als Arbeits- und Ausstellungsort und zugleich als Ausstellungsobjekt zu verstehen.“

Nach Ansicht des Preisgerichts erfüllte die Arbeit des Münchner Teams SPP Sturm Peter + Partner, TRR Landschaftsarchitekten Ritz und Ließmann sowie der Ausstellungsgestalter Müller-Rieger die gewünschten Anforderungen am besten. Leitidee des Entwurfs ist es, senkrecht zur bestehenden Ost-West-gerichteten Haupterschließung, zwei „Strahlen als weitere Bewegungsachsen“ zu schaffen. Die westliche Achse steht unter dem „Zeichen der Erinnerung und des Gedenkens“. Sie formuliert zwischen den beiden Baracken in der südwestlichen Ecke des Areals, in denen das Dokumentationszentrum beherbergt sein wird, einen Vorplatz samt Überdachung. Weiter nördlich schließt das „Forum“ mit zwei Sitzinseln an, wie man sie auch auf dem restlichen Gelände mehrmals findet. Das Forum dient als Begegnungsort. Korrespondierend zum westlichen Strahl definieren die Planer*innen am östlichen Rand des Hofs ein „Kulturband“, an dem die kreative Nutzungen angeordnet werden.

Im Januar bekamen die Erstplatzierten den Zuschlag, das Projekt umzusetzen. Sie haben nun mit der konkreten Planung begonnen. Als erstes werden die beiden Baracken des Dokumentationszentrums saniert und zu Ausstellungsräumen transformiert. Bis Ende 2025 soll dieser erste Bauabschnitt abgeschlossen sein. Die weiteren Baracken sollen bis 2027 saniert werden. (gh)


Zum Thema:

Vor kurzem hat das NS-Dokumentationszentrum unter dem Titel „Departure Neuaubing. Europäische Geschichten der Zwangsarbeit“ eine umfangreiche und besuchenswerte Online-Ausstellung inklusive aktueller künstlerischer Arbeiten veröffentlicht. Ebenfalls online gibt es eine Übersicht aller Wettbewerbsprojekte.


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1. Preis: SPP Sturm Peter + Partner, TRR Landschaftsarchitekten Ritz und Ließmann und Büro Müller-Rieger (alle München)

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2. Preis: HB/A Helga Blocksdorf Architektur (Berlin), Keller Damm Kollegen  (München) und Studio Miessen (Berlin)

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3. Preis: Holzer Kobler Architekturen (Zürich) und A24 Landschaftsarchitektur (Berlin)

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Anerkennung: Georg Scheel Wetzel Architekten, Sinai Landschaftsarchitekten  und merz merz (alle Berlin)

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