Bereits seit 2014 fördert das Bundesprogramm „Nationale Projekte des Städtebaus“ deutschlandweit Planungsvorhaben, die ein besonderes „Impuls- und Innovationspotenzial“ aufweisen. Hohe Fördersummen ermöglichen deren Realisierung. Im vergangenen Jahr wurden damals noch vom Bundesministerium des Innern für Bau und Heimat insgesamt 24 Projekte ausgewählt, die ganz unterschiedliche Themenschwerpunkte setzen und zu denen Sanierungsprojekte, Transformationsvorhaben sowie kultur- und gemeinwohlorientierte Planungen gehören.
Eines dieser Projekte ist die Errichtung des neuen Dorfzentrums Saaletaler Höfe in der unterfränkischen Gemeinde Gräfendorf. Der dazugehörige Wettbewerb konnte nun im September entschieden werden: Das Berliner Büro Georg Scheel Wetzel Architekten erhielt den 1. Preis. Bereits seit mehreren Jahren beschäftigt sich Gräfendorf mit seiner zukünftigen Entwicklung und den Herausforderungen, die laut dem 2015 eigens entwickelten Maßnahmenkatalog „Gräfendorf und Ortsteile – Ein Ort im Umbruch“ unter anderem Demographie-, Strukturwandel und Hochwasserschutz ins Auge fassen. Das Wettbewerbsverfahren wurde von Schirmer Architekten (Würzburg) betreut. Alle Preise im Überblick:
- 1. Preis: Georg Scheel Wetzel Architekten (Berlin)
- 2. Preis: ARGE super future collective und Johannes Kappler Architektur und Städtebau (beide Nürnberg)
- 3. Preis: Dürschinger Architekten und Partner (Fürth)
Im Rahmen des von der Gemeinde ausgelobten, einstufigen und nichtoffenen Wettbewerbs (RPW 2013) galt es auf einem 1.400 Quadratmeter großen Grundstück ein Gebäude zu planen, das künftig als neuer Ankerpunkt des Dorfes dienen soll und mit den dort untergebrachten Funktionen unterschiedliche Bereiche der Nahversorgung abdeckt. Neben einem Bürgersaal und Vereinsräumen waren erweiterte Räumlichkeiten für einen bereits bestehenden Dorfladen im Gemeindezentrum zu entwerfen und dessen Funktionserweiterung durch ein Bürgercafé zu planen. Ergänzt wird das Programm durch Räume für eine Arztpraxis.
Um das Projekt realisieren zu können, erwarb die Gemeinde das Baugrundstück im Zentrum. Die ehemalige Bestandsbebauung aus landwirtschaftlich genutzten Gebäuden wurde bereits abgerissen. Ebenfalls war die Planung von 2.000 Quadratmeter großen Freianlagen als Ideenteil in die Wettbewerbsentwürfe zu integrieren. Die Kosten für das künftige Dorfzentrum belaufen sich auf etwa 2,6 Millionen Euro (Kostengruppen 300+400), was der Fördersumme durch das Bundesprogramm entspricht.
Der Entwurf von Georg Scheel Wetzel Architekten sieht drei zusammenhängende, zweigeschossige Gebäudeteile vor, die sich laut Jury unter Vorsitz des Architekten
Rainer Kriebel durch die Satteldächer und Proportionen an die sie umgebende Dorfstruktur anpassen. Dabei schlägt das Büro vor, den aus Beton zu fertigenden Gebäudesockel mit regionalen, roten Mainsandsteinplatten zu verblenden und die Holzkonstruktion der Giebeldächer mit einer Fassade aus Lärchenholz sowie einer Dachdeckung mit Holzschindeln zu versehen. Für die Freiraumplanung sind unter anderem Feuchtwiesen als Retentionsräume für den Hochwasserschutz vorgesehen.
Durch das Vorhaben soll nicht nur der Abwanderung aus der dörflichen Region entgegengewirkt werden, vielmehr eröffnet das Projekt laut Auslobung die Möglichkeit, eine Vorbildfunktion im Umgang mit der „Daseinsvorsorge für zahlreiche Orte im ländlichen Raum“ zu erfüllen. (
sla)
Zum Thema:
In unserem Themenpaket Raus aufs Land widmeten wir uns im April dieses Jahres realisierten Bauten für die Dorfgemeinschaft.
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