Eine spannende öffentliche Bauaufgabe und fast 400 Teilnehmer: Keine Frage, der Wettbewerb um den Neubau der Regionalbibliothek im bulgarischen Warna reiht sich ein in die zahlreichen Großveranstaltungen des letzten Jahres, vom Guggenheim in Helsinki über das Bauhaus in Dessau bis zum Museum in Wien. Ein Unterschied war allerdings, dass die Teilnehmer bei diesem Wettbewerb überwiegend aus Osteuropa und Asien kamen, und nur ein paar aus nördlicheren Gefilden wie Deutschland, Frankreich oder Amerika. Die prämierten Büros aus Sofia, Hong Kong, Sydney und Ioannina sind darum exemplarisch für das gesamte Feld. Nur der Gewinner bestätigt als Ausnahme die Regel, denn Architects for Urbanity arbeiten in Rotterdam.
Das Ergebnis im Überblick:
- 1. Preis: Architects for Urbanity, Rotterdam
- 2. Preis: I/O Architects, Sofia
- 3. Preis: Spatial Practice, Hong Kong
- Anerkennung: Stewart Hollenstein, Sydney
- Anerkennung: PLUSRchitecture, Ioannina
Für
Architects for Urbanity war es bereits der zweite Erfolg in jüngerer Zeit – in Dessau hatten sie es immerhin auf die Shortlist geschafft. Ihr Entwurf für die Bibliothek in Warna sieht ein kantiges Volumen vor, dessen terrassiertes Inneres dank einer verglasten Fuge auch im Außenraum sichtbar wird. Rampen führen an den Büchern entlang bis auf das oberste Plateau, von dem aus das Schwarze Meer zu sehen ist.
Mit Rampen arbeiten auch
I/O Architects, doch bei ihnen geraten die Geschossdecken als Ganzes in Schieflage – die Bibliothek wird dadurch zur Buchspirale, was an frühe Entwürfe von OMA denken lässt. Dank breiter Balkone erinnert ihr Gebäude im Außenraum allerdings eher an ein etwas zurückhaltend gestaltetes Wohngebäude.
Ganz anders dagegen die Fassade von
Spatial Practice, die sich durch eine expressive Vervielfachung der immer gleichen scheibenartigen Stützen auszeichnet. Das sorgt zugleich für Leichtigkeit und räumliche Präsenz, was der Bauaufgabe gut gerecht wird.
Notwendig wird der Neubau übrigens, weil sich die Räumlichkeiten der Bibliothek bisher auf sechs Gebäude verteilen. In Zukunft soll jedoch nicht nur ein Ort zum Lesen und Arbeiten entstehen, sondern ein öffentlicher Raum, der allen Bürgern der Stadt als Aufenthaltsort dient.
Mit
Trine Berthold von schmidt hammer lassen,
Kaloyan Erevinov von Zaha Hadid Architects und den beiden slowenischen Architekten
Matija Bevk und
Vasa J. Perović waren mehrere Bibliotheks-Spezialisten in der Jury vertreten. Ihre Wahl lässt darum auf eine schnelle Umsetzung des Projekts hoffen.
(sb)
Zum Thema:
Alle Entwürfe für Warna: www.varnalibrary.bg
Weitere Bibliotheken auch in der Baunetzwoche#401: Artgerechte Buchhaltung
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