Mitte der 1970er Jahren wurde der Hochschulcampus der Bundeswehr im östlich gelegenen Hamburger Stadtteil Jenfeld eröffnet. Die Planung der dazugehörigen Bauten auf dem Gelände der aus den 1930er Jahren stammenden Douaumont-Kaserne verantworten
heinlewischer (Stuttgart). Sie entwarfen eine in sich verschränkte Gesamtstruktur aus mehreren modularen Hallen und Gebäuden. Geprägt sind diese durch eine charakteristische außenliegende Hängekonstruktion, was eine programmatische Offenheit der Grundrisse ermöglichte.
Fünfzig Jahre später soll nun dieser inzwischen nach Helmut Schmidt benannte Wissenschaftsstandort erweitert werden. Im Rahmen eines nicht-offenen, zweiphasigen Wettbewerbs mit vorgeschaltetem, offenen Teilnahmeverfahren (RPW 2013) war gefordert, ein städtebaulich-freiraumplanerisches Konzept für das Gelände der Universität zu entwickeln. Durchsetzen konnte sich schließlich das Stuttgarter Büro
h4a mit
Glück Landschaftsarchitektur und
Wick+Partner Architekten Stadtplaner. Das Verfahren wurden vom Berliner Büro
[phase eins]. betreut. Die Jury unter Vorsitz von
Stefan Behnisch, zu der auch
Edzard Schultz von heinlewischer gehörte, kam zu folgendem Gesamtergebnis:
Ausloberin des Wettbewerbs war die Bundesbauabteilung Hamburg als Vetreterin der Bundesrepublik Deutschland. Das Ziel bestand darin, mit Blick auf das 26 Hektar große Gelände Grundlagen für die Ausformulierung eines übergreifenden Masterplans zu erarbeiten. Der Campus besteht derzeit aus dem 2017 unter Denkmalschutz gestellten Ensemble von heinlewischer sowie einigen früheren und späteren Bauten. Auch die Landschaftsplanung von
Wolfgang Miller gehört zum denkmalgeschützten Ensemble und soll im Rahmen der Campusentwicklung erhalten werden. Neben der Hauptstruktur H1, die aus neun sogenannten Pavillons besteht, gehören zum Ensemble auch eine Mensa sowie eine große freistehende Werkhalle und eine zentrale Versorgungsanlage.
Mit der Weiterentwicklung des Campus, auf dem derzeit knapp 2.500 Studierende lernen, soll unter anderem Platz für mehrere, bisher auf andere Liegenschaften verteilte Standorte der Universität geschaffen werden. Laut einem Gutachten der Bundesbauabteilung Hamburg wurden zudem im Hauptgebäude und in der Werkhalle „bauordnungsrechtliche Mängel sowie funktionale Defizite identifiziert, die eine Komplettsanierung der Gebäude zwingend erforderlich machen.“ In Abstimmung mit dem Denkmalamt ist auch der Rückbau von Teilen der Struktur aus den 1970er Jahren vorgesehen. Dazu gehören drei Pavillons des Hauptgebäudes, die Werkhalle sowie die zentrale Versorgungsanlage, an die ein nicht mehr genutzter Kühlsee anschließt.
Der Entwurf von
h4a sieht vor, die modulare Struktur des Bestandsgebäudes H1 aufzugreifen, was von der Jury ausdrücklich gelobt wurde. Wie schon beim Vorbild aus den 1970er Jahren erlaube dies die Verbindung unterschiedlicher Nutzungsbereiche. Kritisch sah die Jury hingegen die Herausstellung der Bibliothek, die sich derzeit im Hauptgebäude befindet. Auch kritisierte sie, dass die Ersatzneubauten, die das Hauptgebäude Richtung Osten abschließen, die Kubatur des Bestands aufgreifen und dadurch keine zusätzlichen Nutzungsbedürfnisse abdeckten.
Die derzeitige Bruttogrundfläche soll im Rahmen der Maßnahmen von etwa 88.000 auf 107.000 Quadratmeter erweitert werden. Bestimmte Fakultäten werden dabei „aufgrund der mangelhaften Betriebssicherheit im Bestandsgebäude zeitlich prioritär behandelt.“ Das begründet auch den Abriss von Teilen des Hauptgebäudes. Das Investitionsvolumen für die Weiterentwicklung des Standorts wird laut Pressemitteilung der Bundeswehr mit einer Milliarde Euro beziffert.
(sla)
Zum Thema:
Weitere Informationen zum Wettbewerb: www.masterplan-helmut-schmidt-universitaet.de
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