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11.02.2025
Warenhaus wird Stadtbibliothek
Wettbewerb in Gevelsberg entschieden
Viele Kommunen sehen sich heute mit leerstehenden Warenhäusern konfrontiert. So auch Gevelsberg bei Wuppertal. Hier hatte die Stadt einen einstufigen, nichtoffenen Wettbewerb für die Umnutzung des ehemaligen Warenhaus Rupprecht ausgelobt. Der Entwurf von ATP architekten ingenieure erhielt den 1. Preis.
Ab dem 19. Jahrhundert führte die jüdische Familie Rosenthal in bester innerstädtischer Lage ein Textilwarenhaus – bis es 1938 den Novemberpogromen zum Opfer fiel. In den Sechzigern betrieben die Warenhausketten Merkur, Horten und Rupprecht einen Neubau an gleicher Stelle. Dieser prägt mit seiner Fassade aus rautenförmigen Betonelementen seither das Stadtbild. 2001 meldete Rupprecht Insolvenz an und verkaufte das Haus an eine Gevelsberger Familie, die lange Zeit eine Drogerie im Erdgeschoss und eine Tanzschule im ersten Obergeschoss betrieb.
Gevelsbergs Bewohner*innen engagierten sich derweil schon kurz nach der Insolvenz für eine umfängliche Wiederbelebung des Warenhauses und suchten in verschiedene Initiativen nach möglichen Nutzungen. Die Stadt Gevelsberg erwarb das Gebäude schließlich 2020 für einen, nach eigenen Angaben, höheren einstelligen Millionenbetrag. Sogleich beauftragte sie den Berliner Künstler Christian Awe damit, ein 170 Quadratmeter großes Gemälde für den Kopfbau anzufertigen.
Nun möchte die Stadt Räume für ihre Stadtbibliothek, eine Musikschule und das Stadtarchiv einrichten. Laut Auslobung soll das Haus mit rund 17.000 Quadratmetern Bruttogrundfläche zur „soziokulturellen Begegnungsstätte“ werden. Ferner waren Vorschläge zur Fassadengestaltung, zur Aktivierung des Dachs, sowie eine energetische und barrierefreie Sanierung gefordert. Aus zwölf eingegangenen Beiträgen kam die Jury unter Vorsitz von Stadtplanerin Christa Reicher (Aachen) zu folgendem Ergebnis:
- 1. Preis: ATP architekten ingenieure (Frankfurt)
- 2. Preis: studioinges Architektur und Städtebau (Berlin)
- 3. Preis: anderswo.studio (Köln)
- Anerkennung: Hascher Jehle Architektur (Berlin)
- Anerkennung: CROSS Architecture (Aachen)
Den Siegerentwurf lobte die Jury für die „klar gegliederten Nutzungen“ und das Fassadenkonzept. Interessanterweise sahen fast alle ausgezeichneten Entwürfe eine komplett neue Fassadengestaltung vor. Lediglich Hascher Jehle Architektur visualisierten den Erhalt und Bewuchs der ikonischen Fassade. In einer Bürgerversammlung im Jahr 2024 hatten sich 51% der Befragten für die Neugestaltung der Fassade ausgesprochen.
Die Stadt Gevelsberg geht nun in die Vergabeverhandlung mit den Preisträgern. Bis April soll feststehen, welches Büro den Zuschlag für die Ausführung erhält. Der Baubeginn ist spätestens für 2027 geplant. Die Baukosten werden aktuell auf etwa 22,5 Millionen Euro geschätzt. Neben der Umnutzung des Warenhauses plant Gevelsberg die Sanierung der Fußgängerzone. Für beide Maßnahmen erhält die Stadt Mittel aus der Städtebauförderung. (tg)
Zum Thema:
Mehr Ideen für die Umnutzung von Kaufhäusern gibt es in der BauNetz WOCHE #653.
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1. Preis: ATP architekten ingenieure (Frankfurt)

2. Preis: studioinges Architektur und Städtebau (Berlin)

3. Preis: anderswo.studio (Köln)

Das Rupprecht-Haus im Jahr 2024
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