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08.04.2014

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Wohnen am Dom

Wettbewerb in Erfurt entschieden


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Wer gegenüber des ehrwürdigen Erfurter Mariendoms ein Wohnhaus mit Läden im Erdgeschoss errichten will, muss einen Wettbewerb durchführen. So ist es hier geschehen. Bei dem nichtoffenen Realisierungswettbewerb „Wohnen am Dom“ hat die Jury unter Vorsitz von Michael Mann am Mittwoch diese Preisträger gekürt:


Die Jury beurteilte die erstplatzierte Arbeit so: „Die Verfasser besetzen den Stadtraum mit drei einzelnen, relativ gleichartigen, winkelförmigen Bausteinen. Dabei wird die Front zur Domstraße nicht komplett geschlossen, sondern aus einzelnen, aus der historischen Körnung entwickelten Kopfbauten in drei Parzellen gegliedert. Aus den Kopfbauten entwickeln sich Zeilen in die Tiefe des Grundstücks, so dass sich jeweils Bezüge zum Dom und zum Breitstrom entwickeln, was eine besondere Qualität der Arbeit darstellt.

Der Entwurf zeigt eine hohe und eigenständige Qualität. Stadtstrukturell sind in diesem Quartier die hier vorgesehenen kleinen „Gassen“ wegen der Zerstörung 1813 nicht nachweisbar, zitieren aber im Stadtkern und auch im unmittelbaren Umfeld vorhandene Verkehrswege. Sehr geschickt wird die Höhenentwicklung vom Domplatz zur rezenten Bebauung an der südlichen Domstraße bzw. am Bergstrom über eine interessante Dachlandschaft vermittelt.“


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

10

Dabler | 13.04.2014 14:17 Uhr

Kalt und unmenschlich.

Also Brutalistisch.

Meine Kritik: Der Charakter des Gebäudeentwurfs nimmt überhaupt keine Notiz von seiner direkten Umgebung. Er simplifiziert seine Nachbarn zu fensterlosen Blöcken, die nur in Höhe und Straßennähe zitiert werden. Die randomisierte Verteilung der Fensterflächen ohne jede Struktur bricht den harmonischen Straßenzug auf, verwirrt das Auge und wirkt auf den Betrachter kalt und invasiv. Die Dachproportionen des Entwurfs haben überhaupt keinen Bezug zu und keinerlei Respekt vor der historischen Hierarchie im Stadtteil. Wie ein störender Fremdkörper, der sich nicht integrieren will. Das Gebäude wird so Zeit seiner Existenz nie als integraler Bestandteil des Straßenzugs wahrgenommen werden, immer nur als egoistisch um maximale Aufmerksamkeit bettelnder Baukörper. Schade, erneut muss der öffentliche Raum als Spielfeld narzisstischer Egomanie herhalten.

Der Entwurf strahlt zudem keine Form der Emotion aus, wirkt mechanistisch und unmenschlich (also modern?). Der verspielte, zurückhaltende Charakter seiner Nachbarn wirkt viel lebensfroher und freundlicher. Die zwanghafte Offenheit des Entwurfs mit seinen überproportionalen Fensterflächen wirkt künstlich, falsch und erzwungen. Ein Bau, der sich der Öffentlichkeit preisgibt, keinerlei Rückzugsmöglichkeit verspricht. Es ist dem Entwurf förmlich anzusehen, wie unwohl er sich in seiner Umgebung fühlt.

Die Entscheidung sollte sicherlich noch einmal überdacht werden.

9

Captain Kirk | 11.04.2014 12:34 Uhr

oberflächlich

enttäuschend finde ich vor allem auf welchem Niveau hier kritisiert wird. Keiner der nach den Qualitäten der privaten, semiprivaten, transitorischen und öffentlichen Außenräume fragt. Keiner der sich mit Fragen der Höhenentwicklung, Dichte, Typologien und Adressbildung auseinandersetzt.
Wirklich traurig wie oberflächelich, nach ausschließlich formalen Kriterien und auf Grundlage eines einzigen Modellfotos der Stab gebrochen wird.
Das ist eines Fachforums nicht würdig, oder werden da nur fleisig Trollpunkte gesammelt?

