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03.08.2023

Mehr Raum fürs Naturkundemuseum

Wettbewerb in Berlin entschieden


In der Berliner Museumslandschaft stehen gewaltige Sanierungs- und Neubauvorhaben an. So etwa die Planung für das Museum des 20. Jahrhunderts oder die „unendliche Geschichte“ der Sanierung des Pergamonmuseums. Ein umfangreiches Vorhaben ist auch die Sanierung und Erweiterung des Museums für Naturkunde in der Nähe des Hauptbahnhofs. Den nichtoffenen, einphasigen Realisierungswettbewerb nach RPW 2013 konnten Ende Juni gmp · Architekten von Gerkan, Marg und Partner für sich entscheiden.

Für die fünfzehn teilnehmenden Teams galt es, insgesamt 20.300 Quadratmeter Fläche zu bearbeiten, was mehr als der Hälfte der künftigen Nutzfläche von 38.000 Quadratmeter ausmacht. Im Fokus des Wettbewerbs rund um den denkmalgeschützten Gebäudekomplex stehen das Hauptgebäude von August Tiede (1883–89) sowie die Anfang des 20. Jahrhunderts realisierten Erweiterungen Nordflügel und Nordbau.

Bereits in den vergangenen Jahren wurde viel erneuert. Am prominentesten ist dabei der Wiederaufbau des Ostflügels durch Diener & Diener Architekten 2009. Die Kosten des nun gestarteten Vorhabens, die von Bund und Land Berlin gemeinsam getragen werden, sind mit 188,5 Millionen (KG 300 und 400) sowie weiteren 13,9 Millionen Euro für die Freianlagen beziffert. Bereits Ende Juni tagte die Jury unter Vorsitz von Architektin Ulrike Lauber und vergab vier Preise:


Durch die geplanten Maßnahmen soll sich das größte Naturkundemuseum Deutschlands dem Publikum weiter öffnen, etwa durch die Verschränkung von Ausstellungsflächen und Schausammlungen. 600 Beschäftigte arbeiten und forschen hier. Hinzu kommen jährlich 600 bis 700 Gastforscher*innen. Mit seiner Sammlung von 30 Millionen Objekten gehört das Museum auch zu den drei naturkundlichen Forschungsmuseen der renommierten Leibniz-Gemeinschaft.

Grundlagen und Nutzungsanforderungen


Grundlage des Wettbewerbs war der 2018 vorgelegte „Zukunftsplan – konzeptionelle und bauliche Entwicklungsperspektiven für das Museum für Naturkunde Berlin“. Konkret bedeutet dies die Gestaltung eines barrierefreien Vorplatzes und Haupteingangs sowie die „Erschließung des Museums als offenes, integriertes Forschungsmuseum mit moderner Infrastruktur für die Besuchenden“. Dabei ist bereits ein Anstieg der jährlichen Besucherzahlen von 750.000 auf eine Million eingeplant. Hinzu kommen Neubauten für Ausstellungs-, Sammlungs- und Forschungszwecke sowie die Gestaltung der Außenanlagen. Vorgaben und Flächenpotenziale wurden im Vorfeld erarbeitet und im Rahmen einer sogenannten Einpassplanung definiert.

Diese basiert wiederum auf einer 2020 abgeschlossenen Masterplan-Studie der Büros Arup und David Chipperfield Architects. Gemeinsam bildeten Masterplan-Studie und Einpassplanung die Grundlage für die Wettbewerbsaufgabe, die allerdings auch eine kritische Überprüfung der Einpassplanung umfasste. Dazu gehört etwa die künftige zentrale Durchwegung durch den aktuell als „Sauriersaal“ bekannten Hauptraums der zu Eingangsbereich und „Welcome-Hall“ wird. Zur Diskussion standen auch die Erweiterung des Nordbaus, der heute Hörsäle sowie Verwaltungsbereiche umfasst.

Erweiterung und Erschließung des Bestands

Das Preisgericht tagte bereits Ende Juni an zwei Tagen, das umfangreiche Juryprotokoll wurde am 20. Juli veröffentlicht. Daraus geht hervor, welche Abwägungen es vor allem hinsichtlich des Denkmalschutzes im Rahmen der künftigen Planung zu bedenken gilt.

Den Siegerentwurf von gmp · Architekten von Gerkan, Marg und Partner lobte die Jury dabei mit Blick auf die Ergänzung bisheriger Ausstellungsflächen. Auch hob sie die vorgeschlagene barrierefreie Überquerung mittels Brücken hervor, wies allerdings auch auf die Überprüfung der wirtschaftlichen Machbarkeit des östlichen Innenhofs hin. Ähnlich wie die Drittplatzierten setzen gmp auf die Überdachung beider Innenhöfe.

Erwähnenswert ist der gänzlich andere Weg, den WXCA (Warschau) und Kopperroth (Berlin) gingen. Statt wie bisher das Museum über den Haupteingang zu erschließen, platzierten sie diesen unterirdisch und verlegten die zentralen Eingangsbereiche gleichsam in das Untergeschoss. Anders als die Konkurrenz sehen sie den Sauriersaal nicht als zukünftig überdachten Innenhof vor, sondern erweiterten diesen ebenfalls ins Untergeschoss hinein. Der Vorschlag konnte die Jury überzeugen, da er im Erdgeschoss viel Raum frei machen würde. Allerdings überwogen denkmalpflegerische Bedenken angesichts der nötigen Eingriffe.

Zu den künftigen Planungen im Museum für Naturkunde gehört nicht nur die Erweiterung dieser Bereiche. In einem zweiten Planungsabschnitt, der nicht Teil des Wettbewerbs war, ist zudem eine Erweiterung der im Südosten liegenden Bauten geplant, die in Kooperation mit der Humboldt-Universität durchgeführt wird. Ein weiterer Standort soll zudem in Adlershof entstehen. Dieser befindet sich aktuell im Vergabeverfahren. (sla)


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Zu den Baunetz Architekt*innen:

gmp · Architekten von Gerkan, Marg und Partner


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1. Preis: gmp · Architekten von Gerkan, Marg und Partner (Hamburg) mit Rainer Schmidt Landschaftsarchitekten (München)

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2. Preis: Staab Architekten mit Levin Monsigny Landschaftsarchitekten (beide Berlin)

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3. Preis: allmannwappner (München) mit Rabe landschaften (Hamburg)

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4. Preis: WXCA (Warschau) und Kopperroth Architektur und Stadtumbau (Berlin)

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