Großmarkthallen sind wie nur wenige andere Gebäudetypen untrennbar mit der Geschichte der modernen Architektur verwoben. Während bei anderen Bauaufgaben noch um jedes horizontale Fensterband gekämpft werden musste, entstanden hier bereits kühne Betonkonstruktionen, die zweckmäßig und schön zugleich waren. Berühmte historische Beispiele in Frankfurt oder Hamburg zeugen noch heute davon, während allerdings gegenwärtig der Warenumschlag meist in schmucklosen Wellblechbauten erledigt wird.
Zumindest die Stadt München setzt jetzt aber andere Signale und plant innenstadtnah am bestehenden Standort in Sendling einen Neubau von hoher Qualität. Nach einem VOF-Verfahren entschied sich der Stadtrat kürzlich für eine Vergabe an Ackermann Architekten aus München. Weitere Teilnehmer waren Allmann Sattler Wappner Architekten (München), ATP architekten ingenieure (München), gmp von Gerkan, Marg und Partner (Hamburg), HENN (München) Obermeyer Planen + Beraten (München), PSP Architekten + Ingenieure (Hamburg) sowie SEHLHOFF (Unterschleißheim).
Beim Entwurf von Ackermann Architekten gefiel den Verantwortlichen die „leicht und offen wirkende Konstruktion der Halle“ sowie die Öffnung zum benachbarten Stadtviertel Sendling. Zur Straße hin zeigt der Entwurf eine kantige Fassade aus metallverkleideten Kappen, die das Tragwerk des Sheddaches andeuten. Dieses verfügt über schlanke Trägerquerschnitte und hohe Glasanteile, so dass es sich in der Perspektive fast aufzulösen scheint. Außergewöhnlich ist außerdem die Verglasung des Erdgeschosses, so dass man auch als Spaziergänger vom Marktgeschehen etwas mitbekommt.
Mit der bereits erfolgten Vergabe der Planungsleistungen an Ackermann Architekten kommt eine längere Planungsgeschichte zu ihrem vorläufigen Ende. Bereits 2009 gab es Pläne für einen Neubau, die aber gerade bei den Händlern auf großen Widerstand stießen. Erst die jetzige Lösung mit einem langgezogenen Riegelbau fand allseitige Zustimmung. Die bald nicht mehr benötigten historischen Hallen sollen zumindest teilweise erhalten bleiben, zugleich sollen aber auch Wohnungen und Büros entstehen. Bei laufendem Betrieb soll mit der Realisierung der Großmarkthalle in mehreren Abschnitten zeitnah begonnen werden. (sb)
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Kristian Ceppas | 16.07.2015 08:32 UhrNun schade!
Ich bedauere die Entscheidung der Stadt München, die Großmarkthalle dort zu behalten.
Hier gehört eigentlich ein Wohnquartier mit bezahlbaren Mieten und einschließlich als Fußgängerzone mit der Stadt verbunden.
Vor meinem Fenster fahren täglich unzählige LKWs (auch mit Kühlgeräte die extra laut sind), inklusive Sonntag Nachts!
Schön für Ackermann, irreführend für die Einwohner. Applaus Stadt München!