8

Oh my god | 11.04.2014 01:18 Uhr

Enttäuschend...

...gerade für ein Altstadtjuwel wie Erfurt.

Auch wenn der erste Preis, für sich betrachtet, durchaus seine Qualitäten hat, wirkt seine unruhige Dach- und Fassadenabwicklung an diesem sensiblen Ort völlig deplatziert. Die Konkurrenzentwürfe mögen weniger spektakulär oder "modisch" sein, gefallen aber ausnahmslos besser; besonders Müller Reimann fügen sich elegant und selbstverständlich ein, ohne zu rekonstruieren.

Die Erfurter Stadtplaner und Investoren sollten sich gut überlegen, ob sie am Domplatz dem flüchtigen Zeitgeist folgen oder eine Lösung wollen, die dem Ort gerecht wird. Abschreckende Beispiele gibt es anderswo wahrlich genug.

7

Captain Kirk | 10.04.2014 14:14 Uhr

Strukur versus Form

Zum Glück hat hier ein offensichtlich kompetentes und kluges Preisgericht aufgrund stadtstruktureller Kriterien entschieden, und sich nicht vom zu erwartenden Geheul der Retrowutbürger beeinflussen lassen. Der Müller Reimann Historismus lässt einem ja das Blut in den Adern gefrieren.
Schön das die faszinierende Platzsituation in Erfurt gegenwärtig und lebendig bleibt.
Glückwunsch an die Stadt Erfurt und natürlich die Kollegen Worschech. So selbstverständlich und Zwanglos wie sich der Entwurf einfügt, muss man das erst einmal hinbekommen.

6

Kilian | 09.04.2014 13:16 Uhr

Peinlich...

Man sollte den Reihenfolge auf den Kopf stellen, dann hätte man ein gutes Ergebnis. So hat es den Anschein, als sollte der Lokalmatador auf Teufel komm raus den Auftrag bekommen - mit einem hässlichen Entwurf ohne Proportion und Gefühl für den Kontext sowie einer Formensprache aus den 90er Jahren. Peinlich.

Kilian

5

B. Kulka | 09.04.2014 12:53 Uhr

Mies Macher

Sehe das auch so.

1. Preis: gewollt zeitgenössisch - im negativen Sinn.

Müller Reimann: wieder ein guter Beitrag!

4

H. Seeger | 09.04.2014 11:35 Uhr

Mies Macher

- kein Kommentar-

[das Pseudonym sagt ja an sich schon alles; ich warte dann gerne auf Ihre Berufung in ein Preisgericht]

3

Reinhard04 | 09.04.2014 10:53 Uhr

Chapeau Woresch

Der ewige Einheitsbrei dieser historisierenden Fassaden, vermutlich auch entsprechenden Grundrissen, wurde durch ein innovatives Preisgericht von der gutbürgerlichen biederen Speisekarte abserviert. Ich.. auch Architekt.. wohne gerne in einem zeitgemässen Haus. Die Fassadenöffnungen des 1. Preis versprechen interessante Raumfolgen, die Adressbildung ist besser bzw. einprägsamer als bei Konkurrenten. Reiches Erfurt

2

Fraglich | 09.04.2014 10:19 Uhr

historische Stadtgestalt?

Ich finde den Entwurf völlig unpassend, wo ist der Gestaltungsbeirat wenn man einen braucht

1

Mies-Macher | 08.04.2014 21:43 Uhr

Stadtfeindlich

Der erste Preis: pubertär, modisch, unbeholfen, bemüht designed, ausreichend ignorant für die Prämierung - ein Unglück für Erfurt. Müller Reimann: der einzige Entwurf, der dort hingepasst hätte, sehr gut. Warum nimmt man dann den Designschrott? Aus dem gleichen Grund, warum man im Kleinstadttheater die Mozart-Oper ganz innovativ mit Sadomasoklamotten aufführt: um zu beweisen, wie wenig provinziell man ist. Armes Erfurt.

 
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