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29.06.2015
Staab Architekten erweitern Haus der Wannsee-Konferenz
Wettbewerb in Berlin entschieden
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maestrow | 02.07.2015 17:09 UhrSchaukelstühle und Luftballons
Vorschlag zur Güte: Anstatt das verhinderte Junggenie zu spielen, dass im angeblich so verkommenen Wettbewerbswesen nicht berücksichtigt wird, (immerhin gibt es so was hierzulande, wiewohl in der Regel die Mehrzahl der Einreichungen den Aufwand meist nicht rechtfertigt) schlage ich einen neuen Forschungsbereich piktorale Atmosphärenforschung in Wettbewerbsvisualisierungen vor. Hier wären wunderbare Fallstudien zu finden: Die Brücknersche dark room Darstellung im Schnitt und Baumteppich à la Koch im Stil der frühen 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Die Ähnlichkeit mit den Münchener Ehrentempeln mag weit hergeholt sein, ist aber auch nicht völlig abwegig, dort die Schaukelstühle eines hochpreisigen Herstellers (soll evt. Nachdenken über den Ort suggerieren?) und dann die heitere Picknickatmosphäre im Vorgarten des Terrors. Wie dünn die kulturelle Decke ist, an der die Architekten emsig stricken, wäre in diesem neuen Forschungsbereich vielleicht allgemein deutlicher, denn die Visionen der Architekten sind ja- das wäre zu untersuchen - irgendwie so ähnlich gemeint, wie die digital zusammenklebten Bildchen versprechen? Und die Projekte? Wenn das die besten waren, wie waren dann die anderen 175 aus der Vorrunde?
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claus | 02.07.2015 12:47 Uhrwirkliche Skandale und vergessene Böse
Ich schließe mich in dem Punkt, dass offene Wettbewerbe nicht automatisch Qualität befürworten, Lars an. Jedoch würde eine „newcomer-klausel“ dem Wettbewerbswesen keinen Abbruch und der deutschen Baukultur sicherlich gut tun.
Zu den vorgesellten Arbeiten: Ich glaube (wie auch Lars) nicht, dass einen hier ein Höllenschlund anblicken muss. Wem, spätestens, beim Besuch des Ortes nicht auch so bewusst wird, um was es hier geht, ist kaum zu helfen. Ferner habe ich mit gebauten „Schlünden“; so meine Probleme, sie verleiten nämlich dazu das Böse zu mystifizieren und als etwas externes, bestialisches zu verklären. Fakt ist aber, dass Täter keine Dämonen der Hölle waren, sondern durchschnittliche (Eichmann) oder teilweise auch „kultivierte“ (Heydrich) Männer gewesen sind. Auf die großbürgerliche Villa mit einem ruhigen Entwurf zu reagieren ist hier angebracht. Die Happy-Family-Renderings von Marte.Marte fand ich in der Tat auch schwierig, den Entwurf an sich sehe ich jedoch ganz klar auf dem ersten Platz, die einfache, ruhige Form sitzt gut an ihrem Platz und die Proportionen scheinen auch zu stimmen.
Was ich bei den Skandal-Schreiern hier nicht so recht verstehe ist allerdings, dass niemand hier das Wort gegen den zweitplatzierten Entwurf erhebt. Wenn man hier einen Skandal ausrufen wollen würde, dann wäre es jener zweite Platz. Einen Ruhmestempel irgendwo zwischen Walhalla und Münchener Ehrentempel https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/9/99/Bundesarchiv_Bild_183-S22310%2C_M%C3%BCnchen%2C_K%C3%B6nigsplatz%2C_Ehrentempel.jpg
Vorzuschlagen ist bestenfalls geschichtsvergessen. Dass dieser Entwurf auch noch auf dem zweiten Platz landet ist ein weiteres Zeichen, für den um sich greifenden Konservativismus in unserem Land; der ausbleibende Furor scheinbar auch. Traurig.
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JoKe | 02.07.2015 09:42 Uhr@ LarsK
Ein nach den eher trolligen Studentenkommentaren wohltuender Kommentar.
