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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Wettbewerb_in_Bochum_entschieden_2569599.html

06.06.2012

Kompakt und machbar: Musik in St. Marien

Wettbewerb in Bochum entschieden


Die neugotische St.-Marien-Kirche in Bochum-Mitte, 1868-72 errichtet, prägt mit ihrem 70 Meter hohen Turm die südwestliche Stadterweiterung der Bochumer Innenstadt. Dennoch wäre sie in den vergangenen Jahren beinahe abgerissen worden: Das Bistum Essen hat die Kirche im Jahr 2002 entwidmet und danach mutwillig dem Verfall preisgegeben. Doch vielfältige Bemühungen bürgerlichen Engagements haben den Abriss bisher verhindert. Inzwischen plant die Stadt Bochum, die Kirche in ein neu zu bauendes Musikzentrum zu integrieren.

Dazu wurde ein einstufiger Wettbewerb ausgelobt, der Ende Mai entschieden wurde. Aus der Auslobung: „Das Musikzentrum soll ein für alle offenes Haus sein, das eine neu zu errichtende konzertante Spiel- und Probenstätte der Bochumer Symphoniker (angestrebt werden 14 000 Kubikmeter Raumvolumen mit mindestens 820 Sitzplätzen) mit einem Multifunktionssaal in der umzunutzenden Marienkirche“. Das Musikzentrum soll zum „zentralen Baustein und Impulsgeber für die städtebauliche Entwicklung des Kreativquartiers Viktoria-Quartier Bochum in der Bochumer Innenstadt“ werden.

Das Preisgericht unter Vorsitz von Manfred Hegger kürte diese Preisträger:

1. Preis: Bez + Kock Architekten Generalplaner GmbH, Stuttgart

2. Preis: JSWD Architekten GmbH & Co. KG, Köln

3. Preis: Hascher Jehle Planungsgesellschaft mbH, Berlin

Zum Siegerentwurf schrieb eine Lokalzeitung: „Er ist sich nicht der originellste, der bombastischste, der schönste unter den zehn Entwürfen. Aber er ist kompakt, durchdacht und vor allem machbar.“

Die zentrale Entwurfsidee von Bez und Kock ist, das Musikzentrum als lang gestreckten Baukörper entlang der Viktoriastraße mit einer breiten Vorfläche und mit deutlich markierten Eingängen auf beiden Seiten des Chores der Marienkirche zu positionieren. Der neue Multifunktionssaal mit 250 Plätzen und der neue Konzertsaal mit 901 Sitzplätzen stellen das Hauptschiff der Marienkirche in ihre Mitte. Die Kirche dient damit einerseits als Foyer für die beiden Säle, kann aber anderseits für zusätzliche Veranstaltungen genutzt werden.

Die Jury beurteilte den ersten Preis so: „Das Neubauvolumen erstreckt sich entlang der Viktoriastraße mit einer breiten Vorfläche und erhält deutlich herausgearbeitete Zugänge auf den beiden Seiten des Chores der Marienkirche. Die Gebäude des Mehrzweckraumes und des Konzertsaales sind präzise positioniert und nehmen Bezug auf das Hauptschiff der Marienkirche. Durch die leichte Einsenkung des Saales gelingt es, in Bezug zur Nachbarbebauung eine angemessene Höhenentwicklung der gesamten Anlage zu erreichen.

Die Kirche dient als ein räumlich beeindruckendes Foyer für die beiden Säle und kann für zusätzliche eigenständige Veranstaltungen herangezogen werden. Eine getrennte Nutzung der Säle ist gegeben. Der kleine Saal und der Multifunktionssaal sind bezüglich ihrer Größe, Lage, Anbindung und Anlieferung optimal gelegen und gut nutzbar. Eine Zuschaltbarkeit der beiden Räume ist einfach herstellbar. Der gesamte Gebäudebereich öffnet sich großzügig zum Straßenraum.

Der große Saal ist gut an das Foyer angeschlossen und in seiner Proportion sowie Volumen optimal gegliedert. Die Erschließung für die Zuschauer ist übersichtlich gelöst und erlaubt den direkten Aufgang zu den Zuschauerrängen. Kontrovers im Preisgericht diskutiert wurde die Öffnung des Baukörpers zum Straßenraum. Zweifel wurden geäußert, ob die starke Geschlossenheit der Fassaden die gewünschte Zielsetzung eines öffentlichen Musikzentrums ausreichend berücksichtigt.

Insgesamt überzeugt der Beitrag durch seinen ebenso zurückhaltenden wie auch selbstbewussten Auftritt, der die Kirche als einen selbstverständlichen Teil des gesamten Ensembles einbezieht und mit dem Bestand einen besonderen, unverwechselbaren Ort mit hoher Identitätskraft schafft.“

Für das Projekt sind 33 Millionen Euro veranschlagt. Der größte Teil wird durch private Spendengelder sowie Fördergelder des Landes und der EU finanziert. Doch noch fehlen der Stiftung Bochumer Symphonie rund 2,7 Millionen Euro an der von ihr zugesagten Spendensumme. Der Rat der Stadt wird am 28. Juni über den Entwurf entscheiden.


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