Ursprünglich als Hauptplatz der mittelalterlichen Neustadt angelegt, diente der Hopfenmarkt in Hamburg bis ins 20. Jahrhundert hinein als Gemüsemarkt. Schon einmal gab es den Versuch, den lange Zeit als Parkplatz genutzten Stadtraum wieder mehr in den Fokus zu rücken: Ende der 1990er Jahre hatte das Büro Hadi Teherani einen Wettbewerb gewonnen, bei dem sie einen hohen Glaskubus präsentierten, der jedoch nie realisiert wurde.
Für die Neugestaltung des am Rande des Nikolaiviertels gelegenen Hopfenmarktes musste buchstäblich erst tiefer gegraben werden: In den letzten Jahren fanden Archäologen gut erhaltene Reste der Ringwallanlage, die hier vor einem Jahrtausend als Nachfolgebefestigung der Hammaburg entstand. Grund genug, um eine entsprechende Aufwertung des Platzes anzugehen. Die Sprinkenhof GmbH lobte zusammen mit der Freien und Hansestadt Hamburg einen Wettbewerb aus, bei dem ein Ausstellungsgebäude über der Ausgrabungsstätte entworfen werden sollte, das die fünf bis sechs Meter unter der Erde liegenden Überreste der „Neuen Burg“ als Archäologisches Fenster sichtbar macht.
Von insgesamt 30 Teams wurden zunächst neun ausgewählt. Durchsetzen konnte sich schließlich das Büro Duplex Architekten, das letztes Jahr bereits einen Wettbewerb für ein Projekt für sich entscheiden konnte, das gerade mal sechs Minuten vom Hopfenmarkt entfernt liegt: Hier soll das ehemalige Parkhaus Katharinenkirche, das zuvor zum Portfolio der Sprinkenhof GmbH gehörte, zum Wohnhaus umgebaut werden. Für den Wettbewerb um den Hopfenmarkt arbeitete das in Zürich und Hamburg ansässige Büro mit Treibhaus Landschaftsarchitektur (Berlin/Hamburg) zusammen. Der zweite Preis ging an MONO Architekten mit Planorama Landschaftsarchitektur (beide Berlin). Weiterhin wurden zwei Anerkennungen vergeben:
- 1. Preis: Duplex Architekten (Hamburg) mit Treibhaus Landschaftsarchitektur (Berlin/Hamburg)
- 2. Preis: MONO Architekten mit Planorama Landschaftsarchitektur (beide Berlin)
- Anerkennung: Summacumfemmer (Leipzig) mit Grieger Harzer Landschaftsarchitekten (Berlin)
- Anerkennung: kleyer.koblitz.letzel.freivogel mit bbz Landschaftsarchitekten (beide Berlin)
Zum Entwurf gehörte neben der grundlegenden Erneuerung des Platzes auch das gestalterische Miteinbeziehen des Mahnmals St. Nikolai. Die von 1846-74 im neugotischen Stil errichtete Kirche wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört, ihr imposanter Turm blieb als Ruine stehen. Weiterhin ist die Umgebung geprägt durch Gewerbebauten, Hochhäuser und Straßenzüge, die die autogerechte Stadtplanung der Nachkriegszeit widerspiegeln. Bei der Neuordnung des Hopfenmarkts galt es, „diese Widersprüche zugunsten einer deutlich verbesserten Aufenthaltsqualität neu auszutarieren, ohne dabei einer nur historisch orientierten städtebaulichen Vorstellung zu folgen“, heißt es in der Auslobung.
Der Siegerentwurf schlägt eine Holzkonstruktion vor, die der Form des zerstörten Langhauses der Kirche nachempfunden ist. Gleichzeitig zitieren Duplex Architekten mit dem an eine Markthalle erinnernden Baukörper die ehemalige Nutzung des Platzes. Die Anordnung des Baus, der über dem Archäologischen Fenster unterschiedliche Nutzungen ermöglichen soll, greift den Verlauf der Burgmauern sowie die historische Ausrichtung der Markthallen auf. Das Platzensemble wird über unterschiedliche Materialoberflächen und ein großes Baumdach verbunden, ohne dabei den Blick auf das Denkmal St. Nikolai zu versperren. Die Jury unter Vorsitz der Architektin Jórunn Ragnarsdóttir lobte das „sensible Verständnis des Stadtraums“. Insgesamt sei das Projekt in seiner einfachen, klaren Grundhaltung eine sehr überzeugende Antwort auf eine komplexe Fragestellung. Der formal an die historischen Markthallen angelehnte Bautypus werde allerdings noch intensiv diskutiert, erklärt das Preisgericht. (dsm)
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Cordu | 26.10.2022 12:00 UhrSchade
Der 2. Preis lässt einen sehr großzügigen Platz mit sehr vielen spannungsreichen Weg- und Raumsituationen (Untergeschoss archäologisches Fenster!) erwarten. Durch die Platzierung des feinen Pavillons flankierend zur Sichtachse des Turms und das gegenüberliegende Podest des "Archäologischen Fensters" wird eine helle "Lichtung" in der Platzmitte räumlich gefasst, auf der das Mahnmal St. Nikolai "aufscheint" und so sehr würdevoll zur Geltung kommt. Unterstützt wird dies auch durch die ruhige Gestaltung der Oberflächen. Die ansonsten dichte Setzung der Bäume lässt insgesamt einen grünen und dennoch urbanen Ort entstehen, atmosphärisch ein Ruhepol in der heterogenen Umgebung. Wär' schön gewesen.