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Lars K | 01.07.2015 16:17 UhrLiebe Trolle,
ich bin sonst der erste, der sich über das verkümmernde Wettbewerbswesen in Deutschland aufregt. Hier fällt mir das allerdings schwer, da ich nichts Verwerfliches daran finden kann, wenn aus 183 Bewerbern sieben Büros "aus Deutschland, Spanien und Österreich" ausgewählt wurden. Sonst regen sich doch alle auf, dass wie z.B. beim Guggenheim in Helsinki Millionen von Arbeitsstunden von Architekten weltweit verbrannt werden - übrigens größtenteils für Ergebnisse, die jeder Beschreibung spotten, insofern konnte dort leider überhaupt nicht bewiesen werden, dass ein total offener WB zu insgesamt höherer Qualität führt.
Ich kann auch bei Brückner+Brückner und MarteMarte nun wirklich nicht erkennen, dass hier nur die üblichen Verdächtigen eingeladen wurden. Natürlich wäre es wünschenswert, dass hier auch noch drei völlig Unbekannte zusätzlich die Chance bekommen, sich mit überzeugenden Ideen durchzusetzen - so wie Herr Staab damals den Wettbewerb in Nürnberg gewonnen und danach sein Büro gegründet hat.
Aber vor allem: die Qualität der Entwürfe und des Verfahrens ließe sich ja diskutieren, wenn nicht die Qualität der Kommentare hier einmal mehr keine Grenzen (nach unten) kennt.
1. Ist es eklig, den Teilnehmern vorzuwerfen sie würden den ort nicht kennen, hätten die Ausstellung noch nie besucht etc. etc. Es ist völlig unvorstellbar, dass irgend ein Architekt bei einem solchen WB sich nicht zuvor mit der Sache auseinander setzt. Die Vorwürfe hier im Forum sind ebenso unsachlich wie unbewiesen und dazu noch wenig originell.
2. Die Diskussion, wie eine Gedenkstätte aussehen könnte, ist zum Glück um Längen weiter als man es hier im Forum denken könnte. Belehrend pädagogische Architektur bei der sich ein "Höllenschlund" auftun soll, damit nur ja kein Besucher auf die Idee kommen könnte sich seine eigenen Gedanken zu machen, gehört (ein Glück) der VErgangenheit an. Zwar wird noch immer vor allem knirschender Kies, rostender Stahl und brutaler Beton verwendet, aber meistens doch für kluge, nachdenkliche und relativ neutrale Gebäude wie im KZ Dachau (Nagler), Bergen-Belsen (KSP), oder auch beim Stasi-Knast Hohenschönhausen (HG Merz) --- da kann ich den Staab-Entwurf hier durchaus in derselben Reihe sehen. Klagen über das Budget sollten sich dagegen nie an den Architekten richten, wie die Forumsmitglieder hier ja wissen sollten.
Also bitte: vor dem Jammern über die Ungerechtigkeit der WElt und die Qualität der Kollegen, einmal kurz über die eigene Qualität nachdenken. Dann würden die Diskussionen hier vielleicht Spaß machen.
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adviadrum | 30.06.2015 13:12 UhrVerfahren
Die Kommentare sind mehr als treffend.... Ein Wettbewerb, der der Ordnung halber "beschränkt" mit 7 (!!!) Teilnehmern ausgeschrieben wird , wird als Teilnehmerfeld eben jene etablierten Büros zu Tage fördern. Dass diese eine solche Aufgabe vielleicht eher "lax" angehen, da es letztlich um eher kleine Bausummen (und damit Honorarsummen) geht, ist grundsätzlich verständlich, für die Baukultur gerade bei einer solchen Aufgabe unangemessen.
Schade, die Aufgabe wäre echt spannend gewesen - gerade wenn man die tolle Ausstellung kennt....
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RML | 30.06.2015 12:26 Uhr"Wettbewerb??"
Kann mich Fred Konkret etc nur anschliessen? Wenn Ich solche Vergabeverfahren und Findungsprozesse lese / sehe , erstaunt es mich keineswegs, dass sich immer weniger JungArchitekten auf die eigenen Beine stellen.
Bei einer derartigen Projektgrösse wäre ein zweistufiges Verfahren mit vorgeschaltetem offenen Wettbewerb sicherlich angemessen gewesen im Kontext des derzeit ach so gern diskutierten "fairen Wettbewerbsverfahren"...
