Von 2013 bis 2020 war Bielefeld Hauptquartier der britischen Streitkräfte in Deutschland. Seit dem Abzug vor zwei Jahren stehen zwei Kasernenareale und mehrere Wohngebiete vor der Nachnutzung. Im vergangenen Jahr bot die Eigentümerin, die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, der Stadt Bielefeld die Erstzugriffsoption für das Areal der Rochdale Kaserne an, infolgedessen ein städtebaulich-landschaftsplanerischer Wettbewerb ausgelobt wurde. Ziel ist die Konversion der Kaserne zu einem Quartier mit heterogener Bau- und durchmischter Nutzungsstruktur, überwiegend soll auf dem Areal dabei Wohnraum entstehen. Durchsetzen konnten sich die Berliner Büros Studio Schultz Granberg mit bbz landschaftsarchitekten.
Der Wettbewerb wurde als nichtoffener Wettbewerb mit vorgeschaltetem Bewerbungsverfahren (RPW 2013) ausgelobt, die Koordination übernahm das Bielefelder Büro Drees & Huesmann Stadtplaner. Bereits seit 2015 wird der Entwicklungsprozess für die Bielefelder Kasernenareale dabei von Bürgerdialogen und Runden Tischen begleitet. Alle Preise im Überblick:
- 2. Preis: BHSF Architekten (Zürich) und Städtebaumanufaktur mit NMM LandschaftsArchitektur (beide München)
- 4. Preis: Thomas Schüler Architekten Stadtplaner (Düsseldorf) mit faktorgruen Landschaftsarchitekten (Freiburg)
Insgesamt stehen auf dem Areal der Rochdale Kaserne im Stadtbezirk Mitte neun Hektar Fläche sowie angrenzend weitere zwei Hektar für die Planungen zur Verfügung. Besondere Herausforderungen sind zum einen die Kasernenbauten, von denen die ersten Mitte der 1930er Jahre erbaut wurden, und bei denen vorab kein Denkmalwert festgestellt wurde. Zum anderen gilt es im neuen Quartier mit dem hohen Maß an Flächenversiegelung umzugehen. Die Entwicklung des Gebietes sollte mindestens 600 Wohneinheiten und unterschiedliche Wohnformen beinhalten, von denen 5.000 Quadratmeter für experimentellen Wohnungsbau vorzuhalten waren. Ebenfalls waren neben öffentlichen Frei- und Sportflächen auch Einzelhandel und nicht-störendes Gewerbe, ein Quartiersplatz und ein Stadtteilzentrum sowie eine Kita vorzusehen.
Studio Schultz Granberg und bbz landschaftsarchitekten schlagen die Entwicklung des Gebietes unter Erhalt mehrerer Bestandsbauten vor – teils temporär, um darin Zwischennutzungen zu ermöglichen. Material aus Rückbauarbeiten soll darin bis zur Wiederverwendung vor Ort gelagert werden. Das Konzept wurde unter Beteiligung des Unternehmens Concular entwickelt, das sich auf Kreislaufwirtschaft in der Baubranche spezialisiert hat. Die Jury unter Vorsitz von
Rolf-Egon Westerheide lobte die damit einhergehende Möglichkeit einer schrittweisen Entwicklung. Der Vorschlag ließe „ein Stadtquartier entstehen, das wohltuend gewachsen und nicht am Reißbrett entworfen erscheint.“
Die Rochdale Kaserne ist eines von zahlreichen Projekten der Regionale 2022 in der Nordrhein-Westfälischen Region Ostwestfalen-Lippe. Gleich mehrere militärische Konversionsflächen sind Teil des Programms geworden, von denen sich beispielhaft drei weitere in Paderborn befinden. Der Fokus liegt dabei auf der Entwicklung von „ökologisch nachhaltigen Quartieren“ und findet unter Einbindung von Bürgerdialogen statt.
(sla)
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