Die Berliner Gipsformerei wurde 1819 als Königlich Preußische Gipsgussanstalt gegründet und gehört heute zu den Staatlichen Museen zu Berlin. Sie verfügt über etwa 7.000 Abformungen von Originalkunstwerken, aus denen sowohl für Museen als auch Privatinteressenten Repliken gefertigt werden. Dazu gehören die Büste der Nofretete ebenso wie die Mark-Aurel-Säule aus Rom. Die jüngste Ausrichtung der Gipsformerei auf hochwertige, große und komplizierte Reproduktionen sowie das stetig wachsende Archiv machen nun die Erweiterung der Räumlichkeiten und die Sanierung des Bestandsbaus notwendig. Den zu diesem Zweck durchgeführten Wettbewerb konnten nun gmp · Architekten von Gerkan, Marg und Partner (Berlin) für sich entschieden.
Westlich von Schloss Charlottenburg direkt an der Ring- und Stadtautobahn befindet sich die Berliner Gipsformerei in einem 1891 fertiggestellten, längst denkmalgeschützten Gebäude. Neben der notwendigen Grundsanierung des Bestandes ist ein Erweiterungsbau im rückwärtigen Teil der Liegenschaft der Bauherrin Stiftung Preußischer Kulturbesitz vorgesehen. Aufgrund der hohen Anforderungen, die sich aus der Doppelfunktion der Gipsformerei als Archiv und Werkstatt ergeben, wurden Haberland Architekten (Berlin) 2019 mit einer Machbarkeitsstudie beauftragt. Darauf aufbauend wurde Anfang 2022 im Auftrag der Stiftung vom Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung ein offener, zweiphasiger anonymer Wettbewerb nach RPW 2013 ausgelobt. Fünfzig Büros nahmen daran teil, überwiegend mit Sitz in Berlin. Alle Preise im Überblick:
Der Bestand soll von 5.000 auf 13.000 Quadratmeter Bruttogrundfläche erweitert werden. Neben der Erweiterung des Depots, des Umzugs der Werkstätten in den Neubau als auch einer neuen, acht Meter hohen Montagehalle galt es, die geforderten Entwürfe mit einem Low-Tech-Ansatz zu entwickeln. Die „technischen Systeme sollen bewusst reduziert und bauliche Lösungen am Gebäude in den Mittelpunkt“ gestellt werden. Geplant sind laut Auslobung Gesamtkosten (KG 200-700) von 97 Millionen Euro, die – wie sämtliche Baumaßnahmen der Stiftung – vom Bund finanziert werden.
Das Bestandsgebäude befindet sich in einer von Gewerbe geprägten Straße. Der Entwurf von gmp sieht einen L-förmigen Bau vor, der die Gipsformerei nach Norden und Westen erweitert und die Nachbarbauten in die neue Innenhofsituation einbezieht. Insbesondere letzteres wurde von der Jury unter Vorsitz von
Frank Kasprusch (Scheidt Kasprusch Architekten) besonders hervorgehoben. Im Rahmen des Wettbewerbs wurden auch in Richtung der Wohnbebauung geschlossene Hofsituationen vorgeschlagen – etwa in den Beiträgen von Backes Zarali und Felgendreher Olfs Köchling, deren Erweiterungsbau zudem das Ziegelmauerwerk des Bestandes aufgreift.
Entsprechend der Auslobung sieht der prämierte Entwurf von gmp vor, den bisherigen Showroom im Bestandsgebäude beizubehalten. Die Werkstätten, deren zeitgemäße technische Anforderungen im Bestand nicht mehr erfüllt werden können, werden im Neubau platziert. Im westlichen Gebäudeteil ist dort auch die von außen einsehbaren Montagehalle geplant. Das Preisgericht lobte nicht nur die „sorgsam gewählte – zugleich ikonische – Formensprache“, zu der auch der Abschluss durch zwei Solarkamine gehört, sondern auch die Wahl von Infraleichtbeton für die Fassadenkonstruktion und die Nutzung von Lehmziegeln, die laut Büro für die Innenwände zum Einsatz kommen sollen.
Die Ergebnisse des Wettbewerbs sind seit dem gestrigen
Donnerstag, 12. Januar bis
Donnerstag, 26. Januar 2023 im Ernst-Reuter-Haus (Straße des 17. Juni 112, 10623 Berlin) zu sehen und ab dem
Dienstag, 31. Januar 2023 für voraussichtlich zwei weitere Wochen im Foyer der Gemäldegalerie am Kulturforum.
(sla)
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typisch berlin | 18.01.2023 11:49 Uhrmutlos
copy paste der machbarkeitsstudie
städtebaulich fatal den hof der gipsformerei zur wohnbebauung offen zu lassen