Mich beunruhigt es, dass die Kammern dem nichts entgegensetzen.
Wenn nun noch die HOAI von Brüssel aus gekippt werden sollte verkommt der Jungarchitekt immer mehr zum Zeichenknecht und die aus der Historie etablierten teilen sich den Kuchen unter sich auf....
Ein Hoch auf die lebhafte Baukultur!!
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Das Lisel | 30.06.2015 09:21 UhrPicknick II
Danke, Toni Tek - genau der Gedanke kam mir auch gleich. Erst ein bisschen Endlösung gucken und danach ein entspanntes Picknick oder wie? Sicher waren die Architekten noch nie in der Ausstellung. Peinlich.
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Frank | 29.06.2015 21:26 UhrVerfahren
Und ist das Haus auch noch so klein, ein beschränkter Wettbewerb muss es sein!
Aber das passt ja ganz gut zum Thema Diskriminierung....
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Christian | 29.06.2015 18:25 UhrPicknick?
Auch im Siegerentwurf suche ich nach dem Gedanken, dem Hinweis der mich glauben lässt, dass den Autoren klar war, wo sie hier bauen.
Während im Text viel vom architektonischen Kontext die Rede ist, danke ich: Drüben, im Herrenhaus wurde entschieden, Millionen Menschen so schnell wie möglich zu ermorden.
Und wie kommentieren wir das heute? Durch einen
Bunker? Eine Staubsaugerdüse? Ein Bahnsteig? Was soll uns diese Form sagen?
An dieser Stelle müsste sich doch die Erde auftun wie ein Höllenschlund. Etwas von der ungeheuren Monströsität müsste sichtbar werden...
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Don Jon | 29.06.2015 18:17 Uhr"Wettbewerb"
Schließe mich meinem Vorredner an, mit einem fairen Verfahren hat das absolut nichts zu tun!!! Wo sind die jungen Büros? An der Größe des Projekt kann es ja nicht liegen.
Verweise auf die Veranstaltung diese Woche „Haltung bitte! Qualität durch eine faire Wettbewerbskultur" - es diskutieren Volker Staab,... - einer der Nutznießer der aktuellen Situation. Na ja...
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Toni Tek | 29.06.2015 16:16 UhrPicknick?
3. Preis: Wissen die Verfasser eigentlich, was das ist: das Haus der Wannseekonferenz? Man zweifelt, wenn man die Luftballons und die Picknickfamilie sieht...
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Fred Konkret | 29.06.2015 16:12 Uhr"Wettbewerb"
Liebes Baunetz, bitte verwendet für so ein Verfahren nicht mehr den Begriff "Wettbewerb".
Er ist nur noch eine Floskel, mit der man politische Entscheidungen der Öffentlichkeit präsentiert.
Mit einem fairen Verfahren hat das nichts zu tun.
Und das bei so einer Bauaufgabe!
Wenn Demokratie nicht gelebt wird, ist sie bald nichts mehr wert.
1. Preis: Staab Architekten
2. Preis: Brückner Brückner Architekten
3. Platz: Marte.Marte Architekten
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The Fountainhead | 03.07.2015 17:33 Uhr@maestrow @ LarsK
Eine differenziertere Betrachtung des Wettbewerbswesens würde Ihnen nicht schaden.
Der Umstand, dass die Finalisten in Helsinki nicht unbedingt überzeugten, liegt nicht am Verfahren sondern an der Jury. Bei einer so großen Teilnehmerzahl kann man davon ausgehen, dass beinahe jede erdenkliche Möglichkeit eingereicht wurde.
Wenn dann diese Finalisten ausgewählt wurden, so spiegelt sich in der Wahl die Vorstellung der Jury von guter Architektur und nicht unbedingt die Qualität aller Beiträge.
Diese Entscheidung, auch wenn sie nicht jedermanns Sache ist, gilt es ersteinmal zu respektieren, da sie einen demokratischen Prozess abbildet.
Daraus abzuleiten, dass ein beschränkter Wettbewerb zu "besseren" Ergebnissen führen würde, ist genauso vermessen wie anmaßend und zeugt von einer fatalistischen Geisteshaltung, die letztlich von der Einsicht geprägt ist, dass man es selbst nicht besser machen könnte.