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07.01.2021
Zylinder für NRW-Landtag
Wettbewerb in Düsseldorf entschieden
Von Friederike Meyer
Als das Landtagsgebäude von Nordrhein-Westfalen am Düsseldorfer Rheinufer 1988 eröffnete, gab es in NRW drei Fraktionen, und auch die parlemantarische Arbeit war noch eine andere. Eller, Maier, Walter + Partner hatten ein Ensemble aus Segment- und Kreisfiguren inklusive eines runden Plenarsaals entworfen. In der Balance zwischen Transparenz dort, wo die Öffentlichkeit am Alltag des Parlaments teilhaben kann, und Geschlossenheit dort, wo die Abgeordneten konzentriert arbeiten können, sahen damals viele das perfekte bauliche Bild für das Selbstverständnis der Demokratie. Doch das Haus ist längst zu klein geworden.
Inzwischen gibt es fünf Fraktionen im Landtag, sie arbeiten an mehreren Orten über die Stadt verteilt, die Mieten steigen kontiniuierlich. Ein weiterer Grund für den geplanten Neubau sind die umfangreicheren Aufgaben der Politik: mehr Kommunikation, mehr fachliche Zuarbeit, mehr Fachausschüsse. Die Belegung der Sitzungsräume stieg von 2.000 Buchungen im Jahr 2005 auf rund 12.000 im Jahr 2019. Nicht zuletzt beteiligen die Fraktionen des Landtags häufiger Sachverständige und Bürger*innen – 2019 allein in 200 Veranstaltungen. Schließlich will man mehr Besucher*innen, vor allem Kinder und Jugendliche.
Der Neubau soll neben dem bestehenden Landtag auf einem 7.000 Quadratmeter umfassenden Grundstück zwischen WDR-Studio und Rheinturm entstehen, das derzeit als Parkplatz genutzt wird. Parallel dazu bietet sich die Chance, die umliegenden Freiräume und den Bilker Bürgerpark weiterzuentwickeln. Der hat eine wichtige Vernetzungsfunktion für die angrenzenden Wohnquartiere und bildet das „grüne Eingangstor“ zum Medienhafen und zum Rhein mit seiner Uferpromenade und dem Parlamentsufer im Bilker Rheinpark.
Für die Planung des Erweiterungsbaus (Realisierungsteil) und ein freiraumplanerisches Konzept für den angrenzenden Bürgerpark (Ideenteil) hatten die Stadt Düsseldorf und der Landtag vor genau einem Jahr einen offenen, zweiphasigen hochbaulich-freiraumplanerischen Realisierungswettbewerb mit freiraumplanerischem Ideenteil und anschließendem VgV-Verhandlungsverfahren ausgelobt und das büro luchterhandt mit der Koordination beauftragt. Laut Auslobung sollten die Teilnehmer einen eigenständigen Bau nach DGNB Goldstandard mit eigenem Zugang und wetterfester Verbindung zum Bestand entwickeln, der als Teil des Landtags erkennbar ist; ein integriertes Fassadenkonzept erarbeiten und das Hochwasser bedenken. Für die Freiraumplanung galt es unter anderem, ein Nutzungsprogramm für den Bürgerpark aufzustellen, das Rad- und Fußwegenetz enger zu knüpfen sowie Ideen für ein innovatives Mobilitätskonzept zu formulieren.
Das Preisgericht unter Vorsitz von Jörg Aldinger befasste sich mit 34 Entwürfen, von denen neun in die engere Wahl gekommen waren. Ende November 2020 fiel die Entscheidung für nachstehende Rangfolge im Realisierungsteil:
- 1. Preis (3. Preis Ideenteil): Schulz und Schulz Architekten (Leipzig), r + b landschaft s architektur (Dresden)
- 2. Preis (1. Preis Ideenteil): Kim Nalleweg Architekten (Berlin), capattistaubach urbane landschaften (Berlin)
- 3. Preis (2. Preis Ideenteil): RKW Architektur + Rhode Kellermann Wawrowsky (Düsseldorf), WKM Landschaftsarchitekten (Düsseldorf)
- 4. Preis (4. Preis Ideenteil): Lorber Paul Architekten (Köln), Club L94 Landschaftsarchitekten (Köln)
Der Siegerentwurf von Schulz und Schulz und r + b landschaft s architektur denkt das Motiv des Bestandsbaus weiter. Vier runde, teils aufgeständerte Gebäude mit teilsolarisierten Glasfassaden und Dachbegrünung umschwingen die Südseite des ebenfalls runden Rheinturmsockels und erhalten viel Freiraum. Funktional könne der Entwurf sehr überzeugen, so die Jury. Die Verbindung aller Baukörper sowie zum Bestandsgebäude werde im 3. Obergeschoss hergestellt und damit ausgezeichnet an die Ebene des Plenarsaals mit Wandelhalle und an die Fraktionsbereiche angebunden. Die inneren Wege seien aufgrund des ringförmigen Erschließungssystems zwar lang, doch komme das Konzept ohne längere monofunktionale Korridore aus. Am siegreichen Konzept im Ideenteil von Kim Nalleweg Architekten und capattistaubach urbane landschaften lobte die Jury die Idee des Parlamenthains, der die bestehenden Freiräume Bürgerpark, Rheinpark Bilk und Medienhafen miteinander verbindet, auch die aus dem Stadtzentrum hierher führende Platanenallee angemessen abschließt und zu Medienhafen und Rhein umlenkt.
Der Landtag wird jetzt Verhandlungen über die Details des Vertrags mit dem Architekturbüro aufnehmen, heißt es in dessen Presseerklärung. Baubeginn könnte bereits Ende 2021 sein. Über die geplanten Kosten des Neubaus gibt es bisher keine Angaben.
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1. Preis (3. Preis Ideenteil): Schulz und Schulz Architekten (Leipzig), r + b landschaft s architektur (Dresden)
2. Preis (1. Preis Ideenteil): Kim Nalleweg Architekten (Berlin), capattistaubach urbane landschaften (Berlin)
3. Preis (2. Preis Ideenteil): RKW Architektur + Rhode Kellermann Wawrowsky (Düsseldorf), WKM Landschaftsarchitekten (Düsseldorf)
4. Preis (4. Preis Ideenteil): Lorber Paul Architekten (Köln), Club L94 Landschaftsarchitekten (Köln)
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